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Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 263. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-263

ID: 00003329
621 /782
... Bei einigen anderen Bakterienkrankheiten — ich nenne zum Beispiel Cholera, Pest und Typhus — haben die Versuche zur Gewinnung eines sicheren Schutzimpfungs-Verfahrens bis jetzt noch zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt. Wie glücklich wären wir, wenn wir unsere Arzte, unser Pflegepersonal und alle, die mit Kranken sich befassen müssen, gegen Pest und Cholera wirksam impfen könnten! Wie glücklich wären wir, wenn wir unsere Kinder gegen Genickstarre, Scharlach usw. durch Impfung schützen könnten! Das ist leider nicht der Fall. Wenn Sie bedenken, daß im vorigen Jahre allein in Rußland über 100 000 Menschen an der Cholera gestorben sind, dann werden Sie zugeben, daß diese Frage wohl wert ist, geprüft zu werden. Die einzige Krankheit, die wir mit Erfolg durch Impfung haben bekämpfen können, sind die Pocken; hier hat sich das große Wort Robert Kochs bewährt, daß es bet den übertragbaren Krankheiten wichtiger ist, sie zu verhüten, als sie zu behandeln. Die Erfolge, die wir durch die Schutzpockenimpfung erzielt haben, sind glänzende, (cy Die Jmpfgegner mögen sagen, was sie wollen: (sehr richtig!) gegenüber dieser Tatsache müssen sie verstummen! (Lebhafte Zustimmung.) Meine Herren, ich bitte um Verzeihung, wenn ich jetzt etwas gründlich werde; ich muß es, weil Herr Dr. Bilfinger gesagt hat, ich wäre oberflächlich gewesen. (Heiterkeit.) Meine Herren, man hat beobachtet, daß gewisse übertragbare Krankheiten den einzelnen Menschen in seinem Leben nur einmal befallen. Wer z. B. das Scharlachfieber gehabt hat, bekommt es so gut wie niemals wieder. ...

622 /782
... Bei der Cholera haben wir noch im vorigen Jahre in Rußland ähnliches erlebt. Soll unser deutsches Volk jetzt, wo es dank von Männern, wie Edward Jenner und Robert Koch, in bezug auf die Seuchenverhütung und die Pockenbekämpstmg so hoch steht wie kaum ein anderes Volk, soll es sich da gegen seine Arzte mit Mißtrauen erfüllen und ohne Grund seines köstlichen1 Besitzes1 berauben lassen?1 Dazu stehen wir1 doch wohl1 in1 der1 Kultur zu hoch.1 Wenn1 Sie beschließen wollen, durch Einführung der Gewiffensklausel eine schwere Bresche in das Jmpfgesetz zu brechen, dann würden Sie eine schwere Gefahr heraufbeschwören und unser Volk und unsere Kinder aufs äußerste gefährden. Darum kann ich Sie nur bitten, meine Herren, glauben Sie uns, folgen Sie den Vorschlägen Ihrer Kommission, gehen Sie über die ganzen Petitionen der Jmpfgegner zur Tagesordnung über! (Lebhafter Beifall.) ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 265. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-265

ID: 00003331
623 /782
... Und es wäre auch nichts Bedenkliches daran, wenn man nachher herausfände, daß Oy die Cholera oder die Pest in dem Abgangshafen zufällig gar nicht gehaust hat; bann um so besser für den einzelnen Fall. Eine böse Absicht kann man da nicht gleich annehmen, und wir dürfen auch nicht annehmen, daß sie bei dem Absenden jener erwähnten Depesche irgendwie bestanden hat. Was nun die vielerörterte Grenzsperre anbetrifft, so stehe ich persönlich auf dem Standpunkte — und mit mir meine politischen Freunde —, daß wir einer strengen Grenzüberwachung nicht entraten können. (Sehr richtig! in der Mitte.) Meine Herren, mag im Einzelfalle zu irgendeiner Zeit ein Irrtum vorliegen, mag im Auslande die Seuche weniger stark oder sogar nicht vorhanden sein, jedenfalls ist das Auslandsgebiet ein uns weniger zugängliches und übersichtliches. Es steht unter einer anderen, meist milderen veterinärpolizeilichen und hygienischen Observanz, (sehr wahr! in der Mitte) und man hat nicht die Mittel und den Einfluß, die man haben möchte, um zur Auslöschung irgend einer Seuche beizutragen. Man ist also verpflichtet, hellhöriger, mißtrauischer zu sein als etwa hier zu Lande. Wenn bei uns einmal ein Seuchenfall an der russischen Grenze ausbricht, so ist es vermöge der polizeilichen Machtmittel, die man im Inland hat, eher möglich, den Fall zu isolieren als drüben, von wo die Eisenbahn tagtäglich für die weitere Verbreitung sorgt, ohne daß wir abhelfen, ja oft ohne daß wir es erfahren können. ...

624 /782
... - Im vorigen Jahre habe ich angefragt, ob die Verbreitung ansteckender Krankheiten, wie Typhus, Cholera usw-, insbesondere auch durch die Mücken, Oulioiäas, oder, wie sie im Rheinlande genannt werden, durch die Schnaken erfolge. Der Herr Vertreter der verbündeten Regierungen hat mir damals geantwortet, das sei der Fall, und er hat eine Zusammenstellung der Mittel zur Bekämpfung dieser Insekten zugesagt. Ich würde nur dem Herrn Vertreter der verbündeten Regierungen sehr dankbar sein, wenn er heute erklären könnte, ob eine solche Zusammenstellung der Mittel bereits erfolgt und publiziert ist. Gerade in der gegenwärtigen Frühjahrszeit wäre das von Wichtigkeit für viele Gegenden, namentlich für die Rheinpfalz, für Baden und die Badeorte in der Ostsee, wo diese Plage sich fühlbar bemerkbar macht. (Glocke des Präsidenten.) Vizepräsident vr. Spahn (Bonn): Herr Abgeordneter, die Rheinschnaken gelten nicht als Typhusträger, sie schlagen daher nicht in den Tit. 5, zur Förderung der Bekämpfung des Typhus, ein. (Heiterkeit.) Das Wort hat der Herr Bevollmächtigte zum Bundesrat, Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Delbrück. vr. Delbrück, Staatsminister, Staatssekretär des Innern, Bevollmächtigter zum Bundesrat: Ich will aber trotzdem (große Heiterkeit) dem Herrn Abgeordneten die gewünschte Antwort erteilen. n» Die Denkschrift über die Schädlichkeit und Bekämpfung der Mücken ist im Druck und wird zum Preise von 25 Pfennig in 14 Tagen allenthalben erhältlich sein. Der Herr Abgeordnete hat ja einen Fahnenabzug schon gesehen, (Heiterkeit) ich hoffe also, daß er mit dieser meiner Erklärung zufrieden sein wird. Vizepräsident vr. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 266. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-266

ID: 00003332
625 /782
... Hinsichtlich der Verordnung des preußischen Ministers meint Herr Hormann dann, sie sei aus sanitären Rücksichten geboten; denn man müsse doch Leute, die über die Grenze kommen, daraufhin untersuchen, ob sie nicht etwa Cholera oder sonst etwas einschleppten. Wenn man das will, muß man die Leute doch beim Eintritt in das Land untersuchen; nur dann hat es doch Sinn. (Sehr richtig! bet den Sozialdemokraten.) Man müßte dann alle Reisenden, die nach Deutschland Hineinreisen, gleichgültig, ob sie in Eilzügen oder Personenzügen kommen, auf ihren Gesundheitszustand prüfen und die Leute, die dauernd im Lande bleiben wollen, noch viel peinlicher als die, die bloß durchfahren wollen; denn die letzteren können uns gleichgültig sein. Wenn man also sagt, daß sanitäre Gründe solche Vorgänge rechtfertigen, so schlägt das wiederum jeder Vernunft und jedem Recht ins Gesicht. (Sehr richtig! bet den Sozialdemokraten.) Wäre das notwendig, so frage ich: werden die Reisenden, die nach Deutschland kommen, auf ihren Gesundheitszustand untersucht? Wir wissen alle, daß das nicht geschieht; also darf man es auch nicht im einzelnen Falle (0) tun. Geschähe es aber, so müßte es beim Eintritt über dte Grenze erfolgen. Mit welchem Recht könnte man aber Durchreisende, nachdem sie das Land durchfahren haben, an der Ausgangsstation, wo sie von Preußen nach Holland hinüber wollen, an den Rockschößen festhalten und sagen: kommt mal erst her, wir wollen euch untersuchen, ob ihr uns nicht etwa die Cholera aus dem Lande Hinausschleppen wollt. (Heiterkeit.) Denn es ist ja keine Ausweisung, sondern eine Zurückhaltung, ein zwangsweises Festhalten und Zurückführen. ...

626 /782
... Während im vorigen Jahre in Rußland über 100 000 Menschen an der Cholera gestorben sind, sind bei uns in Deutschland keine 60 Personen an dieser Seuche erkrankt. (Zuruf in der Mitte: Sind nicht geimpft!) — Ich bitte, mich nicht unterbrechen zu wollen. Es handelt sich darum, den Nachweis zu führen — und der ist ohne jede Schwierigkeit zu führen —, daß im Deutschen Reiche hinsichtlich der Seuchenbekämpfung geschieht, was (L) nur irgendwie möglich ist. Ich möchte weiter darauf Hinweisen, daß gegenüber der Pest, welche jetzt in verschiedenen Ländern der Erde, z. B. in der Mandschurei und in Indien, droht, bei uns alles geschieht, um ihr für den Fall, daß sie zu uns kommen sollte, mit Erfolg entgegentreten zu können. Und da wollen Sie in Zweifel ziehen, daß die verbündeten Regierungen gegenüber dieser gewaltigen Krankheit, den Pocken, nicht auf der Warte stehen? Sie wollen es so hinstellen, als ob ihnen die Gesundheit des Volkes in dieser Beziehung gleichgültig wäre, als ob sie nicht alles täten, um zu verhindern, daß wieder einmal eine so schwere Pockenepidemie kommt, wie sie in früheren Jahrhunderten an der Tagesordnung war? Die hervorragendsten Männer der Wissenschaft sind im Verein mit den Regierungen fortwährend dabei, mit Ernst und Eifer zu prüfen, was gegenüber den Pocken zu tun ist, und sie kommen bei immer erneuter Prüfung der Sachlage immer wieder zu dem Ergebnis, daß die Schutzpockenimpfung nicht zu entbehren ist. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 268. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-268

ID: 00003334
627 /782
... Das Oberlandesgericht in Breslau hat in derselben Frage in einem kriminellen Falle, der sich auf Oberschlesien bezog, entschieden, daß derartige Vorträge auch wissenschaftlichen Inhalts — es sind mehrere Jahre her; es (L) handelte sich um einen Vortrag über die Cholera, die zu jener Zeit aus Rußland an unsere Grenzen immer näher kam —, daß sogar Vorträge in polnischer Sprache über die Choleragefahr nicht gestattet seien, denn sie fielen unter § 12. (Hört! hört! bei den Polen.) Auf Grund dieser Entscheidung des Oberlandesgerichts Breslau werden alle derartigen Vorträge rein wissenschaftlichen Inhalts, Vorträge über Kunst usw. ganz einfach bei uns in Schlesien verboten, während es in der Stadt Posen auf Grund dieser Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts möglich ist, solche Vorträge zu halten. Ich glaube, die Pflicht der Polizei wäre es, wenn cs ihr um die loyale Handhabung des Gesetzes ginge, sobald zwei solche Urteile vorliegen, dasjenige anzuwenden, welches für die Bürger günstiger ist. Wenn der Herr konservative Redner seine Befriedigung über das Gesetz ausgesprochen hat, so muß ich einer ganz anderen Meinung meiner Landsleute hier Ausdruck geben. Der Herr Staatssekretär des Innern hat zutreffend gesagt, und ich unterschreibe das vollständig, daß die Behörden namentlich auch die Urteile der obersten Gerichte zu befolgen haben. Nun, bet uns in Oberschlesien z. B. sind vielleicht 300 öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel verboten worben, weil die Polizei behauptete, nach jedem Ersten und Fünfzehnten — der Erste ist der sogenannte Vorschußtag, der Fünfzehnte der Lohntag in unserer Jndustriegegend — neigte unsereBevölkerung zur Trunksucht, es entstünden Streitigkeiten und Schlägereien. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 269. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-269

ID: 00003335
628 /782
... Gesundheitspflege, öffentliche, in Deutschland, Bekämpfung der Cholera, der Pest usw.: Bd. 266, 165. Sitz. S. 63204. Jmpfgesetz, Petitionen, betreffend Abänderung des JmpfgeietzeS:1 . Bd. 263, 117. Sitz. S. 42776. 119. Sitz. S. 43516. Bd. 266, 165. Sitz. S. 6319V ff. Bemängelung des Referats vr. Kirchners — in der Petitionskommission — durch den Sanitätsrat vr. Bilfinger („verbrecherische Agitation der Jmpfgegner ulw.): Bd. 263, 119. Sitz. S 43516, 43534. Bd. 266. 165. Sitz. S. 63206. Gesckichte der Blatternkrankheit, Verlauf der Krankheit früher und jetzt; Häufigkeit der Pocken: Bd. 263, 119. Sitz. S. 43524 ff. —, Pockenepidemie 1870 bis 73 in Deutschland, Erkrankungen in der französischen Armee, Verhältnisse in Frankreich: Bd. 263, 119. Sitz. S. 4352 V, 43538, 4355V. Bd. 266, 165. Sitz. S. 63226 ff., 63238. Einführung der Impfung in Europa, Wirkung des JmpfgesetzeS, Nachlassen der Blattern, Statistische Mitteilungen, Tabellen (Erkrankungen im Heere, in der Zivilbevölkemng; Stand der Krankheit in den übrigen Ländern): Bd. 263, 119. Sitz. S. 43538, 4355V ff. Bd. 266, 165. Sitz. S. 63216 ff. Entdeckung der Schutzimpfung, Einführung der Inokulation, Verdienste Edward Jenners, Wirkung der Impfung, Erscheinen der Mattem in abgeschwächter Form: Bd. 263, 119. Sitz. S. 43548 ff. Bd 266, 165. Sitz. S. 6320 V. —, Frage der Immunität: Bd.266,165.Sitz. S.6320V. Jmpfgesetz von 1874, Annahme im Reichstag (81): Bd. 263, 119. Sitz. S. 43568. Bd. 266, 165. Sitz. S. 63264. Aufnahme der Mattem ins Seuchengesetz vom 30. Juni 1910, Gründe: Bd. 263, 119. Sitz. S. 43588. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 272. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-272

ID: 00003339
629 /782
... Zweimal während des Berichtszeitraums erhielt das Gouvernement von Tsimo aus Mitteilung über Epidemien, und zwar im Frühjahr 1909 über das Auftreten einer Scharlach-Diphteritis-Epidemie, im Oktober desselben Jahres über das sporadische Erscheinen der Cholera. In beiden Fällen entsandte das Gouvernement alsbald einen Marinearzt, der von der Station aus seine Untersuchungen anstellte^). Für die am 17. Mai 1908^) eingeweihte neue Christuskirche hat Seine Majestät der Kaiser die Altar- und Abendmahlsgeräte gestiftet. Eine weitere Förderung hat die Berliner Missionsgesellschaft durch Erbauung einer Hauptstation in der Stadt Kiautschou mit Räumen für 2 Missionarfamilien und 1 Lehrerin erfahren. Ferner konnten auf Verlangen der Bevölkerung zwei neue Außenstationen in Wangtai und Hsihsiauschui eröffnet werden. Das Deutsch-Chinesische Seminar des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins hatte im Gegensatze zum Vorjahr?) eine Zeit ruhiger Entwicklung. Am Ende des Schuljahres 1908 (Dezember) sind, wie in der vorjährigen Denkschrift^ angekündigt wurde, die ersten Schüler nach bestandener Abgangsprüfung entlassen worden. Drei der Abiturienten konnten als Dolmetscheraspiranten in die Deutsch-Chinesische Hochschule übernommen werden. Das Seminar wurde im Anschluß an die chinesischen amtlichen Lehrpläne mit einem Unterbaue für Elementarfächer versehen. Infolge der Eröffnung der Deutsch-Chinesischen Hochschule in Tsingtau wird eine weitere Umgestaltung des Lehrplans nötig werden, um jede unnötige Verdoppelung der Arbeit auf schultechnischem Gebiete zu vermeiden. Die Schule des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins wird daher nach einer Aufgabe streben, bei deren Erfüllung sie in keiner Weise mit dem Arbeitsfelde der erwähnten Unterrichtsanstalt in Kollision kommt. Die Schülerzahl hat sich ) Vgl. Denkschrift 1905/06, S. 38. 2) Vgl. ...

630 /782
... Cholera. Kapitel 3. Gesundheitswesen. Der Gesundheitszustand der Zivilbevölkerung und der Besatzung zeigt gegen das Vorjahr insoweit eine Abweichung, als unter den Besatzungstruppen die Gesamtzahl der Erkrankten um 300 zugenommen hat. Diese Zunahme deutet aber nicht auf eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes hin, sondern erklärt sich aus einer Änderung der Statistik, der zufolge jetzt auch die geringfügigsten Leiden in die Statistik ausgenommen werden, sobald sie Anlaß zur Befreiung des Erkrankten auch nur von irgendeinem Teile seiner Dienstpflichten waren. Dementsprechend finden sich erhöhte Krankenziffern ganz überwiegend in den Gruppen »Krankheiten der Haut und des Zellgewebes« und mechanische Verletzungen«). Unter den Marineteilen am Lande kamen l 1 Fälle, auf 3 Schiffen des Kreuzergeschwaders während der Liegezeit im hiesigen Hafen 7 Fälle von Darmtyphus vor. Außerdem wurden 4 von außerhalb zugereiste Zivilpersonen und eine in Tsingtau erkrankte im Gouvernementslazarett behandelt. Die Ansteckung ist bei den Schiffen aller Wahrscheinlichkeit nach in Japan erfolgt. Für die hiesigen Fälle war eine bestimmte Ansteckungsquelle nicht zu ermitteln. In der Zahl der Erkrankungen an Ruhr und Darmkatarrh war im Berichtszeiträume wieder ein Rückgang festzustellen. An der strengen Durchführung der Vorbeugungsmaßregeln soll auch künftig festgehalten werden. Einen Rückgang zeigen auch die Blinddarmentzündungen. Pest und Cholera sind im Berichtsjahre nicht eingeschleppt worden, obgleich diese Krankheiten in mehreren chinesischen Häsen, u. a. in dem benachbarten Tschisu, aufgetreten sind und dort zu Quarantänemaßnahmen geführt haben. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 275. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-275

ID: 00003342
631 /782
... Infolge des Auftretens der Cholera in Rußland hat zur Verhütung von Choleraeinschleppungen nach Nordamerika die amerikanische Behörde am 19. September 1908 für sämtliche russischen Zwischendeckspassagiere eine fünftägige Quarantäne vor ihrer Einschiffung festgesetzt. Diese fünftägige Frist wird allerdings vom Eintreffen an der Grenze an gerechnet, sodaß die Auswanderer nicht etwa verpflichtet sind, sich in Bremen fünf Tage aufzuhalten. Diese Quarantäne ist bei Jahresschluß noch in Kraft. Choleraverdächtige Erkrankungen sind nicht vorgekommen. In einer am 21. Juli 1909 abgehaltenen Konferenz ist die gesundheitliche Überwachung der außerdeutschen Auswanderung anderweit geregelt worden. Es sind am 22. Juli folgende Verfügungen erlassen. 1. Mit Rücksicht auf die in Rußland herrschende Cholera wird hiermit folgendes bestimmt: Diejenigen aus Rußland kommenden Auswanderer, die eine Grenzstation Passiert haben, sowie diejenigen, die eine Grenzstation nicht Passiert haben, werden regelmäßig täglich in den ihnen zugewiesenen Quartieren von einem geprüften Heilgehilfen beobachtet. Die in Frage kommenden Auswandererwirte werden angewiesen, dafür Sorge tragen zu wollen, daß keiner Auswanderungswesen des Jahres 1909.) dieser Auswanderer vor der täglichen Besichtigung durch den Heilgehilfen in den freien Verkehr gelangt. 2. Mit Rücksicht auf die in Rußland herrschende Cholera wird hiermit folgendes bestimmt: Diejenigen nicht aus Rußland kommenden Auswanderer, die eine Grenzstation vermieden haben, werden, wenn sie nach ihrer Ankunft an der Bahn ärztlich nicht untersucht worden sind, in der Zeit von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends zunächst zu den Expeditionsfirmen gebracht, hier in einem besonderen Zimmer abgefertigt und alsdann in die beiden Sammelquartiere geführt. ...

632 /782
... Gegen die Gefahr der Einschleppung der Cholera sind schärfere Maßnahmen, als die im Jahre 1908 von den beteiligten Behörden getroffenen nicht notwendig geworden. Von den im Berichtsjahre hier angekommenen Auswanderern erkrankten 145 Personen — 71 Erwachsene und 74 Kinder —, welche in die Krankenhäuser gebracht werden mußten, gegenüber 49 erkrankten Personen, die im Jahre 1908 den öffentlichen Krankenanstalten überwiesen wurden. Auch unter Berücksichtigung der Zunahme des Aus- ! Wandererverkehrs gegenüber dem Vorjahre ist der Ge- I sundheitszustand der hier eingetroffenen Auswanderer als günstig zu bezeichnen.1 ! Von den Erkrankten wurden überwiesen: dem allgemeinen Krankenhause Eppendorf 127 -1 -1 -1 St. Georg1 2 -1 Israelitischen1 -1 ....1 14 der Irrenanstalt Friedrichsberg ...1 2 zusammen . .1 145 und zwar 143 aus den Auswandererhallen der Hamburg— Amerika-Linie und 2 aus den Logierhäusern in der Stadt. Außerdem wurden eine in den Auswandererhallen Plötzlich verstorbene Auswanderin, sowie ein in einem Auswandererlogierhause an Krämpfen verstorbenes Kind im Hafenkrankenhause eingeliefert. Von den oben erwähnten 145 Erkrankten sind 8 Erwachsene und 5 Kinder verstorben, so daß die Gesamtzahl der Verstorbenen 15 beträgt. 114 sind als geheilt entlassen und befördert worden. 18 Erkrankte befanden sich beim Jahreswechsel noch in Krankenhausbehandlung. Von den im Jahre 1909 eingetroffenen Auswanderern wurden durch den Auswandereruntersuchungsarzt von der Beförderung nach überseeischen Ländern im ganzen 1786 Personen ausgeschlossen, weil sie mit Krankheiten bezw. Leiden behaftet waren, wegen derer ihre Zurückweisung im Ausschiffungshafen befürchtet wurde. Die hauptsächlichsten dieser Leiden waren: Trachom und Abarten. . . . 1619 Fälle, Eitriger Augenbindehautkatarrh.1 74 Favus .1 451 - Tuberkulose 221 -1 . ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 277. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-277

ID: 00003344
633 /782
... Juni 1900 als gemeingefährlich bezeichneten Krankheiten (Aussatz, Cholera, Fleckfieber, Gelbfieber, Pest, Pocken) in erster Linie der Behandlung durch Personen zu entziehen sind, die nach ihrer ganzen Vorbildung keinesfalls dazu befähigt sein können, diese Krankheiten richtig zu erkennen, zu behandeln und vor allem diejenigen Maßregeln zu treffen, die im Interesse des Allgemeinwohls geboten sind. Den großen Gefahren, die daraus für die Kranken selbst erwachsen, gesellen sich in diesem Falle die nicht minder großen Gefahren hinzu, denen die Allgemeinheit durch die große Ansteckungsfähigkeit und leichte Verschleppungsmöglichkeit dieser Krankheiten ausgesetzt ist. Nr. 4.1 Auf keinem Gebiet entfalten die Kurpfuscher eine solche Tätigkeit, wie auf dem der Geschlechtskrankheiten, der sogmannten geheimen Leiden. Sie gehen dabei von der richtigen Annahme aus, daß viele Leidende besonders in kleinen Städten aus falscher Scham sich scheuen, den Arzt aufzusuchen, und dann geneigt sind, sich an einen Kurpfuscher zu wenden. Dabei wird es den Leidenden leicht, die Adressen solcher Pfuscher in großer Zahl, ausgestattet mit sicherm Erfolgsverheißungen, aus den Tageszeitungen zu ersehen. Dieses Fernhalten ärztlicher Hilfe, wie es systematisch gerade von den Kurpfuschern betrieben wird, ist bei der Behandlung geschlechtlicher ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1913
Bd.: 286. 1912/13
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-286

ID: 00003353
634 /782
... 13, die Einschleppung der Cholera aus dem Balkan betreffend (Nr. 570 der Anlagen) 2498 Fortsetzung der ersten Beratung der Entwürfe 1. von Gesetzen, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats und des Haushaltsetats der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1913, ...

635 /782
... In der Behandlung der Verwundeten sind wir milder geworden; aber die Kriege selber werden unmenschlicher, roher, grausamer geführt, — wenn man die Scheußlichkeiten dieses Balkankriegs sich vor Augen führt, diese gräßlichen Metzeleien, die die Cholera in ihrem Gefolge und als Schlußstein hatten. (Zuruf rechts.) — Ganz richtig! Von Serben. Bulgaren, von Griechen, von Türken, von allen Seilen find die scheußlichsten Metzeleien begangen worden, und darin, hoffe ich, stimmen wir alle überein, daß wir die Ntedermetzelung friedlicher Landbewohner unter den scheußlichsten Vorwänden des Raffenhasses, von welcher Seite sie gekommen sein mögen, aufs schärfste verurteilen. Wir hoffen auch, daß die Reichsregierung bei den Verhandlungen, die stattfinden ür solche Scheußlichne Sühne und Enthebenden Geschädigten werden, darauf dringen wird, daß ketten, wo sie nachweisbar find, et schädigung wenigstens gegenüber den erfolgt. Dieser Krieg ist grauenhafter gewesen als der Mandschureikrieg, grauenhafter als alle, die ihm vorausgegangen find. Das liegt zum Teil auch daran, daß die Mordwerkzeuge mehr und mehr vervollkommnet v) find. daß die ganze Sache mehr e.in Maschineumord im großen geworden ist, (sehr wahr! bet den Sozialdemokraten) wo die Völker von beiden Seiten auf die Schlachtbank geführt werden, um mit Maschinengewehren, mit Mordmaschinen aller Art massakriert zu werden. Nun, meine Herren, Herr Teschler hat nicht nur den Krieg als solchen verurteilt, er hat auch darauf hingewiesen — und das machte diese Rede für uns besonders wertvoll —, daß auf die Diplomaten für die Herstellung des Friedens in der Well nicht zu bauen ist. ...

636 /782
... 13, die Einschleppung der Cholera aus dem Balkan betreffend (Nr. 570 der Anlagen): Dr. Liebknecht (8ä.) 24980 v. Jonquiöres, Direktor im Reichsamt des Innern 24980 Fortsetzung der ersten Beratung der Entwürfe 1.1 von Gesetzen betreffend die Feststellung es Reichshaushaltsetats und des Haushaltsetats er Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1913, 2.1 von Gesetzen betreffend die Feststellung je eines Nachtrags zum Reichs-Haushaltsetat und zum Haushaltsetat er Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1912 (Nr. 550, Zu 550, 549 der Anlagen): 2499^ Auswärtige Politik (Fortsetzung und Schluß der Debatte): V. Payer (V.Vx.) 2499^. Reichstag. 13. Legisl--P. I. Session. 1912/1913. Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (2.)2519^. Dr. Oertel (L.) 25246 Persönlich 25380 Freiherr v. Richthofen (M) . . 25290 Herzog (tlV.V.) 2531A Haase (Königsberg) (8ä.).... 25336 Wendel (8ä.) — persönlich. . . 2537 0 Scheidemann (8ä.) — desgl. . . 25370 Feststellung der Tagesordnung für die nächste Sitzung 2538V Die Sitzung wird um 1 Uhr 2 Minuten durch den Präsidenten Dr. Kaempf eröffnet. Präsident: Die Sitzung ist eröffnet. Das Protokoll der vorigen Sitzung liegt zur Einsicht auf dem Bureau offen. Für den 7. Wahlkreis des Regierungsbezirks Stettin ist der Herr Rittergutsbesitzer v. Flemmiug in Basenthin, Kreis Kammin, zum Reichstagsabgeordneten gewählt worden; er ist der 5. Abteilung zugelost.1 (v) Das Resultat der vollzogenen Wahlen für die 9. und 10. Kommission bitte ich zu verlesen. Schriftführer Abgeordneter Stückten: In die 9. Kommission — zur Vorberatung des Entwurfs eines Gesetzes betreffend vorübergehende Zollerleichterung bet der Fleischeinfuhr (Nr. 543 der Drucksachen) — sind gewählt die Herren Abgeordneten: Arnstadt, Graf v. ...

637 /782
... Liebknecht, Abgeordneter: Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben, ob und welche Maßregeln getroffen und geplant sind, um das Gebiet des Deutschen Reichs gegen die Einschleppung der Cholera aus dem Balkan zu schützen, und ob und inwieweit die Reichsregierung zu diesem Behufe ein gemeinsames Vorgehen mit den Regierungen anderer Staaten in die Wege geleitet hat? Präsident: Das Wort zur Beantwortung der Anfrage hat der Herr Ministerialdirektor von Jonqntsres. v. IonqnidreS, Direktor im Reichsamt des Innern: Meine Herren, nach den vorliegenden amtlichen Nachrichten ist die Cholera in dem türkischen Heere vor Konstantinopel aufgetreten, doch fehlen genauere Angaben über ihre Verbreitung. In Konstantinopel selbst find in der Zeit vom 5. bis 25. November 615 Erkrankungsfälle, davon 292 mit tödlichem Ausgang, festgestellt worden. Die mehrfach in der Presse verbreiteten Nachrichten über Verschleppung der Seuche nach anderen Orten der Balkanhalbinsel find amtlich nicht bestätigt.1 (v) Angesichts dieser Sachlage, die an und für sich keinen Anlaß zur Beunruhigung gibt, sind die deutschen Vertretungen in allen in Betracht kommenden Städten angewiesen worden, dem Gesundheitszustand in ihren Amtsbezirken besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und gegebenenfalls über das Auftreten der Cholera telegraphisch zu berichten. Außerdem ist angeordnet, daß Schiffe, die aus türkischen Häfen des Schwarzen Meeres, des Bosporus, des Marmarameeres und des Agätschen Meeres nach deutschen Häfen kommen, nur nach ärztlicher Untersuchung zum freien Verkehr zugelassen werden. Schiffe aus nichttürkischen Häfen des Schwarzen und des Agätschen Meeres sind der besonderen Aufmerksamkeit der gesundheitlichen Hafenpolizei empfohlen. ...

638 /782
... (L) Auf dieser Anschauung beruht auch die Internationale Uebereinkunft betreffend Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber vom 3. Dezember 1903, deren Bestimmungen eS überflüssig machen, mit anderen Staaten besondere Vereinbarungen für den vorliegenden Fall zu treffen. Präsident r Wir gehen über zum zweiten Punkt der Tagesordnung: Fortsetzung der ersten Beratung der Entwürfe von Besetzen betreffend die Feststellung des Reichshanshaltsetats und des Hanshaltsetats der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1913 (Nr. 550 und Zn Nr. 550 der Drucksachen), in Verbindung mit der Fortsetzung der ersten Beratung der Entwürfe von Gesetzen betreffend die Feststellung je eines Nachtrags zum Reichshaushaltsetat und zum Haushaltsetat der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1912 (Nr. 549 der Drucksachen). Die Diskussion ist wieder eröffnet. Das Wort hat der Herr Abgeordnete v. Payer. v. Payer, Abgeordneter: Meine Herren, die gestrige Rede des Reichskanzlers scheint ja draußen im Lande eine recht günstige Aufnahme gefunden zu haben. Im allgemeinen kann man das auch hier von diesem Hause sagen. Doch hat der Herr Abgeordnete Ledebour gestern schon äußerlich eine Beanstandung dieser Rede vorgebracht: sie war ihm nämlich zu kurz. Nun ist ja Kürze einer Rede an und für sich noch nicht als ein Fehler zu betrachten, und für die Tatsache, daß die Länge einer Rede nicht immer mit ihrer Güte in direktem Verhältnis steht, hat der Herr Abgeordnete Ledebour uns gestern ein schlagendes Beispiel gegeben. (Heiterkeit.) ...

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... Ich sehe den Herrn Abgeordneten Wendel zu meiner Freude vor mir und entnehme daraus, daß er vom Kriegsschauplatz ohne Cholera und ohne sonstige Gefährdung zurückgekehrt ist. (Stürmische Heiterkeit.) Der Herr Abgeordnete Wendel hat nämlich — ich weiß nicht — wohl Serbien als Kriegsberichterstatter besucht, und es war mir eine wirkliche Freude, seine lebendigen Schilderungen zu lesen. (Heiterkeit.) Er kann mich ja nachher korrigieren. Ich wußte nicht, daß ich heut sprechen würde, sonst hätte ich mir den „Vorwärts mitgebracht. Wenn ich nicht ganz irre, hat tn einem seiner ersten Berichte der, oder ein ähnlicher Satz gestanden: wenn ein serbischer Genosse sich damals dem Kriege entgegengesetzt hätte, so hätte man ihn totgeschlagen. (Zuruf von den Sozialdemokraten.) — Ach, das ist ja reizend! — (Stürmische Heiterkeit.) Sie sehen, daß die Wirkung der Aufklärung noch gar nicht so bedeutend ist. Ja, ich hege sogar die Befürchtung, daß Herr Wendel in einem unbewachten Augenblick seine eigene Aufklärung etwas vergessen hat; (Heiterkeit) denn sonst hätte er dieses Wort etwas ummodeln können. Es klingt doch ein bischen zu drastisch für einen durchaus zielbewußten Sozialdemokraten. (Heiterkeit.) Aber das ist ja nur ein Scherz, der mir große Freude gemacht hat, und Sie werden mir nachempfinden, daß ich selbst ein paar Minuten Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch (L) nehmen mußte, um diesen Scherz loszuwerden. (Große Heiterkeit.) Nun aber zu einem sehr ernsten Punkte! Der Herr Abgeordnete Scheidemann (Rufe von den Sozialdemokraten: Na!) — na? wird schon kommen! ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1913
Bd.: 290. 1913
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-290

ID: 00003386
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... Man kann annehmen, daß die Verluste der türkischen Armee durch die Kugel des Feindes, dank dem Mangel an bulgarischer Kavallerie, in den Kämpfen bei Tschataldscha und auf Grllipolts, daß die Verheerungen durch die Cholera bei Hademkoy, und daß das unsagbare Elend, verursacht durch Frost und Schneestürme, das allein wohl 10 000 Amputationen der Gliedmaßen notwendig machte, im ganzen über 100000 Tote, darauf zurückzuführen sind. Dadurch ist eine Kriegsverlängerung eingetreten, die sich auf Wochen hinaus erstreckte, der frühzeitige Abschluß des Friedens ist durch den Mangel an bulgarischer Kavallerie in der Tat verhindert worden. Meine Herren, diese Darlegungen eines Mannes, der in hervorragender Stellung im letzten Kriege an der Spitze (v) eines Kavalleriekorps auf türkischer Seite stand, sind doch sehr beachtenswert und sprechen mit anderen Argumenten dafür, daß es in der Tat richtig ist, aus dem wohlgefügten Gebäude der Militärvorlage nicht diesen einen Stein herauszubrechen, daß es richtig ist, die angeforderte Kavallerie in vollem Umfange zu bewilligen. (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren, wenn Sie die Vergletchsziffern zwischen den Kavallertestärken von Rußland und Frankreich und andererseits von Österreich und Deutschland beachten, werden Sie auf unserer Seite ein starkes Minus bei der Kavallerie, vor allem bei der Heereskavallerie finden, und ich kann Ihnen daher für die dritte Lesung nur dringend empfehlen, die drei gestrichenen Regimenter zu bewilligen. (Bravo! bet den Nationalliberalen, und rechts.) Vizepräsident Dover Das Wort hat der Herr Abgeordnete Gans Edler Herr zu Putlitz. ...


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