... Meine Herren, vom ersten Moment ab, wo die Choleraepidemie in Deutschland auftrat, und schon lange vorher, von dem Moment ab, in welchem die Besorgniß entstand, daß wir die Cholera unter Umständen aus dem Osten importirt erhalten könnten, hat das Gesundheitsamt und alle seine Glieder mit einer seltenen Pflichttreue, mit einem Eifer, der den vollen Dank der Nation verdient, sich den ihm obliegenden Aufgaben unterzogen; und ich finde es nicht billig, daß man in diese Thätigkeit des Reichsgesundheitsamts auch nur den leisesten Zweifel setzt. Meine Herren, die Choleraepidemie des verflossenen Jahres ist uns in der Weise, wie sie gekommen ist, überraschend gekommen; es ist aber der vereinten Thätigkeit aller (6) berufenen Organe gelungen, ihrer Ausbreitung möglichst enge Grenzen zu ziehen. Ich glaube, wir können uns und dem ganzen Reiche dazu gratuliren, daß die Thätigkeit der berufenen Beamten und Organe uns vor einer weiteren Allsbreitung der Epidemie geschützt hat. (Bravo!) Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Metzger (Hamburg). Abgeordneter Metzger (Hamburg): Meine Herren, es ist von dem Herrn Abgeordneten Endemann die Frage aufgeworfen worden, weshalb mein Kollege Frohme nicht auch die Hamburger Wasserverhältnisse in Betracht gezogen habe. Daraus gedenke ich hier des näheren einzugehen. Nachdem mein Kollege Frohme darauf hingewiesen hat, daß es wohl richtig wäre, in ein Seuchen- oder ein ähnliches Gesetz auch Bestimmungen über das Wohnungswesen unter Berücksichtigung der richtigen hygienischen Grundsätze aufzunehmen, so müßten meiner Ansicht nach Bestimmungen in Bezug auf die Trinkwasser- überhaupt Wasserversorgung namentlich für große Städte ebenfalls in ein Seuchengesetz aufgenommen werden. ... ... Es ist bei Ausbruch der Cholera vom Senat dem damaligen Medizinalinspektor Krauß der Vorwurf gemacht worden, den Ausbruch der Cholera verheimlicht oder nicht früh genug entdeckt zu haben, und ist er gewissermaßen als Prügeljunge benutzt und als derjenige bezeichnet worden, der die größte Schuld habe, daß die Seuche solchen Umfang annehmen konnte. Jedoch von diesem Medizinalinspektor Krauß, der derartig beschuldigt worden ist, ist bereits 1872 dem Senat von Hamburg eine Denkschrift überreicht worden, in welcher sich Herr Dr. Krauß über die Gesährlichseit des Trinkwassers in umfangreicher Weise ausgesprochen hat. Hinterher ist von dem Oberingenieur Meyer, wie dieser selbst behauptete, wiederholt auf diese Denkschrift des Medizinalinspektors Krauß hingewiesen und eine bessere Wasserversorgung befürwortet worden. Es hat das alles, nichts genutzt; die Trinkwasserverhältnisse sind in Hamburg alle diese Jahre hindurch dieselben geblieben, und es lag auf der Hand, daß, sobald die Elbe vom Kommabazillus oder einem anderen infizirt war, die Seuche einen gewaltigen Umfang annehmen mußte, wie es denn auch nunmehr der Fall gewesen ist.1 (O) Als ich zuerst die Mittheilung erhielt, daß in Hamburg die Cholera ausgebrochen sei, war mein erster Gedanke, dafür Sorge zu tragen, daß kein Tropfen ungekochten Wassers mehr in meinem eigenen Haushalt verbraucht würde. (Hört! hört! links.) Der gleiche Rath wurde von den Redaktionen sämmtlicher Hamburger Zeitungen, so auch unseres Blattes, des „Echo wiederholt ertheilt. Dahingegen hat der Hamburger Senat sich erst, nachdem durch den Geheimrath Dr. ...
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