Verhandlungen des Deutschen Reichstags

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Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1907
Bd.: 241. 1907
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-241

ID: 00002851
601 /782
... Pest und Cholera herrschten wieder in zahlreichen Häfen Chinas und Japans. Eine Einschleppung in das Schutzgebiet konnte durch geeignete Ouarantänemaßregeln verhindert werden. Pocken traten vereinzelt auf, jedoch kam unter der europäischen Bevölkerung kein Fall vor. Malaria kam sechsmal zur Beobachtung. Tropenmalaria trat nicht auf, ebensowenig Lepra und Fleck- und Rückfalltyphus. Von der amerikanischen Mission in Tsinanfu wurden im Oktober 1905 mehrere Diphtheriefälle gemeldet. Dem Wunsche der Mission um Übersendung von Diphtheriehcilserum wurde entsprochen. Gegen Ende des Berichtsjahrs wurden von S. M. S. »Fürst Bismarck« neun Scharlachkranke ausgeschifft, die sich den Krankheitskeim wahrscheinlich in Pei ta ho geholt hatten. In Tsingtau selbst ist kein Fall vorgekommen. Von August 1904 ab ist das Gouvernementslazarett ununterbrochen mit russischen Kranken belegt gewesen. Die letzten Kranken verließen Tsingtau am 16. Juli 1906. Von den Besatzungstruppen starben sechs Mann, darunter einer infolge Unglücksfalls. Die Wasserleitung liefert einwandfreies Wasser?) Der Vertilgung von Mücken, Fliegen und sonstigem Ungeziefer wurde wiederum besondere Aufmerksamkeit gewidmet/ eine beträchtliche Verminderung konnte festgestellt werden. Zur Beseitigung der Staubplage fanden, wie in den Vorjahren, regelmäßige Besprengungen der Straßen mit Seewaffer statt. Die Besprengung der Wege im Lazarettgarten mit Teer hat sich ausgezeichnet bewährt und soll fortgesetzt werden. Das Genesungs- und Erholungsheim Mecklenburghaus ^) erfreute sich auch im verflossenen Jahre eines regen Verkehrs. Es wurde von 1 039 Personen, nämlich 791 Erwachsenen und 56 Kindern der Zivilbevölkerung und 192 militärischen Rekonvaleszenten aufgesucht. Für letztere besteht außerdem eine kleinere Erholungsstation in Scha tsy kou. ...
... N Pest und Cholera. Pocke«. Malaria. Diphtheritis. Scharlach. Russische Kranke. Sterblichkeit. Wasserversorgung Fliegen- und Moskitoplagr. Staubplage. Mecklenbnrghans. Frauen« und Kinderklinik. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1908
Bd.: 245. 1908
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-245

ID: 00002855
602 /782
... Pest-Cholera. Kala azar. Pocken. Malaria. Kapitel 5. Gesundheitswesen. Der Gesundheitszustand der Zivilbevölkerung und der Besatzungstruppen im verflossenen Jahre kann als befriedigend bezeichnet werden. Darmtyphus wurde während des Berichtsjahrs in Tsingtau selbst nicht beobachtet/ dagegen erkrankte an Bord eines Kriegsschiffs, welches in der Tsingtauer Werft lag, ein Mann an Darmtyphus. Der Fall blieb vereinzelt. Die Zahl der an Ruhr und Darmkatarrh Erkrankten ist sowohl bei der Zivilbevölkerung wie auch bei den Besatzungstruppen gegen das Vorjahr erheblich gestiegen. Diese Steigerung wurde an der ganzen ostasiatischen Küste, besonders auch im Dang tse-Tale beobachtet. Eine genügende Erklärung für das Überwiegen der Darmkrankheiten in einzelnen Jahren liegt bis jetzt nicht vor. Vielleicht kommen die eigentümlichen klimatischen Verhältnisse dieses Jahres mit größerer Hitze, höherer Luftfeuchtigkeit und geringeren Niederschlägen und die infolgedessen eingetretene starke Fliegenvermehrung in Betracht. Im Laufe des Berichtsjahrs traten wieder zahlreiche Blinddarmentzündungen auf. Es wurden im ganzen 56 Operationen gegenüber 42 im Vorjahr ausgeführt, und zwar eritfallen hiervon auf die Zivilbevölkerung l5, auf die Besatzungstruppen 4l / alle Operationen sind erfolgreich verlaufen. Durch geeignete Quarantänemaßregeln konnte die Einschleppung der Pest, die in verschiedenen Häfen Chinas und Japans herrschte, verhindert werden. Während des Sommers 1907 herrschte in vielen1 chinesischen und1 japanischen Häfen1 sowie in Singapore die Cholera/ Schanghai und1 Tientsin waren1 am meisten von der Seuche betroffen. Es gelang, einer Einschleppung aus diesen Plätzen vorzubeugen durch verschärfte Kontrolle des Schiffsverkehrs, ohne diesen selbst durch lästige Ouarantänemaßnahmen zu stören. ...

603 /782
... Es wurden festgestellt: Typhus, Paratyphus Diphterie, Cholera und Ruhr. Die Typhusfälle betrafen Schiffskranke. In Tsingtau selbst ist, wie bereits obenst erwähnt, kein Fall von Typhus im Berichtsjahr entstanden. Die im Januar 1907 zahlreich aufgetretenen Erkältungskrankheiten, die klinisch den Verdacht von Influenza erweckten, erwiesen sich bakteriologisch nicht als solche. Bei den Darmkatarrhen und ruhrverdächtigen Krankheiten, die in diesem Jahre bei den Besatzungstruppen die beträchtliche Höhe von 41,4 Prozent erreicht haben, wurden in wenigen Fällen spezifische Erreger nachgewiesen, und zwar der Shiga-Krusesche, Flexnersche und Pararuhrbazillus. Auch Ruhr, welche durch die Schaudinnsche1 lllstol^tiea hervorgerufen war, ist in diesem Jahre in Tsingtau festgestellt worden. Der Verdacht, daß es sich um Darmkatarrhe handelt, die durch Verschleppung der Erreger aus den Abgängen Kranker auf Speisen usw. verbreitet werden, sei es unmittelbar durch unbewußte Unreinlichkeit, sei es mittelbar mit Hilfe der Fliegen, hat eine gewisse Stütze gefunden durch den häufigen Nachweis von Eingeweidewürmern, wie Askariden und Oxyuren. Auch Bandwürmer, und zwar die der Rinder- und Schweinefinne sind nicht selten bei Darmkranken festgestellt worden. Während des Baues der Untergrundsperre wurden Keimzählungen des Hai Po-Wassers vorgenommen. Die bakteriologische Untersuchung des Li tsun-Grundwaffers ist am 29. April 1907 begonnen und noch nicht beendet,- sie hat bisher befriedigende Ergebnisse gehabt. ) Denkschrift 1906 S. 42. ) Vgl. oben S. 58. ...

604 /782
... o) Sonstiges: 1.1 Tropengesundheitslehre: Malaria (Fortsetzung), Trypanosomen-Krankheiten und Kala Azar, Ruhr und Leberabszeß, Cholera, Typhus, Pest, Gelbfieber, Beriberi, Aussatz oder Lepra, Blattern, Intoxikationen oder Vergiftungskrankheiten, Schmarotzerkrankheiten, Hautkrankheiten, Hitzschlag und Sonnenstich. 2.1 Sprachen: Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Holländisch, Suaheli. 3.1 Praktische Übungen im Präparieren. II. Wirtschaftliche Lehrfächer. a)1 Landwirtschaft: 1.1 Spezieller Pflanzenbau: Palmen, Südfrüchte, Gewürze und Drogen, Olgewächse (Pflanzenfette, aetherische Ole), Guttapercha, Farbpflanzen, Gerbstoffe, Rinden. 2.1 Maulbeerkultur und Seidenraupenzucht. 3.1 Koloniale Tierzucht im besonderen. 4.1 Praktische Übungen und Vorführungen. 5.1 Landwirtschaftliche Lehrausflüge. 6.1 Tierheilkunde: Viehseuchen, mit besonderer Berücksichtigung der auf den Menschen übertragbaren. b)1 Gärtnerei und Forstwirtschaft: 1.1 Obst- und Weinbau, mit praktischen Unterweisungen. 2.1 Botanik der tropischen und subtropischen Wälder. o) Kaufmännisches: Handelstechnik, Überseeverkehr usw. HI. Technische Lehrfächer: u) Baufach: Ingenieurbau, zweiter Teil. d) Kulturtechnik: 1.1 Feldmeßkunde. 2.1 Be- und Entwässerung. Aktenstücke zu den Verhandlungen des Reichstags 1907/1908. !1 3. Praktische Übungen in Wiesenbau, Bewässerungsanlagen und Wegebau. 4.1 Baukonstruktionszeichnen. 5.1 Planzeichnen. o) Handwerke: Schmiede, Tischlerei, Sattlerei, Stellmacherei, Maurerei, Zimmerei, Schuhmacherei. IV. Leibesübungen: 1.1 Turnen. 2.1 Reiten. 3.1 Fechten. Es wird besonderes Gewicht auf die praktische Aus-! bildung und auf tüchtige Arbeitsübung gelegt, sodaß naturgemäß auch die Hörsaalschüler in den Sommerhalbjahren sich der praktischen Arbeit mehr als in den Winterhalbjahren widmen müssen. Aufnah in e-Bedingung en. Der Lehrgang ist zwei- beziehungsweise dreijährig, d. h. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1908
Bd.: 246. 1908
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-246

ID: 00002887
605 /782
... teilte die Station Ruhleben laut Diensttelegramm mit, daß in einem Auswandererzuge nach Bremen und Hamburg während der Fahrt zwischen Thorn und Hohensalza ein russischer Auswanderer an Cholera gestorben sei. Beim Eintreffen dieses Auswandererzuges 8^/z Uhr abends wurden sämtliche Türen des Eisenbahnwagens zunächst geschlossen. Vorher hatten die Beamten des Nachweisungsbureaus die Insassen des Lloydquartiers beim Bahnhöfe ausquartiert, um Platz zu erhalten für die mit dem Zuge eintreffenden 147 russischen Auswanderer, welche daselbst abgesondert wurden. 16 Abteilsgenossen des Verdächtigen wurden vom Bahnhof aus mittels Sanitätswagen nach den Jsolierungsbaracken bei dem großen Krankenhause gefahren. Ferner wurde das Gepäck der Ansteckungsverdächtigen im Arbeitshause desinfiziert. Der Eisenbahnwagen selbst wurde einer verschärften Desinfektion durch die Eisenbahnverwaltung unterworfen. Am nächsten Tage wurden auf die telegraphische Mitteilung daß der Verstorbene nicht an Cholera erkrankt gewesen war, die bereits getroffenen Vorsichtsmaßregeln wieder aufgehoben. 2.1 Am 14. September teilte die Generalagentur des Norddeutschen Lloyd in Berlin telegraphisch mit, daß sich in dem in der Nacht in Bremen eintreffenden Sonderzuge 46 choleraverdächtige russische Auswanderer in dem abgeschlossenen Wagen Nr. 2407 befänden. Auf dieses Telegramm hin, wurden die Insassen des Lloydquartiers sofort in andere Quartiere umquartiert, um die in der Nacht eintreffenden Auswanderer aufnehmen zu können. Bei Ankunft des Zuges, welcher wiederum von Vertretern des Medizinalamts und des Gesundheitsrats empfangen wurde, stellte sich heraus, daß der fragliche Wagen nicht abgeschlossen war und daß das Fahrpersonal von der ganzen Sache keine Kenntnis hatte. ...

606 /782
... Ein solcher Fall trat infolge Ausbruchs der Cholera in Rußland im Spätsommer 1907 ein. Auf Ersuchen der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika wurde aus diesem Anlaß unter dem 10. September für russische Auswanderer eine fünftägige Quarantäne nebst Gepäckdesinfektion staatsseitig vorgeschrieben und in den Auswandererhallen durchgeführt, auch würbe das am 21. Dezember 1892 an die Inhaber der Auswandererlogierhäuser unter Strafandrohung erlassene Verbot der Beherbergung russischer Auswanderer, welche von Hamburg nach einem außerdeutschen Hafen reisen wollen, erneut. Beide Anordnungen sind inzwischen widerrufen worden. Die nach dem vorjährigen Berichte als in Ausführung befindlich erwähnten Erweiterungsbauten der Auswandererhallen auf der Veddel sind fertiggestellt und in Benutzung genommen. Sie erweisen sich als ein für den Hamburgischen Auswandererverkehr bedeutsames Werk. Nach Ausdehnung und Einrichtung geben diese Auswandererhallen in ihrer neuen Gestalt die vollkommene Gewähr, daß sie ihre doppelte Bestimmung, einmal den Auswanderern einen behaglichen, gesunden und billigen Aufenthalt zu gewähren und sie vor Übervorteilung und Ausbeutung zu schützen, anderseits aber auch Hamburg als sichere Schutzwehr gegen die mit dem Durchzug der osteuropäischen Auswanderer verbundene Gefahr einer Einschleppung von Epidemien zu dienen — künftig mehr denn je zu erfüllen vermögen. Sie sind durch die Neubauten um mehr als das Doppelte vergrößert. Auf dem 60 000 gm umfassenden, vom Hamburgischen Staate der SSV ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1909
Bd.: 237. 1909
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-237

ID: 00002847
607 /782
... als ny seinerzeit in Hamburg die Cholera war, las man überall: „Trinkt kein ungekochtes Wasser! Ja, das abgekochte Wasser ist auch kein angenehmer Genuß und kann in der Regel nur, wenn es als Kaffee oder Tee genossen wird, seinen Zweck erfüllen. Nun wird freilich hier gesagt — und das glaubt Herr Pachnicke mit anführen zu können —, daß man den Kaffee zollfrei lassen müsse, weil der Kaffee ein Gegenmittel gegen den Alkoholgenuß sei. Ja, was glauben Sie denn, Herr Pachnicke? Wenn die Herren von der Rechten, die diese Steuer bewilligen, irgend ein Mittel wüßten, den Alkoholgenuß zu steigern, sie würden es mit Freuden tun. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Es liegt doch klar auf der Hand: wenn sie mit dem Kaffee den Alkohol verbannen und damit die Liebesgabe, die heute auf den Branntwein bezahlt wird, aus der Welt schaffen, so würde ja der ganze Familiensinn der Familien des Zentrums und der Rechten verloren gehen (sehr gut! bet den Sozialdemokraten); denn der Verlust wäre noch viel größer als der, der diesen Familien durch die Erbschaftssteuer entstände. Da würde dann der Familiensinn in diesen Familien sehr geschädigt werden; denn dieser Familiensinn der Brenner wird immer gepflegt durch den Schnapssoff, weil die Brennereibesitzer daraus einen großen Profit haben. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Meine Herren, gerade weil Sie den Alkoholgenuß nicht eingeschränkt sehen wollen, ist es zu verstehen, daß Sie jedes Mittel ergreifen, um nur ja dem Fortschreiten des Kaffeegenusses nicht die Wege zu ebnen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1909
Bd.: 253. 1909
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-253

ID: 00002934
608 /782
... Cholera. Kala azar. Pocken. Malaria. Diphtherie. Masern und Scharlach. Sterblichkeit. Wasserversorgung. Kapitel 8. Gesundheitswesen. Der Gesundheitszustand der Zivilbevölkerung und der Besatzungtruppen der schon im verflossenen IahrI als befriedigend bezeichnet werden konnte, hat sich während des Berichtszeitraums noch günstiger gestaltet. Wie im Vorjahres, so ist auch jetzt wieder bei den Besatzungtruppen kein Typhusfall vorgekommen. Dagegen erkrankten an Bord zweier Schiffe des Kreuzergeschwaders, während der Liegezeit im hiesigen Hafen, zwei Leute an Darmtyphus. Ein erfreulicher Rückgang war in der Zahl der Ruhrerkrankungen festzustellen. An Darmkatarrh erkrankten 615 Leute der Besatzungstruppen gegenüber 1 056 im Vorjahre. Im Laufe des Jahres traten 55 Blinddarmentzündungen auf, hiervon entfallen auf die Zivilbevölkerung 14, auf die Besatzungtruppen 41 Fälle. 39 mal (im Vorjahre 56 mal) mußte zu operativen Eingriffen geschritten werden. Unter den Europäern und Besatzungstruppen im Kiautschougebiet kam kein Cholerafall vor/ dagegen waren im Oktober 1907 unter den Chinesen noch zwei Cholerafälle mit tödlichem Verlauf zu verzeichnen. Kala azar, deren Vorkommen in Schantung zum ersten Male während des Berichtszeitraums 1906/07 ^) festgestellt worden war, ist in zwei Fällen zur Beobachtung gekommen. Beide Fälle, von denen einer aus Tsingtau selbst, der andere aus dem Hinterlande stammte, betrafen Chinesen. Im April 1908 traten in einem chinesischen Hause zwei Fälle von echten Pocken aufj sie blieben vereinzelt. Malariaerkrankungen (Tectiana) kamen auch in diesem Jahre nur ganz selten vor. Tropenmalaria, sowie Lepra, Fleck- und Rückfallsieber wurden nicht beobachtet. Bei zwei Europäerkindern wurde Diphtherie bakteriologisch festgestellt. ...

609 /782
... Stein gab die folgende Erklärung ab: „Die Seuchenbekämpfung ist reichsgesetzlich nur für die sogenannten gemeingefährlichen Krankheiten, Aussatz, asiatische Cholera, Fleckfieber, Gelbfieber, Pest, Pocken, geregelt. Soweit hierbei auf Grund des Reichsgesetzes vom 30. Juni 1900 — Reichs-Gesetzbl. S. 305 — Desinfektionen polizeilich angeordnet werden, sind nach § 37 dieses Gesetzes die Kosten auf Antrag aus öffentlichen Mitteln zu bestreiten. Welche Kassen zahlungspflichtig sind, bestimmt das Landesrecht. In keinem Falle sind aber kraft Reichsgesetzes die Erkrankten oder ihre Angehörigen verpflichtet, die Kosten zu tragen. Die Petition geht in dieser Hinsicht von einer unrichtigen Annahme aus. Im übrigen richtet sich die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten nach Landesrecht und ist in den einzelnen Bundesstaaten verschieden geregelt/ in Preußen durch Gesetz vom 28. August 1905, Gesetzsamml. S. 373. Die Anordnung der Desinfektion erfolgt sonach auf Grund landesrechtlicher Vorschriften, und ebenso entscheidet das Landesrecht darüber, wer die Kosten zu tragen hat. Den Petenten kann ohne weiteres zugegeben werden, daß vom Standpunkte der Seuchenbekämpfung die unbeschränkte Übernahme der Desinfektionskosten aus öffentliche Kaffen zu wünschen wäre. Einer Anregung des Reichs-Gesundheitsrats folgend, hat auch der Reichskanzler in einem Rundschreiben vom 11. Juli 1907 den Bundesregierungen empfohlen, die Kostenfrage in diesem Sinne zu regeln. Damit ist aber geschehen, was von Reichs wegen zunächst geschehen kann. Die reichsgesetzliche Regelung kann ebensowenig wie die Übernahme der Desinfektionskosten auf die Reichskasse in Betracht gezogen werden. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1909
Bd.: 255. 1909
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-255

ID: 00002936
610 /782
... Infolge des Auftretens der Cholera in Rußland hat zur Verhütung von Choleraeinschleppungen nach Nordamerika die amerikanische Behörde am 19. September eine 5tägige Quarantäne für sämtliche russischen Zwischendeckspassagiere vor ihrer Einschiffung festgesetzt. Diese 5 tägige Ouarantänefrist wird allerdings vom Eintreffen an der Grenze an gerechnet, so daß die Auswanderer nicht etwa verpflichtet sind, sich in Bremen 5 Tage aufzuhalten. Diese Quarantäne ist bei Jahresschluß noch in Kraft. Auch die für Bremen vom Medizinalamt erlassenen Choleravorbeugungsmaßregeln vom 13. August 1907 befinden sich noch in Kraft. Choleraverdächtige Erkrankungen sind nicht vorgekommen. Der Desinfektionsanstalt des Norddeutschen Lloyd wurden zur Desinfektion überwiesen: 486 Russen, 6 Galizier, 4 Ungarn und 1 Österreicher, zusammen 497 Auswanderer. Den Sammelquartieren wurden zwecks ärztlicher Untersuchung mittels Temperaturmessung 509 Zwischendeckspassagiere zugewiesen. Seit dem 7. Juli 1908 ist vom Norddeutschen Lloyd ein Arzt ständig am Bahnhof stationiert, welcher die Auswanderer bei ihrer Ankunft untersucht. Auswanderermisstonen. Die Auswanderermissionen haben eine rege Tätigkeit entfaltet. In der St. Raphaels-Auswandererkapelle wurden 210 Auswanderergottesdienste abgehalten, die von zirka 24 402 Auswanderern besucht sind. Von diesen Kirchengängern haben 5745 die heiligen Sakramente empfangen. Außerdem wurden 2 Auswandererkinder getauft und 8 Auswanderer kirchlich beerdigt. Es wurden 1370 Auswandererbriefe beantwortet und die Umwechselung von 167 369 »L kontrolliert. In der evangelischen Auswanderermissionskapelle wurden 58 Auswanderergottesdienste und 19 Abendmahlsfeiern abgehalten. Es wurden ferner erledigt 3349 Briefe und Geldsendungen, 7000 Drucksachen und 348 200 ^ von Auswanderern oder Ausgewanderten weitergesandt. Die lutherische Auswanderermission hielt 50 Andachten ab, welche von zirka 250 Auswanderern besucht wurden. ...

611 /782
... Mit Rücksicht auf die Cholera in Rußland wurde von den beteiligten Behörden der Beschluß gefaßt, zwar von einer völligen Isolierung der russischen Auswanderer in den Auswandererhallen vorläufig abzusehen, aber eine schärfere ärztliche Beobachtung dieser Russen einzuführen und den ohnehin geringen Verkehr sämtlicher Auswanderer mit der Stadt möglichst zu beschränken. Schärfere Maßnahmen zur Abwehr der Seuchegefahr sind nicht notwendig geworden. Von den im Jahre 1908 angekommenen Auswanderern erkrankten 49 Personen — 16 Erwachsene und 33 Kinder —, welche in die Krankenhäuser gebracht werden mußten, gegenüber 235 erkrankten Personen, die im Jahre 190? den öffentlichen Krankenanstalten überwiesen wurden. Auch unter Berücksichtigung des außerordentlichen Nachlassens der Auswanderung gegenüber dem Vorjahre ist der Gesundheitszustand der angekommenen Auswanderer als günstig zu bezeichnen. Von den Erkrankten wurden überwiesen: dem Allgemeinen Krankenhause Eppendorf 47 - Israelitischen Krankenhause . . . 2 zusammen . . .49, und zwar 47 aus den Auswandererhallen der Hamburg-Amerikalinie und 2 aus den Logierhäusern in der Stadt. Hiervon sind 1 Erwachsener und 2 Kinder verstorben und 41 als geheilt entlassen und befördert worden; 5 Erkrankte befanden sich am Jahresschlüsse noch in Krankenhausbehandlung. Von den eingetroffenen Auswanderern wurden durch den Auswandereruntersuchungsarzt von der Beförderung nach überseeischen Ländern im ganzen 808 Personen ausgeschlossen, weil sie mit Krankheiten oder Leiden behaftet waren, wegen derer ihre Zurückweisung im Ausschiffungshafen befürchtet wurde. Die hauptsächlichsten dieser Leiden waren: Trachom und Abarten . . . . ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1909
Bd.: 257. 1909
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-257

ID: 00002937
612 /782
... 11 Zinilkrankenwärter für Instandsetzung und Unterhaltung der Gräber auf dem städtischen Friedhof in Heidelberg 21 Zivilkrankenwärter oder Hausdiener für die gleichen Arbeiten ans dem städtischen Friedhof in Freibnrg Ober-, Assistenz- und Unterärzte Sanitätsunteroffiziere Wachthabende Arzte in Cholera-Lazaretten Sanitätsttnteroffiziere Sanitätsnnteroffiziere 7. 11. Chefärzte der Genesungsheime in Arco und Falkenstein .. Oberärzte und Assistenzärzte in Genesungsheimen und Militärknranstalten Lazarett - Verwaltungsinspektor im Genesungsheim in Falkenstein Rechnnngsführer in Genesungsheimen und Militärkuranstalten Lazarett-Unterinspektor im Genesungsheim in Falkenstein und Sanitätsunteroffiziere in Genesungsheimen und Militärkuranstalten Militärkrankenwärter, Kraftwagenführer und Ordonnanzen Lazarett-Verwaltungsdirektoren in großen Lazaretten Lazarett - Oberinspektoren in großen Lazaretten Verwaltungs-1 )1 „,,f inspektors1 Trupp-»-Lazarettinspektor.i Übungsplatz Hausdiener)1 Zütrlwg Stabsärzte Rendant bei der Kaiser Wilhelms-Akademie Sanitätsunteroffiziere bei der Kaiser-Wilhelms - Akademie. Bezeichnung der Zulage, Vergütungusw. Bet im einzelnen Mark rag im ganzen Mark durchschnittVergütung lich 80 durchschnittdurchschnittdesgl lich 18 lich 86 Lazarettwachtzulage Zulage für Beaufsichtigung der Kranken und des Pslegcper-108 i svnals Zulage für anstrengenden und 8t! 11 000 aufreibenden Dienst Rechnnngsführerzulage für Wahr-120 bis 860 nehmung des ökonomischen durchschnittDienstes in kleineren Lazaretten Zulagen für: Verwaltung der Verbandmittelin den Laza retten, in den Lazarettapothckcn, bei Kvinmandierung zu den Verbandsmittelanstalten,Sanitäts- und Hauptsanitätsdepots, lich 210 82 900 Aufsicht in den Sanitätsschnlen 80 bis 72 11 511 Knrvrtzulage 1 200 desgl 288 , bis 482 , desgl 800 . ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1910
Bd.: 259. 1909/10
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-259

ID: 00002939
613 /782
... Durch diese mangelhafte Ernährung wurde der Magen unserer Truppen geschwächt und prädisponiert für den schrecklichen Feind, der uns dann bedrohte, die Cholera, die von uns damals bekanntlich mehr Opfer gefordert hat als die Gefechte des böhmischen Krieges. Diesen Gefahren und Beschwerden entgehen wir, wenn wir eine so ausgezeichnete Einrichtung haben. Für die Maschinengewehre, die schon mehrfach erwähnt worden sind, ist kein selbständiger Etattitel genannt worden; ich entnehme daraus, daß die Sache nichtöffentlich behandelt werden soll, wenigstens, daß keine Zahlen darüber in die Öffentlichkeit kommen sollen. Jedenfalls aber sind wir alle davon überzeugt, daß das eine Waffe ist, mit der wir unsere Infanterie heute durchaus ausrüsten müssen, um das Jnfanteriefeuer für das Gefecht wesentlich zu verstärken, wie es die anderen Armeen auch tun. Dann habe ich eine unangenehme Seite unseres Heerwesens zu berühren. Mir ist von verschiedenen Seiten nahe gebracht worden, öffentlich zu erörtern, daß das Leben unserer Einjährig-Freiwilligen in vielen Regimentern, und besonders in Kavallerieregimentern, in großen Garnisonen, nicht normal ist (sehr wahr! rechts), daß die jungen Leute Summen verbrauchen, die für mich, der ich an einen soliden Lebenswandel gewöhnt bin, ein Vermögen bedeuten (sehr wahr!), daß reiche, wohlhabende Väter sich darüber beschweren, sie könnten dergleichen Summen nicht aufbringen. Ich erblicke darin einen Mangel am inneren Dienste in den betreffenden Regimentern. Die Rittmeister und Regimentskommandeure (L) sind dafür verantwortlich, daß auch das Leben der Einjährig-Freiwilligen außerhalb der Kaserne, außer Dienst rgeudwie kontrolliert, beobachtet wird; solche geradezu auffallenden Exzesse, wie sie mitgeteilt werden, müssen bekannt werden. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1910
Bd.: 260. 1909/10
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-260

ID: 00003323
614 /782
... Den Prophylaktischen Vorkehrungen des Reichsversicherungsamts, die im vorigen Jahre getroffen worden sind, als Tausende von Leuten in Rußland der Cholera erlegen sind, haben wir es wohl mit zu verdanken, daß wir damals von dieser Epidemie verschont geblieben sind. Es ist gewiß mit Freuden zu begrüßen, daß das Reichsgesundheitsamt sich um diese Dinge bekümmert, und wenn es in Zukunst an den Reichstag mit Forderungen kommt, um in dieser Beziehung Maßregeln treffen zu können, darf es wohl darauf rechnen, daß es auch vom Reichstage diese Mittel dafür bewilligt erhält. Ich möchte nun auf eine besonders bedauerliche Tatsache hinweisen, welche mich veranlaßt, hier das Wort zu ergreifen. Bekanntlich ist es den Forschungen des Herrn Geheimrats vr. Koch gelungen, festzustellen, daß die Malaria in Italien und auch in anderen Gegenden durch die Anopheles übertragen und verbreitet wird. Die Beamte« in der Campagna von Rom, namentlich an den Eisenbahnen, sind der großen Gefahr der Malaria ausgesetzt, und find genötigt, namentlich in den Abendstunden, wo cy die Anopheles ihr Werk beginnt, mit Mückenschleier and Handschuhen auszugehen und auch ihre Häuser mit Drahtgittern zu schützen, um sich vor dieser Plage zn bewahre«. Es ist nun eine bedauerliche Tatsache, daß bei uns in Deutfchland eine Anopheles-Mückenart — am Rhein wird sie Schnake, in Bayern Gelse und bei uns Stechmücke genannt — sich in großer Masse findet und immer mehr zunimmt. Herr Dr. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 262. 1909/10
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-262

ID: 00003325
615 /782
... Diese Krankheiten sind Aussatz, Fleckfieber, Cholera, Pest und Pocken. Aussatz und Fleckfieber sind sehr selten, (i) Pest, Cholera und Pocken sind derartige Epidemien, daß sämtliche Zeitungen, lange ehe sie ins Land kommen, darüber geschrieben und derartige Angst verbreitet haben, daß keiner mehr dieserhalb zum Ntchtapprobierten laufen wird. Für diese Krankheiten haben wir weniger gesetzliche Bestimmungen nötig als für diejenigen, die neben anderen in dem sogenannten kleinen preußischen Seucheugesetz vom 25. August 1906 genannt sind: Diphtherie, Ruhr, Genickstarre und Kindbettfieber; (sehr richtig!) die müßten mit in das Gesetz aufgenommen werden. Dann habe ich selbstverständlich nichts dagegen, daß die Krebskrankhcit hier aufgeführt wird, obwohl durch die schlechte Behandlung einer Krebskrankheit im allgemeinen nur dem einzelnen Erkrankten Schaden zugefügt wird. Aber gerade er ist durch das Verhalten der Nichtapprobierten so bedenklich geworden, daß in diesem Falle auch der einzelne geschützt werden muß. Ich würde aber vorschlagen, nicht „Krebskrankheiten zu sagen, sondern „bösartige Geschwülste; das umfaßt die Sachen, die in Frage stehen, vollständiger. Es ist dann bei Z 8 zu bemerken, daß, wenn man bei den Einspritzungen unter die Haut einmal spezialisieren will, man ausführlicher werden müßte, als es im Entwurf geschehen ist; denn cs gibt noch andere Arten als solche in die Blutbahn. Hierbei möchte ich bemerken, daß den Dentisten ausdrücklich eine gewisse Freiheit gelassen werden müßte. Denn auch das Kokain z. B., das man lokal einspritzt, hat weitergehende Wirkungen, die sich, wenn auch selten, unangenehm äußern können. ...

616 /782
... Aber gerade weil unsere Volksgesundheit ein so zartes Gebilde ist, ist es um so bedauerlicher, daß die gemeingefährlichen Krankheiten immer noch von Laien behandelt werden können, Krankheiten, wo auch der Hinweis auf die bürgerliche Freiheit nicht mehr ziehen kann; — denn es wäre eine schöne Freiheit, wenn man Cholera, Pest und Pocken wüten lassen würde, weil man aus Gründen der Freiheit den Bürgern keinerlei Vorschriften machen könnte. Ich hoffe, daß in der Kommission dieser Standpunkt des Herrn Kollegen Faßbender eine grundlegende Änderung erfahren wird. Wenn Sie, Herr Kollege, allerdings auf dem Standpunkt stehen, daß bei schweren Blutvergiftungen, bet denen sonst von 100 80 zum Tode führen, durch die Anwendung von Heublumen eine Änderung herbeigeführt werden könne, wie (v) Sie gestern sagten (Zuruf aus der Mitte: Das stand in dem verlesenen Briefe!) — Nun gut, wenn Sie uns hier im Reichstag als Autorität einen Mann vorführen, der so wenig Kenntnisse hat, daß er über die Wirkung von Heublumen uns solchen Bescheid gibt, dann habe ich außerordentlich wenig Hoffnung, daß es uns gelingen wird, Sie zur richtigen Ansicht zu bringen. Aber ich zweifle gar nicht daran, daß eine ganze Reihe Ihrer Fraktionskollegen uns gern unterstützen wird, Sie von den Heublumen und auch von dieser Laienautorität abzubringen. Ich habe nämlich eine sehr gute Autorität, die für mich spricht, den Regensburger Bischof v. Henle. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 263. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-263

ID: 00003329
617 /782
... Danzig hat außerdem durch die Schäden, die die Weichsel mit sich gebracht hat, und durch die Cholera große Verluste gehabt. Demnach glaube ich, daß wir allen Anlaß haben, die Sache noch einmal einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Die Lage unserer Provtnzhauptstädte im Osten ist sehr schwierig. Ein Teil des Handels, der früher dort vorhanden war, mußte fortfallen, wegen des Wegfalls der Segelschiffahrt und wegen anderer Umstände. Neues ist geschaffen; aber die Erwartungen, die man an die Industrialisierung knüpfte, haben sich zum großen Teil nicht erfüllt. Ich will hier nur mit zwei Worten sagen, daß eine Stadt wie Stettin traurigen Blicks in die Zukunft schaut, weil der „Vulkan seinen Sitz nach Hamburg verlegt, und es ist nicht zu verkennen, daß gerade die Entwicklung unserer freien Städte, wie Lübeck und Hamburg, auf den Handel unserer Ostseehäfen sehr ungünstig eingewirkt hat; um so mehr glaube ich, daß wir diesem Antrag Folge geben sollten. Dagegen möchte ich gegen eins protestieren. Wenn bet den Verhandlungen gesagt wurde, weil Garnisonen vorhanden sind, brauchten diese Städte einen derartigen Schutz nicht, so darf aus diesem Umstande nicht etwa der Schluß gezogen werden, daß Danzig nun damit etwa aufgebessert werden soll, daß es auf Kosten anderer Städte noch weitere Garnisonen erhielte. Ich bin der Ansicht, daß wir uns ganz auf den Boden des vorliegenden Gesetzentwurfs stellen und demgemäß die Verhältnisse von Danzig einer ...

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... II.1 Müßten diejenigen, die ans einen besonderen (Impf-) Schutz gegen die Pocken nicht verzichten zu können glauben, weil sie die jetzige Seltenheit größerer Pockeneptdemien (im Gegensatz zu dem gegen frühere Zeiten bei uns jetzt ebenfalls geringen Vorkommen von Cholera, Pest usw.) allein der Impfung zuschreiben, nicht erst nachweisen, daß die Periodizität der Seuchen, die allgemeine Hebung und Assanierung der Lebenshaltung usw. bet den Pocken nicht dieselbe Rolle spielen wie bet anderen Infektionskrankheiten? und ob die vielfach fehlerhaften und einander oft total widersprechenden Statistiken trotzdem einen strikten Beweis für den Impfschutz geben und nicht vielmehr beweisen, daß es unzulässig ist, die Pockenmorbidität und -Mortalität allein oder vorzugsweise nach dem Jmpfzustande der Bevölkerung zu beurteilen unter Vernachlässigung ihrer sozialen und kulturellen Lage, der staatlichen Hygienemaßregeln, der Behandlungsart usw.? ES find in der „Ärztlichen Rundschau noch eine Reihe von weiteren Fragen aufgestellt, auf die ich beider vorgerückten Zeit nicht eingehen will. Ich glaube, wenn (v) man das Urteil eines so einwandfreien, wissenschaftlich denkenden Arztes, wie es Professor Sticker in Bonn ist, zu Grunde legt, dann müßte man schon allein zu der vorurteilsfreien Anschauung kommen, daß man sich sagt: eine erneute Untersuchung ist sicher am Platze. Ich kann nicht verstehen, wie die Regierung sich gegen solche Untersuchungen wenden kann. ...

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... bet der astatischen Cholera. Nach Ferro starben von den Erkrankten, die er beobachtete, 20 bis 50 Prozent; nach dem berühmten französischen Arzte de la Condamine starben in der Epidemie, die er beobachtete, 60 bis 70 Prozent der Erkrankten, und nach Kußmaul, welcher übrigens kein Jmpfgegner, sondem im Gegenteil ein warmer Freund der Impfung gewesen ist, (Zustimmung links) beträgt die Sterblichkeit bei den Pocken durchschnittlich 29 Prozent. In den Jahren 1870 bis 1873, wo wir in ...

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... Es gibt allerdings schwere Infektionskrankheiten, die von Zeit zu Zeit epidemisch bei uns auftreten und durch allgemeine sanitäre Maßregeln zu bekämpfen sind; dahin gehören vor allem die Cholera und der Typhus. Ich möchte Ihnen aber nicht raten, sich auf unsere guten hygienischen Verhältnisse zu verlassen, wenn die Pest oder die Pocken kommen. Die Pest, die bei uns im Jahre 1348 als „schwarzer Tod geherrscht und damals in der ganzen zivilisierten Welt an 24 Millionen Menschen dahingerafft hat, wird man durch Besserung der sanitären Verhältnisse, durch Anlegung von Wasserleitungen und Kanalisation vergeblich zu bekämpfen suchen. Ebenso wenig werden Sie die Pocken bekämpfen können durch noch so schöne Wasserleitungen und andere große sanitäre Anlagen. Bei den Pocken liegen aber die Verhältnisse noch ganz besonders. Wir kennen den Erreger der Pocken noch nicht; aber es scheint, daß der Erreger viel flüchtiger ist als z. B. die Erreger der Cholera und des Typhhus. Einen Cholerakranken kann man für seine Umgebung unschädlich machen durch seine Absonderung; einen Pockenkranken dagegen kann man durch Absondern nicht so leicht unschädlich machen. Bei den kleinen Epidemien, die wir von Zeit zu Zeit haben, und bei den einzelnen Fällen, die uns berichtet werden, sorgen wir dafür, daß die Kranken, wenn möglich, sofort in ein Krankenhaus kommen und dort abgesondert werden. Trotz strenger Durchführung 590 ...


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