... Die deutschen Regierungen haben auch bereits im vergangenen Jahre, als die Cholera in Egypten ausgebrochen war, und es sich darum handelte, die Frage zu erörtern, welche Maßregeln man gegen die Invasion der Cholera von Egypten aus zu unternehmen haben würde, sich dafür entschieden, daß von einer Sperre abzusehen sei. Die Bundesseestaaten, welche, was den Seeverkehr anlangt, übereinstimmende Verordnungen zur Abwehr der Cholera erlassen haben, haben sämmtlich das sogenannte Revisionssystem adoptirt, das dahin geht, daß alle Provenienzen, die aus verseuchten Orten kommen, einer Revision unterzogen werden und nach Maßgabe des Befundes dieser Revision behandelt werden in der Weise, daß unverdächtige Provenienzen sofort passiren können, verdächtige dagegen sich der Quarantäne zu unterwerfen haben. Meine Herren, ich darf erwarten, wie ich das vorhin schon ausgesprochen habe, daß die Berathungen der Kommission zu einem sachgemäßen und, wie ich hoffe, die Bevölkerung vollständig beruhigenden und daneben nicht belästigenden Resultate führen. Ich stütze meine Hoffnung wesentlich auf einen Passus in einem Berichte des Geheimen Negierungsraths Dr. Koch, der ja auf diesem Gebiete augenblicklich wohl die größte Autorität für sich in Anspruch nehmen darf, und der darin sagt: „Ich bin überzeugt, daß auf Grund der Resultate, welche die vom Reiche ausgesandte Choleraexpedition erzielt hat, sich Maßnahmen treffen lassen, welche der Ausbreitung der Krankheit im Inlands in wirksamster Weise entgegentreten können. Meine Herren, mehr dürfen wir nicht erwarten. Gott gebe, daß die Maßregeln, die wir intendiren, niemals in Kraft zu treten nöthig haben. (Bravo! von allen Seiten des Hauses.) ... ... — Bei einer Krankheit wie die Cholera, bei der wir Etappe für Etappe ihr Fortschreiten verfolgen können, weil man genau weiß, wie sie geht und ihre Herde bildet, ist jede einzelne Regierung, welche einen solchen Herd bei sich entwickeln sieht, in erster Linie verantwortlich gegen die ganze Welt, daß sie diejenigen Maßregeln ergreift, die geeignet sind, die anderen Menschen zu schützen. (Sehr richtig!) Nichts ist schlimmer, als wenn diese Regierung sich mit dem Gedanken trägt, es möchte am Ende doch etwas anderes sein, als die wirkliche Cholera. Man sollte vielmehr immer voraussetzen, es sei die wirkliche Cholera, und, wenn sie es nachher nicht ist, sich bei Gott bedanken. Ich muß sagen: es gehört in der That ein starker Glaube dazu, daß das, was in Toulon ist, etwas anderes sei, als die wirkliche Cholera. Es kommt ein Transportschiff hinten aus Asien an, von Gegenden, welche seit einiger Zeit von der Cholara durchseucht sind; nach kurzer Zeit treten Erkrankungen auf, den einen, den zweiten, den dritten Tag; glücklicherweise sind es nicht sehr viele gewesen; aber sie gehen regelmäßig fort unter den gleichen Symptomen, — und da fragt man noch, ob das sporadische Cholera sei! Nirgends in der Welt ist sporadische Cholera in der Weise aufgetreten ; ich wüßte nicht, wo etwas derartiges beobachtet worden wäre. Am allerwenigsten sollte man das glauben von einem Orte wie Toulon, der seit Jahrhunderten berühmt ist als der Jmportort für alle orientalischen Epidemien, der alte Pestort. ...
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