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Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1914
Bd.: 303. 1914
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-303

ID: 00003399
701 /782
... Bescheinigung über das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung des Dampfers*), Segelschiffs*), Seeleichters*), (1 **), Kapitän Heimatshafen abgefahren aus1 am untersucht am1 zu1 durch Zahl der untersuchten Mannschaft (einschließlich Offiziere): Zahl der untersuchten Reisenden davon Auswanderer Krank befunden an: Cholera Krank befunden an: Fleckfieber: Gelbfieber: Pest:1 docken: Aussatz: Thphus: Ruhr: sonstigen ansteckenden Krankheiten: Krankheitsverdächtige? Ansteckungsverdächtige? Allgemeiner Gesundheitszustand usw., Erkrankungen, Todesfälle während der Reise, Rattensterblichkeit? Auf Grund der Untersuchung ist das Schiff anzusehen als*): rein, verdächtig, verseucht. Getroffene Maßregeln? Anordnungen für die Weiterfahrt? Antritt der Weiterfahrt? Bemerkungen? (Ort) , den 19 Der (Unterschrift.) (Ort)1 (Datum) Von dem Inhalt dieser Bescheinigung habe ich Kenntnis genommen und 1 Exemplar richtig erhalten. Der Kapitän. (Unterschrift.) *) Nichtzutreffendes ist zu durchstreichen. **) Nötigenfalls entsprechend zu ergänzen. (Auf blauem Papier zu drucken.) ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1916
Bd.: 306. 1914/16
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-306

ID: 00003402
702 /782
... Und als ein Redakteur einmal einem solchen Offizier auf seine Frage, wie er denn die Nachricht von dem Ausbruch der Cholera in einem Gefangenenlager habe bringen können, erklärte, er könne ihm die Versicherung geben, daß die Nachricht ausdrücklich vom Generalkommando übersandt worden sei, hat ihm der M) Offizier gesagt: „Sehen Sie mal, man kann nicht vorsichtig genug sein; gestern habe ich einen verhaftet, der das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse trug, das war ein ganz gewöhnlicher Schwindler. Das heißt doch mit anderen Worten: Ihre Angabe, daß Sie die Nachricht vom Generalkommando haben, steht auf gleicher Stufe wie die Behauptung eines solchen Schwindlers. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Urid zum Schluß wird angeführt: Ich will noch hinzufügen, daß ein sehr hoher Offizier, als ihm ein Chefredakteur seine Beschwerde vortragen wollte, erwidert hat: „Ich stehe überhaupt viel zu hoch, als daß ich mich mit Ihnen in eine Erörterung über Preßdinge einlassen könnte! (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Meine Herren, das sind gewiß Ausnahmen. Je höher ein Offizier ist, davon bin ich überzeugt, desto seltener kommt so etwas vor. Aber es färbt ab, und je weiter nach unten es geht, desto stärker wird es. Da geht es wie in der Kaserne. Beim Unteroffizier klingt das, was der Herr Hauptmann vielleicht wenig höflich gesagt hat, schon recht grob, und beim Gefreiten noch ganz anders. Ähnlich ist es bei dem Zensor, der sich in seiner kleinen unbedeutenden Persönlichkeit mit der Majestät des Gesetzes verwechselt. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1916
Bd.: 307. 1916
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-307

ID: 00003403
703 /782
... der wegen Choleraverdackff geimpft war gegen Cholera, fragte den Gefreiten, was er wollte und wer er sei. Da bekam der Kranke die Antwort, er sei Landsturmmann von 42 Jahren. Der Kranke erwiderte, wenn er weiter nichts wäre, solle er doch machen, daß er herauskomme und ihn schlafen lassen, und der Gefreite ging dann schließlich auch. Am anderen Morgen, als der Kranke noch im Bett lag, noch nicht fieberfrei war, kam derselbe Gefteite wieder, schimpfte auf ihn los, bis er aus dem Bette aufstand und mit Schemel und Waschschüssel, was er gerade zur Hand bekam, auf ihn losschlug und ihn so aus der Stube heraushaute. Das ist der ganze Vorgang. Der kranke, choleraverdächtige, kriegsfreiwillige, 42 jährige Mann wurde nun angeklagt, vor das Kriegsgericht gestellt wegen Achtungsverletzung und Tätlichkeiten, begangen an einem Vorgesetzten. Dieser Gefreite — der Kranke bestreitet, daß er es gewußt hat — war tatsächlich Unteroffizier vom Dienst, und der Angeklagte hat sich demgegenüber so benommen, wie ich geschildert habe. Das Urteil lautete auf 10 Jahre 3 Wochen Gefängnis — für einen kriegssteiwilligen Vater, 42 Jahre alt! Es gibt eine ganze Menge, die den Patriotismus im Maule führen und (6) zn Hause bleiben, sich reklamieren lassen. Ich habe im Gegensatz zu solchen Elementen Achtung vor den Leuten, die sagen: jawohl, ich will hinaus ins Feld, ich melde mich freiwillig. ...

704 /782
... Ein Arzt, der die Bekämpfung der Seuchen übertragen erhält, der vor allem die ansteckenden Seuchen, Cholera, Typhus usw., zu bekämpfen hat, riskiert außerordentlich viel, und eine Anzahl der Herren ist auch draußen gestorben. Für solche Fälle, wo eine besondere Gefahr oder eine außerordentliche Leistung vorliegt, könnte man ganz gut Seuchenzulagen oder Zulagen in anderer Form gewähren. Niemand wird verlangen, daß solche verkürzt werden, die draußen ihre Gesundheit, ihr Leben aufs Spiel setzen. Hier aber bezieht eine ganze Anzahl zum Teil sehr junger 170* ...

705 /782
... Die Cholera hat sich nur zweimal gezeigt, wobei es sich um Einschleppungen aus dem Ausland handelte, von der die inländische Bevölkerung in ganz geringem Maße berührt worden ist. Auch der Typhus ist nur in geringem Umfange aufgetreten. Die Annahme also, daß die Seuchen auch in diesem Kriege wiederum unter der Zivilbevölkerung in bedauerlichem Maße zugenommen hätten, ist unzutreffend. (Zuruf des Abgeordneten Kunert.) — Wenn ich Sie mißverstanden habe, dann bitte ich dies zu entschuldigen. Ith glaube aber, dieses Mißverständnis könnte nicht bloß bei mir hervorgerufen worden sein, und deshalb wollte ich dem vorbeugen, daß irrtümliche, zu Beunruhigung geeignete Auffassungen sich weiter verbreiten. Im übrigen ist das, was ich mitgeteilt habe, eine vielleicht manchen interessierende Tatsache. Wir dürfen der medizinischen Wissenschaft und unseren Ärzten sowie allen, die bei der Gesundheitspflege im Deutschen Reich mitwirken, wirklich nur von Herzen dankbar sein, daß die gesundheitlichen Verhältnisse in dieser tiefernsten Zeit bis jetzt so befriedigend geblieben sind. (Bravo!) Diphtherie und Scharlach haben ja an einzelnen Stellen zeitweilig eine etwas größere Ausdehnung angenommen. Das zeigt sich aber ebenso in Friedenszeiten; solche örtliche Epidemien sind mit dem Kriege nicht im Zusammenhang zu bringen. Der Herr Vorredner hat dann die Säuglingssterblichkeit und die Sterblichkeit der Frauen im Kindbett berührt und hat von einem Massenmord der Kinder ge- (O) sprochen, die bald nach der Geburt ihr Leben wieder lassen müssen, von einer erschreckenden Sterblichkeit unter den Frauen nach ihrer Entbindung. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1917
Bd.: 309. 1917
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-309

ID: 00003405
706 /782
... Er hat diesen verhauen und hinausgeworfen und gesagt, er ließe sich nicht hänseln; er war, wie er behauptet hat, im Fieber — er war kurz zuvor gegen Cholera geimpft worden. Dieser damals 45 jährige Mann, der sich freiwillig zum Militär gemeldet hatte, wurde zu-10 Jahren 3 Wochen Gefängnis verurteilt, wenn ich mich recht entsinne. Alle Bemühungen seinerseits, etwas anderes zu erreichen, waren erfolglos. Er hat die Strafe noch nicht zu verbüßen gehabt. Es ist damals ausdrücklich erklärt worden, er solle sie erst nach dem Kriege verbüßen. Ich habe den Fall etwas weiter verfolgt. Was ich damals als Mutmaßung annahm, scheint sich bestätigt zu haben. Ich glaube nicht, daß der Mann irgendwie bei Sinnen gewesen sein und gewußt haben kann, was er tat, weil das ganze Verhalten des Mannes dem durchaus widerspricht. Es ist später, wenn ich recht informiert bin, bei dem Manne, der inzwischen aus dem Militärverhältnis entlassen worden ist, wiederholt ein ähnlicher Fall vorgekommen. Es sind wiederholt von ihm Gewalttätigkeiten versucht oder begangen worden. Er war jedesmal erstaunt darüber, daß so etwas vorgekommen sein soll. Endlich hat denn ein Arzt erklärt, daß er offenbar nicht zurechnungsfähig sei, sondem daß die außerordentlichen seelischen und körperlichen Leiden des Krieges, die er hatte, in Verbindung mit einer anderen Gewohnheit, die der Mann im (o) Frieden hatte, dazu gewirkt haben, daß er aus dem Gleichgewicht gefallen ist. In der Tat können dann solche Zustände eintreten, die den Täter im Augenblick des Affekts vollständig unzurechnungsfähig machen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1918
Bd.: 311. 1917/18
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-311

ID: 00003407
707 /782
... — der Cholera- und Typhuserkrankungen im Heere nicht ausschließlich durch die Schutzimpfungen erklärte, sondern ihn auf andere günstigeVerhältnisse zurückführte. Die Publikation wurde verboten, vermutlich, weil man daraus im Auslande den Schluß ziehen könnte, die Schutzimpfung wäre noch nicht wirksam genug. Ich weiß nicht, was in einem solchen Kopfe vorgeht, der so etwas verbietet. Ein Prosessor in Breslau schrieb einen Aufsatz über Ödeme. Er führte entsprechend einer auch sonst in der lv) Wissenschaft vertretenen Ansicht und auf Grund ganz besonderer von ihm gemachter Beobachtungen dieser Wassergeschwülste teilweise auf einseitige oder unzureichende Ernährung zurück und konstatierte, daß er solche Fälle bei einer Anzahl von Schwerarbeitern beobachtet hatte. Die Publikation dieses Aufsatzes wurde verboten. (Hört! hört! links.) Man soll im Auslande nicht hören, daß bei uns eine einseitige und vielfach unzureichende Ernährung auch bei Schwerarbeitern Platz greift. (Zuruf links.) Ja, sind denn die Leute, die so etwas verbieten, von allen guten Geistern verlassen? (Heiterkeit links.) Glauben sie etwa, daß das Ausland nicht wüßte, daß wir uns, wo wir alle Nahrungsmittel strecken und rationieren müssen, nicht mehr so nähren können wie in vernünftigen und gesunden Zeiten? Wozu also diese Maßnahme? Ein letzter Fall! Ein Generalarzt, also ein militärischer Arzt, sandte einen Artikel an dieselbe wissenschaftliche Zeitschrift ein. Als militärischer Arzt unterlag er noch der besonderen dritten Zensur seiner militärischen Vorgesetzten, und der Chef des Sanitätswesens, dem der Artikel pflichtgemäß vorgelegt wurde, hatte ihn genehmigt. ...

708 /782
... Meine Herren, für Impfstoffe gegen Typhus und Cholera, die in großen Mengen bei Beginn des Krieges benötigt wurden, verlangten die liefernden Firmen fast übereinstimmend einen Preis von 50 Mark für einen ^ Liter. Das sächsische Serumwerk forderte 170 Mark. In den staatlichen Instituten betrug der Herstellungspreis 10,22 Mark für einen Liter. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Meine Herren, selbst vor schwerverbrecherischen Manipulationen sind profithungrige Unternehmer, wie wir vor einigen Tagen in der Kommission erst gehört haben, nicht zurückgeschreckt. Herr General Coupette hat zugeben müssen, daß ein unlauteres Geschäftsverfahren stattgefunden hat, derart, daß bei einer Anzahl von Unternehmern ein Flicken von Geschossen vorgenommen wurde, um Fehler zu verdecken. Es ist mitgeteilt worden, daß das bei einer ganzen Anzahl von Firmen geschehen ist und daß in einer Anzahl von Fällen die Profitsucht die Triebfeder für diese verbrecherischen Manipulationen war, für die die Tmppen zu leiden hatten. Also man kann von der allgemeinen Lauterkeit der kriegsliefernden Industrie so unbedingt keineswegs sprechen, wie das von manchen Seiten versucht worden ist. Meine Herren, um den Bedarf des Heeres an Kampfmitteln und Kriegsmaterial zu beschaffen, hat eine beinahe völlige Umgestaltung der deutschen Industrie erfolgen müssen. Die vorbereitenden wirtschaftlichen Maßnahmen der Heeresverwaltung erwiesen sich sofort nach Kriegsausbruch als völlig ungenügend, da der Bedarf jede Voraussicht übertraf. Es hat sich gezeigt, daß die im Frieden geübte Berücksichtigung einzelner Firmen, damit sie Maschinen und Personal für den Kriegsfall bereithielten, nur in einem ganz bescheidenen Umfange genutzt haben. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1918
Bd.: 312. 1918
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-312

ID: 00003408
709 /782
... EinHygienikermacht sachliche Angaben über den Stand der Cholera und des Typhus. Verboten! Ein angesehenerBerlinerArzt konstatiert die Zunahme der Kindertuberkulose. Verbot der Zensur! DiePressezensur wird von Jahr zu Jahr schlimmer, unerträglicher, sie wird geradezu gemeinschädlich, wie Sie hieraus ersehen. (Zuruf vom Bundesratstisch.) — Nein, ich habe hier trotz der vorgerücktenStunde auch gar keine Veranlassung zu einem abgekürzten Verfahren ; es ist ja nur einmal Gelegenheit in jedem Jahre, über Volksgesundheit ein deutliches Wort sagen zu dürfen. Ich mache darauf aufmerksam, wie die Zensur noch weiter um sich greift. Das Kaiserliche StatistischeAmt darf nämlich die Nachrichten über gewisse statistische Ziffern, zum Beispiel über die Sterblichkeit während des Krieges, nicht bekannt geben. Das ist doch eine Tatsache, die inv) die Öffentlichkeit gehört. Man muß wissen, woran man ist. Daß man ein Volk von 70 Millionen nicht wie ein kleines Kind behandelt, sollten doch auch gewisse Zensoren wissen. Das Volk darf nicht wissen, wie in Wahrheit die Dinge stehen. Wir erfahren es ja doch, und die Massen draußen, wennsices nicht anders erkunden, erfahren es so durch den Reichstag. Weitere Ursachen der Verschlechterung des Gesundheitszustandes sind auch noch in reicher Menge vorhanden, zum BeispielMangelanBekleidungundBeschnhung.Ich mache daansden Antrag aufmerksam, den die Unabhängige sozialdemokratische Fraktionzugunsten schwangerer Frauen und Mädchen eingebracht hat inbezugauf Mangel an Wäsche für die Gebärenden und Neugeborenen. Der Kriegsausschußfür Konsumenteninteressen spricht sich dafür aus, daß die Versorgung der Wöchnerinnen mit Bettwäsche unbedingt durchgesetzt werden müsse. ...

710 /782
... Wenn wir nach den Erfahrungen aus früheren Kriegen schließen wollten, dann hätte uns dieser Krieg, der mit seinen gewaltigen Heeresmaffen aus allen Herren Länder nun schon Jahre dauert, längst Pest und Cholera und Pocken und noch sonstige schlimme Seuchen bringen müssen. Es ist geradezu erstaunlich, wie wenig diese unheilvollen Folgen, von denen frühere Kriege regelmäßig begleitet waren, jetzt eingetreten sind. Das haben wir zu verdanken der Hygiene, die in jahrelanger Frtedenszeit Großes in Deutschland geschaffen hat, das haben wir zu verdanken dem Verständnis des Volkes, das hygienisch viel besser als früher zu denken und zu arbeiten und zu leben gelernt hat; das haben wir zu verdanken den Gesundheitsbehörden und vor allen Dingen auch den Ärzten, die alle ihre Kraft eingesetzt haben bei der Bekämpfung der Krankheiten und deren vorbeugenden Abwehr. Ich glaube, wir können der guten Zuversicht sein, daß wir den Krieg, den wir nicht gewollt haben, und den wir mit seinen unseligen Folgen nicht verschuldet haben, ohne schwere Erschütterung der Volksgesundheit im Innern überstehen werden, daß^tvir auch auf gesundheitlichem Gebiete bis zum erhofften Siege durchhalten werden. (Bravo I) Präsident: DaS Wort hat der Herr Abgeordnete Kunert. ...

711 /782
... Die Cholera hat im ersten Kriegsjahre eine gewisse Rolle gespielt. Die Diphtherie hat niemals eine irgendwie nennenswerte Ausdehnung genommen. Auch die durch die Gase entstehenden Krankheiten sind günstig zu beurteilen. Eine dauernde Schädigung durch Vergiftung mit Kampfgasen ist kaum festgestellt worden. Bezüglich der Entlassung der Kranken aus den Lazaretten ist zu bemerke«, daß die Prozentzahl derjenigen Leute, die wieder kriegsverwendungsfähig oder überhaupt wieder felddienstfähig geworden find, im ganzen immer lv) gleichgeblieben ist. Es sind im ersten Kriegsjahre 89,4 Prozent, im zweiten 81,1 Prozent und im dritten Kriegsjahre 90,1 Prozent nach dem Verlassen der Lazarette wieder dienstfähig geworden. Von diesen sind 70 Prozent wieder an die Front gegangen. Die Todesfälle betragen überhaupt nur 1 bis 1,2 Prozent der die Lazarette verlassenden Kranken. Auch über unsere Kriegswirtschaft konnten die beruhigsten Aufschlüsse gegeben werden. Wir sind auf Jahre hinaus gegen alle Kriegsmöglichkeiten noch gesichert und sind nicht genötigt, aus irgendwelchem Mangel den Kampf vorzeitig abzubrechen. Jedenfalls wird sich die Hoffnung der Feinde, Deutschland durch den Mangel von Rohstoffen niederzuringen, niemals erfüllen. Zu lebhaften Klagen führte wiederum die Frage der Pferdeaushebungen. Von einzelnen Kommissionsmitgliedern wurden in dieser Hinsicht die lebhaftesten Beschwerden vorgetragen. Von verschiedenen Seiten wurde energisch verlangt, daß die Heeresverwaltung bet der Aushebung der Pferde die gegenwärtigen Tagespreise zahle und der Ausschluß der Händler nicht allzuweit getrieben wird. Das jetzige System der Pferdeaushebung sei der Ruin der Landwirtschaft und auch der Pferdezucht. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1918
Bd.: 313. 1918
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-313

ID: 00003417
712 /782
... Diese Berichte liegen mir teils in wörtlicher Aussage vor, teils auszugsweise, und sie geben ein fürchterliches Bild von systematischen Mißhandlungen und Quälereien, von übermenschlichen Marschanstrengungen und vom Tode in der Kälte bei den Umtransporten der Gefangenen, ein Bild von Hunger und Elend, von Malaria, Ruhr und Cholera, von den schwersten Rheumatismusfällen mit hochgeschwollenen Gliedern ohne M) Hilfe, von Fleck- und Hungertyphus, von verzweifelten Fluchtversuchen und Selbstmorden. Die Baracken, in denen die Leute untergebracht waren, waren meist in die Erde gegraben, von Haus aus ein Hohn auf jede Hygiene, ein menschenunwürdiger Aufenthalt, dabei so voll Ungeziefer, daß den Gefangenen von Milliarden Insekten buchstäblich die Haut vom Leibe gefressen wurde, sodaß sie daran starben. Wenn die Toten erkalteten, krochen Tausende und aber Tausende von Läusen und Maden aus den Körpern hervor und bedeckten den Boden. Tag für Tag wurden die Leichen der Deutschen, nackt auf Wagen geschichtet, fuhrweise aus dem Lager herausgefahren. Dabei lagen Gesunde und Kranke, Lebendige und Sterbende kunterbunt durcheinander. Von Ärzten und Medikamenten Monate hindurch keine Spur; die an und für sich miserable Verpflegung wurde von der rumänischen Wachmannschaft zur guten Hälfte unterschlagen und gestohlen, tagelang kein Wasser, keinSalz. Wer sich noch einigermaßenweiterschleppen konnte, wurde zum Beispiel in dem Lager Mastacani täglich von einem Sergeanten mit der Peitsche zur Arbeit getrieben, wie überhaupt die Prügelei von früh bis spät an der Tagesordnung war. Ein Vizefeldwebel vom 3. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1918
Bd.: 321. 1918
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-321

ID: 00003426
713 /782
... Bei Cholera und Typhus habe man auch die Anzeigepflicht eingeführt, man habe diese Krankheiten dadurch zurückgedrängt, und Tripper und Syphilis seien ebenso unheilvoll wie diese Infektionskrankheiten, unheilvoller als manche andere. Die Meldepflicht ist wichtiger als eine Strafandrohung. Der Antrag Nr. 9 bringe uns nicht weiter. Auch die Professoren Neißer und Blaschko hätten sich als gute Kenner dieses Gebiets für eine Meldepflicht ausgesprochen. Die freiwillige Meldung der Soldaten hätte ja vollkommen versagt, hier müsse, wie auf so vielen andern Gebieten, der Zwang helfen. Der werde immer zuerst verabscheut, hierbei namentlich auch von den Ärzten. Aber er sei nötig, weil er wirksam sei und weil er wirksam sei, nötig. Ein weiterer Antragsteller führte aus: Die Grundlage der sorgfältigeren Behandlung, welche die Geschlechtskrankheiten jetzt im Heere finden, ist die Meldepflicht. Jeder Erkrankte muß sich bei schwerer Strafe ärztlich melden und behandeln lassen. Von da ab verfügt die Heeresorganisation im allgemeinen Interesse darüber, was dem Manne erlaubt oder verboten ist. Sie braucht ihn nicht § weiter zu melden, denn sie hat ihn im festen Heeresverband zu ihrer vollen Befehlsverfügung im gesundheitlichen Interesse des Mannes und der übrigen Bevölkemng. Wenn sich aber unsere Feldgrauen, darunter zahlreiche, bisher im Zivilberuf gestandene Männer diesem Meldezwang fügen müssen, soll dann die Zivil- und Heimatbevölkerung unbehelligt bleiben und weiter unbewachte Ansteckungsherde bilden können? Das erscheint im allgemeinen Interesse ganz ausgeschlossen. ...

714 /782
... Geschlechtskrankheiten sind andere Seuchen als Cholera und Fleckfieber, sie müssen nach ihrer Eigenart behandelt werden. Bei Cholera und Fleckfieber sind Anzeigepflicht und sofortige Absonderung, bei Geschlechtskrankheiten ausreichende Behandlung und Erzwingung der Nachkontrolle das Wesentliche. Wir stimmen daher für den Antrag Nr. 10 Ziffer 1. Auch wir danken dem Präsidenten des Reichsversicherungsamts I)r. Kaufmann für seine erfolgreichen Vorarbeiten auf diesem Gebiete. Wir wünschen ferner, daß die Militärverwaltung alle geschlechtskranken Kriegsteilnehmer diesen Beratungsstellen meldet. Diese Meldung ist kein Zwang, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ebenso wie die anderen Parteien wünschen auch meine Freunde, daß bei der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten neue Wege beschritten werden. Wir erkennen dankbar die Lebensarbeit und die Erfolge des Ministerialdirektor Dr. Kirchner auf dem Gebiete der Seuchenbekämpfung an. Um die Beratungsstellen möglichst zu fördern, muß durch Presse, Vorträge, Krankenkassen und Gewerkschaftsarbeit diese neue Einrichtung zum Allgemeingut des Volkes werden, nicht als ein neues Amt, sondern als eine aus dem Willen des Volkes selbst entstandene Einrichtung empfunden werden. Wir wollen den Zwang nur, wo er unumgänglich nötig ist, und stimmen daher auch gegen den Antrag Nr. 9, auch wenn er durch den Abschwächungsantrag Nr. 13 verändert werden sollte. Aus den gleichen Gründen lehnen wir Nr. 8 ab. Nr. 5 ist nicht klar genug gefaßt. Nr. 6 hat den Mangel, daß die Infektionsquelle entweder unbekannt ist oder nicht feststeht oder mit Absicht falsch angegeben wird. Da diesem Vorschlag keine Strafbestimmungen zugefügt werden, würde diese teilweise gesetzliche Meldepflicht nur auf dem Papier stehen, ist daher abzulehnen. ...

715 /782
... Lentz: Die Geschlechtskrankheiten können mit der Cholera nicht auf eine Stufe gestellt werden. Die Cholera ist eine Krankheit, vor der die Bevölkerung so große Angst hat, daß sie alle notwendigen behördlichen Maßnahmen lebhaft unterstützt. Anders liegt es schon beim Typhus, unserer schwersten endemischen Krankheit. Bei der Typhusbekämpfung im Südwesten des Reiches kam es in der ersten Zeit häufiger vor, daß Arzte, welche Typhus angezeigt hatten, an ihrer Praxis Einbuße ersitz ...

716 /782
... Er machte ihre Zustimmung zu 8 5 Absatz 2 („Durch Beschluß des Bundesrats können die Vorschriften über die Anzeigepflicht auf andere als die in ß 1 Absatz 1 genannten übertragbaren Krankheiten (Aussatz, Cholera, Fleckfieber, Gelbfieber, Pest und Pockenj ausgedehnt werden) von der Abgabe einer bindenden Erklärung durch den Kommissar der Reichsregierung abhängig, daß die Einbeziehung der geschlechtlichen Krankheiten in die Anzeigepflicht auf Grund dieser Vorschrift als ausgeschlossen zu betrachten sei. Diese Erklärung wurde unter Würdigung der soeben von mir vorgetragenen Gesichtspunkte alsdann abgegeben. Der Annahme, daß die Bekämpfung sämtlicher übertragbaren Krankheiten nach einem einheitlichen Muster, gleichsam nach einer Schablone, zu erfolgen habe, und daß wie zur Abwehr der Cholera eine Anzeigepflicht auch hinsichtlich der übertragbaren Geschlechtskrankheiten erforderlich sei, wird vom ärztlichen Standpunkt nicht zuzustimmen sein. Beide Krankheiten sind in ihrem Wesen und ihrer Verbreitungsweise so grundverschieden, daß die Maßnahmen, welche sich gegen die eine von ihnen richten, bei der anderen nicht nötig, ja sogar unzweckmäßig sind. Diejenigen Maßnahmen, welche bei den übertragbaren Geschlechtskrankheiten allein Erfolg versprechen, haben dahin zu zielen, eine zweckmäßige Behandlung den Kranken unter Wahrung des Geheimnisses so bequem und leicht erreichbar als möglich zu machen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1919
Bd.: 314. 1918
Verhandlungen des Reichstages / Stenographische Berichte/314. 1918
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-314

ID: 00003418
717 /782
... dem Direktor des Wolffschen Telegraphenbureaus, Herrn Mantler, gab, die russische Revolution als Cholera und Pest bezeichnet. (Hört! hört! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) Er hat erklärt, daß, wenn Cholera und Pest drohen, dann sich alle zivilisierten Staaten zu gemeinsamen Absperrungsmaßregeln zusammenschließen müssen. (Hört! hört! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) „Kreuzzeitung und „Frankfurter Zeitung haben in traulichem Verein nach demselben Ziel hingestrebt, haben gerufen, daß man sich zusammentun müsse, um den Bolschewismus zu unterdrücken. Der sozialdemokratische Parteivorstand hat diese Bewegung mit seinem Aufruf noch gestärkt und gefördert. (Zustimmung bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) Meine Herren, es kommt nicht darauf an, ob man mit jeder einzigen Handlung der revolutionären Arbeiterregierung in Rußland einverstanden ist. Worauf es ankommt, ist, daß in Rußland im großen Maßstabe der Versuch unternommen wird, die sozialistischen Forderungen durchzuführen. Da mag man Kritik am einzelnen üben, aber man soll nicht jetzt, wo diese Republik sowohl von der Entente wie von Deutschland bedrängt wird, ihr in den Rücken fallen. (Sehr wahr! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) 852 ...

718 /782
... —, Russische Revolution, Bezeichnung als Cholera und Pest durch den Reichskanzler Grafen Hertling; Notwendigkeit gemeinsamen Vorgehens der Staaten: Bd. 314, 194. Sitz. S. 6189 V. Russische Sozialdemokratie und Revolution siehe auch „Belagerungszustand unter II12V. Friedmspolitik der Bolschewik! (Trotzki, Lenin), Volkstümlichkeit, Friedensfeiern: Bd. 311, 128. Sitz. S. 3978 0,1 3980 v, 3982 ^ ff 130.1 Sitz. S. 4007 8 ff., 4009 v, 4018vff.,40287tff.,40348. 142.1 Sitz. S. 4431 v. 143.1 Sitz. S. 4463 v. —, Siehe auch nachstehend unter 7t 6—8. Veröffentlichung der Geheimdokumente der Diplomatie: Bd. 311, 127. Sitz. S. 39508,39570,3959 V. Politik der Bolschewik den Nandvölkern gegenüber, Zuerkennung des Selbstbestimmungsrechts: Bd. 311, 145. Sitz. S. 4530 8. 5.1 Vormarsch der deutschen Truppen in Estland und Livland, Schutz der Bevölkerung gegen die rote Garde (Greueltaten), politische Bedeutung: Bd. 311, 130. Sitz. S. 4010 8,1 4028 0, 4033 0, 4035 V. 131.1 Sitz. S. 4079 7t. 133.1 Sitz. S. 4141 0. 134.1 Sitz. S. 4155 8. 135.1 Sitz. S. 4189 0 ff., 4202 0, 4208 V ff., 4217 8. 136.1 Sitz. S. 4267 8. 137.1 Sitz. S. 4283 v. 142.1 Sitz. S. 4426 0. 143.1 Sitz. S. 4463 7t. —, Befreiung deutschbaltischer Städte, Dorpat, Reval: Bd. 311, 135. Sitz. S. 4189 0. —, Siehe weiteres nachstehend unter O. Forderung der Zurückziehung der deutschen Truppen aus dem Osten: Bd. 314, 194. Sitz. S. 6185 7t. 195. Sitz. S. 6215 7t. 6.1 Friedensbestrebungen vor den Verhandlungen in Brest-Litowsk. Wiederherstellung friedlicher Beziehungen zu Deutschland; Nichteinmischung Deutschlands in innerpolitische Angelegenheiten Rußlands: Bd.309, 95. Sitz. S.283? ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1919
Bd.: 314,a. 1918
Verhandlungen des Reichstages / Stenographische Berichte/314,a. 1918
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-314

ID: 00005008
719 /782
... —, Russische Revolution, Bezeichnung als Cholera und Pest durch den Reichskanzler Grafen ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1920
Bd.: 326. 1919/20
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-326

ID: 00000010
720 /782
... Fleckfieber, Typhus und Cholera grassierten als Epidemien. Wir haben diese Krankheiten zum Teil fast restlos dort beseitigt. Was in hundertjähriger Herrschaft dort den Russen nicht gelungen war, ist in vierjähriger deutscher Verwaltung dort von deutschen Ärzten, von der deutschen Medizinalverwaltung erreicht worden. (Sehr richtig! rechts.) Ich weiß nicht, wie es möglich ist, daß ein Deutscher demgegenüber behaupten kann, wir hätten die Sterblichkeit dort vergrößert, wie es möglich ist, daß ein Deutscher in dieser Weise sein eigenes Nest beschmutzt. (Lebhafte Zustimmung.) Nun noch eine etwas allgemeine Bemerkung, die sich allerdings nicht bloß gegen den Herrn Abgeordneten Cohn richtet. Es ist früher üblich gewesen, wenn ich an den früheren Reichstag denke, aber auch heute ist es leider so geblieben trotz des schweren Unglücks, in dem die Deutschen in den Ostmarken stehen, daß Sie immer noch Worte zugunsten der Polen finden. Meine Herren, das konnte man vielleicht früher begreifen, als Sie die Politik, die wir dort trieben, für verfehlt hielten. Daß Sie aber heute noch bei dem Elend, in dem wir in der Ostmark (0) uns befinden, immer wieder zurückkommen auf das angebliche frühere Unrecht gegen die Polen, das doch nicht zu vergleichen ist mit den Grausamkeiten, die dort heute geschehen, daß Sie jetzt damit kommen und eine Rechtfertigung der Polen in diesem Hause vornehmen, das verstehe ich als Deutscher nicht. (Sehr richtig! rechts.) Lassen Sie mich dazu noch eine tatsächliche Mitteilung machen, die mir augenblicklich zur Kenntnis gekommen ist. ...


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