... Wie jetzt ein großer Theil der Aerzte für den Impfzwang bei Menschen eingenommen ist, so war man auch lange Zeit hindurch für das Impfen der Thiere, namentlich der Schafe, eingenommen. Nach den Mittheilungen, die mir geworden sind, scheint es, daß die Thierärzte, und es werden namhafte amtlich angestellte Thierärzte bezeichnet, jetzt so entschieden gegen das Impfen der Thiere sind, daß man sogar mit dem Gedanken umgeht, ein Verbot solchen Zmpfens bei den Regierungen zu erwirken; also auch wieder ein Beweis, wie mir scheint, daß die Schlüsse, die man für die zwangsweise Menschenimpfung uns vorgetragen hat, nicht auf einer soliden Basis beruhen. Aber, meine Herren, wenn man aucki annehmen könnte, daß im Großen und Ganzen das Impfen weit mehr Vortheil als Nachtheil bringt, dann ist doch dadurch noch nicht im Entferntesten ein Zwang gerechtfertigt. Wohin würde es führen, wenn man von dem Satze ausginge, daß, sobald das, was man Wissenschaft nennt, sich überzeugt hat, es sei Etwas wohlthätig für die Menschheit oder es halte Nachtheil von ihr ab, der Menschheit oder den Einwohnern eines bestimmten Staates dasselbe aufgezwungen werden müsse. Wohin würde das führen! Meine Herren, die Cholera ist, wie mir scheint, mindestens ebenso gefährlich und bedrohlich, wie die Pocken es sind. Man trifft alle möglichen Vorkehrungen, um die Einschleppung der Cholera, um deren Fortpflanzung zu verhindern, gewiß mit vollem Recht. ... ... Der Verfasser hat unter vier Paragraphen diejenigen Kautelen aufgeführt, welche nach seiner Ansicht für nothwendig erachtet werden müssen, wenn man gefahrlos impfen will. Wenn Sie diese verschiedenen Vorsichtsmaßregeln ins Auge fassen, so werden Sie sehen, daß es bei den Massenimpfungen, die unser Gesetzentwurf vorschreibt, kaum möglich ist, alle diese Kautelen zu befolgen. Aber noch weniger ist es möglich, die Impfung zu überwachen, d. h. wieder dafür zu sorgen, daß der mit der Impfung Betraute auch wirklich alle nöthigen Vorsichtsmaßregeln ergreift. Ich will Ihnen aus der bezeichneten kleinen Schrift nur Einiges mittheilen; dann, glaube ich, werden Sie meine Ansicht theilen müssen. Es heißt da unter Anderem: Mittelst eines nicht zu spitzen, nadelförmigen Instruments werden die dazu bestimmten schönsten Pusteln durch häufige horizontale Einstiche vorsichtig eröffnet, die hervordringende klare Lymphe, ohne Druck auf die Pusteln auszuüben, an Haarröhrchen aufgefangen, und nachdem dieselbe unter dem Mykroskop genau untersucht und gefunden worden ist, daß sich keine Bluttheilchen darin finden, so — werden sie so und so behandelt u. s. w. Nun aber,, meine Herren, habe ich wieder in einer anderen ärztlichen Broschüre gelesen, daß es auch ungefärbte Bluttheilchen geben kann, welche gefährliche Krankheiten übertragen können. Nun muthet man zunächst denjenigen, die die Lymphe be-34 ...
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