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Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1891
Bd.: 116. 1890/92
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-116

ID: 00018666
1 /7
... Edmund Miller aus dem württembergischen Armeekorps angeführt sind in Bezug auf die Art, wie die Militärärzte veranlaßt werden, Offiziere, die man bei der Hauptmanns- oder Majorsecke beseitigen will, als krank darzustellen, wie sie da wider Willen genöthigt sind, ärztliche Atteste auszustellen, Krankheiten zu finden, die gar nicht existiren, nur damit die vorgesetzte Behörde die Möglichkeit hat, den betreffenden Offizier mit Anstand und mit einem Schein von Grund aus dem Dienst entlasten zu können, — ich meine, alle diese Dinge beweisen mir, daß die Stellung der Militärzte eigentlich im großen und ganzen eine für diesen Stand unwürdige ist, da sie vielfach genöthigt sind, Rücksichten zu nehmen, die eigentlich mit ihrer wissenschaftlichen Ueberzeugung und ihrer Stellung als Aerzte nie und nimmer vereinbar sein sollten. Weiter, meine Herren, ist hierbei bemerkenswerth, wie die Zahl der Selbstmorde sich auf die verschiedenen Dienstjahre vertheilt. Da tritt der Fall ein, daß im ersten Dienstjahre die Zahl der Selbstmorde im Durchschnitt genommen 405 beträgt, im zweiten Dienstjahre 192, im dritten 112, im vierten 144 und in höheren Dienstjahren 188. Daß diese letzteren Dienstjahre schon die Chargen umfasten, liegt nach der Zahl der Jahre auf der Hand. Es war eine Ueberraschung, die mir zu Theil geworden ist, als ich in dem zitirten Berichte weiter nachgesehen und gefunden habe, daß unter den Selbstmördern in jenen vier Jahren eine ganz ungewöhnlich hohe Zahl von Chargirten sich befinden, z. B. (0) 18 Feldwebel, 64 Sergeanten und 131 Unteroffiziere, zusammen 213. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1892
Bd.: 119. 1890/92
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-119

ID: 00018669
2 /7
... Edmund Miller über die Zustände in der württembergischen Armee veröffentlicht worden sind, und welche auch ein beredtes Zeugniß von den Zuständen ablegen, unter denen wir leben. (Zuruf.) — Meine Herren, Eduard Miller ist angeklagt worden, aber nicht wegen der von ihm veröffentlichten Mißhandlungsfälle, die nicht angezweifelt werden konnten, weil die volle Wahrheit derselben sich konstatiren ließ, sondern er ist angeklagt und verurtheilt worden wegen eines anderen mit dem hier gekennzeichneten Vorgänge in gar keiner Verbindung stehenden militärischen Vergehens. Er soll wohl eine Beleidigung gegen einen Vorgesetzten ausgesprochen haben und deswegen aus dem Militär entlasten und zu einer bestimmten Strafe verurtheilt worden sein. — Nun, in jenen Broschüren finde ich unter anderem eine Mittheilung, daß ein Oberstlieutenant Beck, Kommandeur des westfälischen Pionierbataillons, mit den rohesten Schimpfworten eine Kompagnie traktirt habe. Er nannte sie unter anderem infame, undisziplinirte Bande, und sagte dann zu dem Hauptmann: lasten Sie die Brut (L) noch einmal anfassen. Hier ist allerdings keine körperliche Mißhandlung vorhanden, aber es sind Schimpfworte gefallen, wie man sie von einem gebildeten Manne, wie ein Regimentskommandeur doch unzweifelhaft sein soll, nicht erwarten dürfte. ...

3 /7
... Stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrath für das Königreich Württemberg, Oberstlieutenant von Neidhardt: Meine Herren, ich muß die Ausführungen des Herrn Abgeordneten Bebel, insoweit sie die Württembergischen Militärverhältnisse betreffen, so lange bestreiten, als er nicht einen anderen Beweis als die Schrift des aus dem Offizierstand entfernten früheren Hauptmanns Edmund Miller beigebracht hat. Von den in dieser Schrift angeführten Fällen von Mißhandlungen ist nur ein einziger dienstlich zur Kenntniß des Kriegsministeriums gelangt. Zur Charakteristik dieser Schrift glaube ich beispielsweise anführen zu dürfen, daß die darin enthaltene Behauptung, es seien von Oktober 1890 bis März 1891 aus der Garnison Ulm 24 Soldaten desertirt, durchaus unwahr ist. Vor allem aber muß ich Angriffe, wie sie der Herr Abgeordnete Bebel gegen hohe, verdiente, im Königlich Württembergischen Armeekorps gestandene Generale ohne jeden Beweis gerichtet hat, mit voller Entschiedenheit zurückweisen. Präsident: Ich schlage vor, meine Herren, daß wir uns jetzt vertagen. — Das Haus ist hiermit einverstanden. Ich gebe zu einer persönlichen Bemerkung das Wort dem Herrn Abgeordneten Dr. Casselmann. Abgeordneter Dr. Casselmann: Meine Herren, der (D) Herr Reichskanzler hat, wenn ich ihn recht verstanden habe, in seinen Erwiderungen auf meine Ausführungen mir vorgeworfen, ich hätte behauptet, daß in der preußischen Armee keine Gerechtigkeit geübt werde. Dieser Vorwurf kann nur auf einem großen Mißverständniß seitens des Herrn Reichskanzlers beruhen. ...

4 /7
... Sodann hat der Herr Abgeordnete Haußmann gefragt, warum wir gegen den Herrn Edmund Miller nicht den Strafantrag gestellt haben. Ich habe hierauf zu entgegnen, nachdem dieser Verfasser verschiedene Schriften schon wegen seiner ersten Schrift aus dem Offizierstand entfernt, und dies öffentlich bekannt gegeben worden ist, haben wir weiter keine Veranlassung, uns mit seinen ferneren schriftlichen Erzeugnissen zu beschäftigen und ihm dadurch eine weitere Bedeutung beizulegen. Was sodann die Angabe der Desertionen in Ulm betrifft, so muß ich dieselbe als unrichtig bezeichnen. Ich kann mir diese Angabe nur dadurch erklären, daß vielleicht eine Verwechselung mit denen, die aus Ungehorsam abwesend, und (v) denen, die ohne Erlaubniß ausgewandert sind, vorliegt. Präsident: Das Wort hat der Herr Reichskanzler. Reichskanzler Graf von Caprivi: Der Herr Abgeordnete Haußmann hat mir den Rath gegeben, mich gelegentlich vom Schlachtfelde zu seiner Kulturhöhe zu erheben. Ich bin nicht im Stande, zu ermessen, welche Anstrengung meinerseits dazu erforderlich sein würde, weil ich zu wenig das Vergnügen habe, den Herrn und seinen Kulturstandpunkt zu kennen. (Heiterkeit rechts.) Nach der Rede. die er heute gehalten hat, könnte ich der Gefahr ausgesetzt sein, diese Höhe zu unterschätzen; denn ich kann mir nicht ganz klar darüber werden, welchen anderen Zweck diese Rede hätte haben können, als Mißtrauen und Mißvergnügen zu erregen. (Große Unruhe links. Sehr richtig! rechts.) Meine Herren, was soll es denn, wenn jemand sich hierher stellt und vor dem Lande eine Anzahl von Fällen, die hier zu beurtheilen kein Mensch im Stande ist, vorträgt? (Heiterkeit links.) ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1896
Bd.: 144. 1895/97
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-144

ID: 00002757
5 /7
... Er hat sich dabei auch auf eine Broschüre eine» Hauptmanns Miller berufen, um daraus gewissermaßen seine Rückschlüsse auf die Armee zu ziehen. Ich kann nur sagen: wenn der Abgeordnete Wohlgefallen an solcher Lektüre gefunden hat und wenn er glaubt, daß er dadurch ein Urtheil über die wirklichen Zustände in der Armee gewinnt, dann befindet er sich im Irrthum. Hat er aber Vergnügen an der Lektüre dieser Art, so kann ich ihm noch eine ganze Anzahl solcher Schriften geben. Ich habe sie hier alle zusammengebunden. Erst Edmund Miller, den er wohl meint, dann Franz Otto Klau», Haupmann a. D. u. s. w. Hier find sie! Ich stelle sie dem Abgeordneten Bebel als mir entbehrlich zur Verfügung. (Schallende Heiterkeit.) Meine Herren, die Verfasser dieser Broschüren find Personen, die ihren Beruf meistens verfehlt haben, die irgend etwa» anderes hätten werden sollen als Soldaten; es sind Personen, von denen einige leichten Schiffbruch, einige kavariv grosse erlitten haben.1 ,,1 . (Heiterkeit.)1 ^ Nun, wenn er aus deren Kundgebungen seine Kenntniß von den Verhältnissen in der Armee schöpfen will, dann befindet er sich in ganz derselben Lage, als wenn er sein eigene» Antlitz in einem konkav oder konvex geschliffenen Spiegel sieht: das schöne Ebenmaß der Züge wäre nicht mehr zu erkennen.1 (Anhaltende Heiterkeit.) Dann brachte der Abgeordnete hier zur Sprache, daß ein Gewissenszwang auf Rekruten ausgeübt werde, die vor ihrer Einstellung sich verheiratet und vielleicht auch schon Familie bekommen haben. Davon ist mir absolut nichts bekannt. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1896
Bd.: 145. 1895/97
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-145

ID: 00002758
6 /7
... Weiter hat der Herr Abgeordnete Bebel in längerer Ausführung, indem er über sehr viele Dinge abwechselnd sprach, nämlich von der schlechten Behandlung der Soldaten, vom Moralzustand in der Armee, vom Selbstmord und den Desertionen, sich schließlich auf einen Hauptmann Edmund Miller als seinen Gewährsmann berufen, der eine Broschüre geschrieben hat. Ich habe damals dem Herrn Abgeordneten Bebel gesagt: aus solchen Büchern, aus der Litteratur verunglückter Lieutenants kann man keine richtigen Schlüffe ziehen auf die Einrichtungen der Armee. Der Herr Abgeordnete Bebel hat das natürlich nicht für zutreffend gehalten. Es ist also auch mit ihm nicht darüber zu streiten. Ich habe aber kurz nach der Rede des Herrn Abgeordneten Bebel von Herrn Hauptmann Miller einen Brief bekommen. Ich bemerke vorweg, daß ich nicht die Ehre habe, den Herrn Hauptmann Miller zu kennen, und baß auch aus meinem Ministerium niemand mit dem Herrn näher bekannt ist. ...

7 /7
... Weiter ist der Herr Kriegsminister auf den Lieutenant— (6) ich glaube nicht, daß der Herr Hauptmann ist — Edmund Miller zu sprechen gekommen und dessen Broschüre. Ich bin einigermaßen erstaunt, daß der Herr Kriegsminister diesen Fall überhaupt hier erwähnte. Vor etwa drei, vier Jahren — da war er allerdings, soviel ich weiß. noch nicht im Amte — habe ich an der Hand der Millerschen Broschüre hier ausführliche Erörterungen gemacht, aber in der letzten Rede umfaßten meine Aeußerungen über Miller kaum sechs Zeilen, das glaube ich behaupten zu dürfen, und die gipfelten darin: der Lieutenant Miller habe seiner Zeit selbst in seiner Broschüre ausgeführt, wie sein Vorgesetzter ihm bei einer Revue über eine Kompagnie Ersatzreseroisten, die bekanntlich nach den früheren Anordnungen zunächst zehn Wochen zu üben hatten, das Zeugniß ausgestellt, er habe diese Leute innerhalb zehn Wochen so weit kriegstüchtig ausgebildet, daß sie sich von einer Linienkompagnie in nichts unterschieden. (Zuruf.) — Das war alles, was ich neulich in meiner ersten Rede über den Lieutenant Wilder äußerte. Herr Miller hat heute auch keine Veranlassung genommen, sein Urtheil von damals irgendwie zurückzunehmen; er hat nur aus einem Grunde, der mir vorläufig ein Geheimniß ist, sich veranlaßt gesehen, sofort, nachdem sein Name in den Berichten des Reichstags genannt war, an den Herrn Kriegsminister zu schreiben und eine Art patsr psvoavi zu sagen und zu bedauern, daß seine Broschüre noch nach 6 Jahren dazu benutzt würde, um aufhetzende Reden zu halten. ...
... Nun, was ich damals über Miller sagte, war durchaus nichs aufhetzendes; hält Herr Miller es dafür, dann hätte er seinerzeit es sich besser überlegen sollen, was er schrieb. Bis zu diesem Augenblick steht diese Thatsache fest, und jenes Urtheil zurückzunehmen, habe ich keine Veranlassung. Weiter kam der Herr Kriegsminister auf den Fall Schiller. Ich glaubte, er würde mir nachweisen, daß in der (V, Schilderung der Behandlung, die dem Mann widerfuhr, etwas nicht richtig wiedergegeben sei; ich glaubte, er würde mir beweisen, daß meine Angriffe in Bezug auf die Unterbringung des Mannes in der Arbeiterabtheilung irgendwie falsch seien. Von alledem kein Wort, nicht das Geringste! Er bezog sich nur auf eine Aeußerung des Herrn Abgeordneten Lenzmann, der den Schöler so und so beurtheilt haben soll; es schien mir, es war dem Herrn Kriegsminister dabei um einen Witz zu thun, der ihm aber verunglückte. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Im übrigen ist eine sachliche Widerlegung und Klarstellung dessen, was ich über Schöler gesagt habe, nicht erfolgt; folglich habe ich auch keinen Grund, darauf weiter einzugehen. Ebenso ist es mit dem Fall Wendlandt. Dieser hat in meiner letzten Rede auch nur eine ganz nebensächliche Rolle gespielt; ich habe ihn, soviel ich mich entsinne, nur mit den Worten erwähnt bei Ausführung der Zustände der Arbeiterabtheilung. auch der Wendlandt sei von vornherein in eine solche überwiesen worden auf Grund von nichts anderem, als daß er in seinem Zioilverhältniß sich eine Majestätsbeleidigung habe zu schulden kommen laffen, die ihm drei Monate Gefängniß einbrachte. ...