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Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 269. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-269

ID: 00003335
481 /558
... Impfung, Wirkung, Immunität, Epidemie in Bochum, Bedeutung der Hygiene: Bd. 263, 119. Sitz. S. 43398 ff., 4341^. Bd. 266, 165. Sitz. S. 63190 (Immunität). —, Jmpfverhältnisse in England, Gewissensklausel; Epidemie in London 1902: Bd. 263, 119. Sitz. S. 43400. Jmpfschädigungen, Entschädigung des Geschädigten; Tuberkulose: Bd. 263, 119. Sitz. S. 4339^, 434043410, 4342^. Lymphe, Herstellung, Aufbewahmng, Gefahren: Bd. 263, 119. Sitz. S. 43408, 4341V. Bd. 266, 165. Sitz. S. 6319^. (Schließung der hannoverschen Lymphanstalt). Revision des Gesetzes, Einsetzung einer Kommission: Bd. 266, 165. Sitz. S. 6319V. Innungen, Bezahlung der Obermeister: Bd. 265, 148. Sitz. S. 54710. Sachse. Fortsetzung. Intendanturen, Dienstverhältnisse, — Petition des Geheimen Kriegsrats Uhlenbrock: Bd. 261, 81. Sitz. S. 2979^. Kaligesetz, — zweite Beratung: Bd. 261, 82. Sitz. S. 3024V (Zweischachtsystem, „Heldrungen II, Petition). Knappschaftwesen s. „Bergbau unter 13 und „Versicherungswesen unter 5 b. Kohleneinfuhrzoll, Einfühmng, Stellung des Kohlensyndikats; Rückgang der Einfuhr usw.: Bd. 262, 148. Sitz. S. 5475V. Konsumvereine. Petition des Zentralverbands der Bäckerinnungen „Germania, Besteuerung der K-; Verbot der Beteiligung von Beamten an K. usw.: Bd. 261, 62. Sitz. S. 23110 ff. (Berichterstatter). Arbeiterkonsumvereine, Besteuerung; Hinweis auf die landwirtschaftlichen Genossenschaften: Bd. 265, 148. Sitz. S. 5470 6. Landwirte, Bund der —, Terrorismus gegen freisinnige Kaufleute: Bd. 265, 148. Sitz. S- 5468 V. Lohnverhältnisse, Besserung: Bd. 265, 148. Sitz-S. 5466V. Mannheim-Ludwigshafen. Arbeitsnachweis, schwarze Listen usw.: Bd. 258, 12. Sitz. S. 405 Mansfeld, Bergarbeiterstreik, Anwendung von Maschinengewehren: Bd. 258, 12. Sitz. S. 402 V. Interpellation Albrecht u. Gen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 271. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-271

ID: 00003338
482 /558
... Seit November 1908 leiden alle Küstenbezirke unter einer Epidemie von Windpocken, wie sie in der Ausdehnung früher noch nicht beobachtet ist) einige Todesfälle kamen bei sonst schon geschwächten Negern vor. Nur ein Europäer ist daran erkrankt und zwar in sehr leichtem Grade. Sechs isolierte Fälle von Schlafkrankheit kamen in Duala zur Behandlung. Es handelte sich um schwere Fälle, die trotz Atoxylbehandlung tödlich verliefen. Nur ein Mädchen blieb nach Atoxylbehandlung bisher gesund. Die Kranken wurden sofort streng isoliert, Nachforschungen bei ihren Familienmitgliedern blieben bisher ohne Erfolg. Aus dem Südosten kamen Nachrichten, welche von einem langsamen Vordringen der Schlafkrankheit vom Französischen Kongo her berichten. Es wurde ein Arzt nach Molundu, der Eingangspforte vom Französischen Kongo her, zur hygienischen Überwachung des Durchgangsverckehrs geschickt. Die Absuchung der Flußläufe des Südens nach Schlafkrankheitsherden wird um so mehr notwendig werden, als am oberen Njong das häufige Vorkommen der Schlafkrankheitsfliege „t^ossina Mxalis« bereits festgestellt ist. Typhus wurde bei Europäern mehrfach beobachtet und zwar bei Angestellten der Nordbahn, bei Negern in Duala dagegen nicht, später einmal bei einem Bahnarbeiter der Nordbahn, häufiger in Viktoria. Dysenterie herrscht nach wie vor endemisch. Epidemisch trat sie Oktober 1908 im Lomie-Bezirk auf, ferner im Lande der Makkas im Dume-Bezirk. Wurmkrankheit zeigt in der Küstengegend eine große Verbreitung, mit Ausnahme von Viktoria, wo eine gute Wasserleitung besteht — ein starker Hinweis auf die Notwendigkeit besserer Wasserversorgung —. ...
... Eine kleine Epidemie von Lungenseuche der Rinder im Bamenda-Bezirk erlosch schon vor Eintreffen ärztlicher bezw. tierärztlicher Hilfe. Die Piroplasmose und die Trypanosomen-Jnfektion der Rinder hat von ihrer Bedeutung für das Schutzgebiet nichts eingebüßt. Mehr und mehr werden neue Herde entdeckt, wie z. B. im Dume-Bezirk, wo das Tr^xanosoma vivux genau so verheerend wie im Küstengebiet auftritt, ferner in Gorori auf dem Haupthandelswege zwischen Banjo und Bamum. In Lomie wurde eine Schweineherde ebenfalls durch Trypanosomen vernichtet. IV. Schulen und Missionen, a) Schule«. Regierungsschulen. Auf dem Gebiete des öffentlichen Unterrichts muß sich das Gouvernement zurzeit noch damit begnügen, ^ in wenigen Regierungsschulen die für den Dienst als Kanzlisten, Dolmetscher, Zollaufseher und Heilgehilfen notwendigen Hilfskräfte heranzubilden. An eine systematische Ausdehnung des Unterrichts mit dem Ziele der allgemeinen geistigen Hebung der Eingeborenen, wenn auch nur auf zunächst räumlich beschränktem Gebiete, ist vorerst nicht zu denken. An dieser Aufgabe arbeiten jetzt nur, abgesehen von den Koranschulen Adamauas, die Schulen der verschiedenen Missionen. Die Regierungsschulen, deren Zöglinge zum weitaus größten Teil im Gouvernementsdienste Anstellung finden, während der Rest bei den kaufmännischen Firmen unterkommt, bringen in sechsjährigen Kursen ihre Schüler so weit, daß sie im Durchschnitte den an sie zu stellenden Anforderungen, insbesondere auch hinsichtlich der Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift, genügen. Die Schulen in Duala und Victoria haben sich im Berichtsjahre in den alten Bahnen weiter entwickelt. Der Zudrang ist erfreulich gewachsen. Die Zahl der Schüler konnte freilich nicht vermehrt werden. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 272. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-272

ID: 00003339
483 /558
... Zweimal während des Berichtszeitraums erhielt das Gouvernement von Tsimo aus Mitteilung über Epidemien, und zwar im Frühjahr 1909 über das Auftreten einer Scharlach-Diphteritis-Epidemie, im Oktober desselben Jahres über das sporadische Erscheinen der Cholera. In beiden Fällen entsandte das Gouvernement alsbald einen Marinearzt, der von der Station aus seine Untersuchungen anstellte^). Für die am 17. Mai 1908^) eingeweihte neue Christuskirche hat Seine Majestät der Kaiser die Altar- und Abendmahlsgeräte gestiftet. Eine weitere Förderung hat die Berliner Missionsgesellschaft durch Erbauung einer Hauptstation in der Stadt Kiautschou mit Räumen für 2 Missionarfamilien und 1 Lehrerin erfahren. Ferner konnten auf Verlangen der Bevölkerung zwei neue Außenstationen in Wangtai und Hsihsiauschui eröffnet werden. Das Deutsch-Chinesische Seminar des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins hatte im Gegensatze zum Vorjahr?) eine Zeit ruhiger Entwicklung. Am Ende des Schuljahres 1908 (Dezember) sind, wie in der vorjährigen Denkschrift^ angekündigt wurde, die ersten Schüler nach bestandener Abgangsprüfung entlassen worden. Drei der Abiturienten konnten als Dolmetscheraspiranten in die Deutsch-Chinesische Hochschule übernommen werden. Das Seminar wurde im Anschluß an die chinesischen amtlichen Lehrpläne mit einem Unterbaue für Elementarfächer versehen. Infolge der Eröffnung der Deutsch-Chinesischen Hochschule in Tsingtau wird eine weitere Umgestaltung des Lehrplans nötig werden, um jede unnötige Verdoppelung der Arbeit auf schultechnischem Gebiete zu vermeiden. Die Schule des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins wird daher nach einer Aufgabe streben, bei deren Erfüllung sie in keiner Weise mit dem Arbeitsfelde der erwähnten Unterrichtsanstalt in Kollision kommt. Die Schülerzahl hat sich ) Vgl. Denkschrift 1905/06, S. 38. 2) Vgl. ...

484 /558
... Im Kreise Tsimo, außerhalb des Schutzgebiets, kam nach Schluß des Berichtszeitraums, im Oktober 1909, eine Epidemie vor, an der 80—90 Menschen gestorben sein sollten. Auf die Mitteilung der dortigen Missionsstation, die für Tsingtau, wie an anderer Stelle ausgeführt, gewissermaßen als Vorposten gegen andringende Seuchen gilt, wurde sogleich ein Marinearzt entsandt. Er konnte feststellen, daß die choleraähnliche Seuche wahrscheinlich auf dem Landwege von Tschisu eingeschleppt bereits im Erlöschen war. ^ Vgl. dazu den veröffentlichten Sanitätsbericht über die Krankheiten der Marine 1906/07, S. 33. 2) Dgl. Denkschrift 1907/08, S. 47, sowie oben S. 45. ...

485 /558
... Im Norden des Schutzgebiets trat bei Chinesen (Erwachsenen und Kindern) eine kleine Scharlach-Diphtherie-Epidemie aus, die eine Reihe von Todesfällen nach sich zog, aber auf ihren Herd beschränkt blieb. Auch hier war die Benachrichtigung durch die Mission in Tsimo erfolgt/ der zur Erforschung der Epidemie entsandte Arzt wurde von der Mission in bereitwilligster Weise unterstützt. Masern sind nicht vorgekommen. An Scharlach erkrankten 1 Europäerkind und 3 Chinesenkinder/ die Fälle verliefen gutartig. Unter den Besatzungstruppen sind im Berichtszeiträume 7 Todesfälle zu verzeichnen. An Krankheiten starben 6 Personen/ 2mal war Darmtyphus, je lmal Herderkrankung im Großhirn, Septikämie (Blutvergiftung), Tuberkulose der Lungen sowie akute blutige Nierenentzündung die Todesursache/ 1 Fall betraf Selbstmord durch Erschießen. Trinkwasser wurde seit Dezember 1908) ausschließlich aus dem neuen Litsun-Wasserwerk entnommen. Das Mecklenburghaus wurde von 1140 Personen gegenüber 1 199 im Borjahre besucht. Darunter waren 796 (773) Erwachsene, 71 (79) Kinder und 273 (347) Rekonvaleszenten der Besatzungstruppen/ 1024 (1079) Besucher waren Bewohner des Schutzgebiets, 116 (120) kamen von außerhalb. Mit der im August 1909 erfolgten Eröffnung des neuerbauten Soldatenheims) konnten weitere Unterkunftsräume bereitgestellt werden. Es wurden 46 (32) Frauen und 9 (12) Kinder behandelt und 13 (21) Operationen ausgeführt. Auf dem Platze des alten Höhenlagers ist nunmehr ein allen Ansprüchen genügender Desinfektionsapparat sowie ein transportabler Rattenvertilgungsapparat) aufgestellt worden. Im Falle des Ausbruchs einer Seuche ist, gleichfalls im Höhenlager, die provisorische Errichtung einer Ouarantänestation und eines Seuchenlazaretts vorgesehen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 277. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-277

ID: 00003344
486 /558
... Die weitere Beobachtung, daß die einzelnen Pockenepidemien verschieden schwer verliefen, und daß in den leichteren Epidemien fast alle Fälle einen leichteren Verlauf nahmen, veranlaßte nicht selten Eltern, ihre Kinder während einer leichteren Epidemie der Ansteckung auszusetzen, damit sie auf diese Weise vor einer schwereren oder gar tödlichen Erkrankung bewahrt blieben. Frühzeitig ging man sogar dazu über, und zwar zuerst in China, die Kinder durch Einreibung mit Pockeneiter zu impfen, ein Verfahren, das in Hindostan weiter ausgebaut und zu Anfang des 18. Jahrhunderts nach Konstantinopel gebracht wurde. Hier lernte es die Gemahlin des damaligen englischen Gesandten kennen und brachte es nach London, von wo es sich im Laufe des 18. Jahrhunderts über ganz Europa verbreitete. Dieses Verfahren, die sogenannte Inokulation, hatte in einer großen Reihe von Fällen den gewünschten Erfolg. Die Inokulierten erkrankten an richtigen Pocken, die jedoch in der Regel nach verhältnismäßig schwerem Verlauf in Genesung endeten und die so behandelten Personen vor einer abermaligen Erkrankung schützten. Allein in keineswegs allen Fällen war der Verlauf so günstig, vielmehr wurden schon frühzeitig nach der Inokulation sehr schwere Erkrankungen und selbst Todesfälle beobachtet, die sich zuweilen auf 2 bis 3 Prozent der Inokulierten beliefen. Auch fanden Übertragungen der Pocken von Inokulierten auf gesunde Personen und Verschleppungen der Pocken auf weite Entfernungen hin statt, so daß man sich sehr bald dazu entschließen mußte, das Verfahren der Inokulation gesetzlich zu verbieten. ...

487 /558
... sei eine Art Epidemie anonymer Anzeigen wegen Majestätsbeleidigung ausgebrochen. Anderseits gebe es auch Fälle, in denen den Anzeigeerstatter andere Gründe veranlaßt hätten, die Anzeige anonym zu machen, wie z. B. ein Abhängigkeitsverhältnis zum Verdächtigen, und in denen die Anzeige voll begründet sei. Könne man daher nicht einfach bestimmen, daß auf solche Anzeigen nicht vorzugehen sei, so müsse doch Vorsorge getroffen werden, daß in diesen Fällen ein Vorgehen mit möglichster Vorsicht und Schonung der Ehre des Verdächtigen erfolge, insbesondere jede Maßregel gegen die Person und die Rechte des Verdächtigen, wie eine Verhaftung, Durchsuchung und Beschlagnahme unterbleibe. Wenn die Vorschriften des Antrags zum Teil auch nur instruktioneller Natur seien, so seien sie doch wertvoll, da sie jungen übereifrigen Beamten eine Richtschnur gäben. Ähnlich, wie es der Antrag versuche, sei die Behandlung anonymer Strafanzeigen in den früheren Strafprozeßordnungen von Sachsen, Hannover, Württemberg und Baden geregelt gewesen. Bei den Verhandlungen der zur Vorberatung des Entwurfs der Strafprozeßordnung vom Reichs-Justizamt eingesetzten Kommission sei ein ähnlicher Antrag mit Stimmengleichheit abgelehnt worden. Von anderer Seite wurde der Antrag gleichfalls zur Annahme empfohlen. Zur Zeit des Sozialistengesetzes seien die frivolsten Denunziationen anonym erfolgt. Oft seien Verhaftungen die Folge solcher anonymen Anzeigen gewesen. Anonyme Anzeigen seien sehr häufig politischen Charakters. Gegenüber dem Einwand, daß das Abhängigkeitsverhältnis häufig die Namensnennung erschwere, sei darauf hinzuweisen, daß die meisten Anzeigen wegen Verletzung der Arbeiterschutzbestimmungen heute schon durch die Gewerkschaften erfolgen. Die Regierungsvertreter sprachen sich gegen den Antrag aus. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 281. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-281

ID: 00003348
488 /558
... Beispielsweise kann meines Erachtens im Falle einer Epidemie das Interesse an der Verbreitung eines patentierten Heilmittels in die weitesten Kreise nicht dahin führen, im Wege der Zwangslizenz einen Preis durchzusetzen, der auch Minderbemittelten die Anschaffung ermöglicht. Das muß auf andere Weise durch Aufwendung staatlicher Mittel erreicht werden. Es ist aber nicht möglich, darin ein öffentliches Interesse zu sehen. Ein Antrag wurde nicht gestellt. Hiernach beantragt die Kommission: Der Reichstag wolle beschließen: 1.1 den Gesetzentwurf in der aus der nachstehenden Zusammenstellung ersichtlichen Fassung anzunehmen, 2.1 die zu dem Gesetzentwurf eingegangenen Petitionen durch die Beschlußfassung über denselben für erledigt zu erklären. Berlin, den 18. Mai 1911. Die 22. Kommission. Dove, Vorsitzender. Dr. Junck, Berichterstatter. Beck (Aichach). Buddeberg. v. Damm. Eue«. Freiherr v. Ganrp-Massauuen. Geck. Dr. Giese. Kalkhof. Marx. vr Pfeiffer. Dr. Südekum. Wehl. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 282. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-282

ID: 00003349
489 /558
... Die Bekämpfung der Epidemie, insbesondere das Bestreben, das weitere Umsichgreifen derselben unter den gesunden Leuten zu verhindern, erforderte eine verbesserte Verpflegung des farbigen Personals. Durch die Verabfolgung von Bisquits, Tee, Zucker und frischem Fleische in doppelten Rationen sind ganz erhebliche, aber unvermeidbare Mehrausgaben entstanden. In der Hauptsache ist die Überschreitung aber dadurch verursacht worden, daß hier neben den Löhnen usw. für die über den Etat eingestellten farbigen ständigen Arbeiter (für Simpsonhafen) auch die Löhne für die gesamte Arbeiterschaft — von geringen Ausnahmen abgesehen — verrechnet worden sind. Zu Kapitel 3 Titel 1 Pos. 1 und 2. Anfrage:1 Die Überschreitung der Fonds mit 8033,93 ^ beträgt 30/g. Es wird angefragt: 1.1 Warum ist das Soll der beiden Positionen einheitlich bestimmt? 2.1 Warum ist nicht eine höhere Summe für den Etat von 1907 eingestellt? Antwort: Als im Rechnungsjahr 1902 für die früher mit den Beschaffungskosten zusammen bei den einzelnen Beschaffungstiteln verrechneten Frachtkosten hier eine einheitliche Verrechnungsstelle geschaffen wurde, mußte von einer genauen Ermittelung des Bedarfs wegen der damit verbundenen unverhältnismäßigen Schwierigkeiten abgesehen werden. Es wurde daher ein besonderer Ansatz nicht ausgebracht, sondern für beide Positionen der bisherige Ansatz für Bureaubedürfnisse beibehalten und die Feststellung des Bedarfs von den noch zu sammelnden Erfahrungen abhängig gemacht. (Vergl. die Erläuterung an dieser Stelle in der Haushaltsübersicht für 1902.) Im Rechnungsjahre 1906 ist dann zum erstenmal der Bedarf für Frachtkosten bei der Veranschlagung berücksichtigt worden (vergl. die Erläuterung im Etat für Neu-Guinea auf 1906). ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1912
Bd.: 283. 1912
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-283

ID: 00003350
490 /558
... Also erst muß eine wirkliche Epidemie auftreten, erst müssen Handwerker mehrere Millionen und noch mehr verloren haben, dann eventuell ist man seitens der Behörden bereit, auch den zweiten Teil des Gesetzes einzuführen. Ja, das ist doch kein Vorteil fürs Handwerk, wenn am Handwerk erst einmal erprobt werden soll, wie viel es verlieren kann, und wie viel es verlieren muß, und wenn erst dann das Gesetz eingeführt werden soll. Damit ist allerdings dem Handwerk in keiner Weise gedient, und wir müssen uns für eine solche Ansicht der beteiligten Behörden bedanken. Uns nützt das Gesetz — das müssen wir hier erklären —, soweit es den zweiten Teil anbetrifft, gar nichts, weil es in keiner Weise in Kraft gesetzt ist. Ich will nun noch kurz auf die Sozialpolitik eingehen. Wir haben ein Gesetz unter dem Namen „Reichsversicherungsordnung zustande gebracht, das eine wesentliche Verbesserung und einen wesentlichen Fortschritt in unserer Sozialpolitik darstellt. Wenn auch Herr Wurm das alles bestreitet — ich glaube, die große Mehrheit dieses hohen Hauses wird mit mir darin übereinstimmen, daß dieses Gesetz einen Fortschritt von großer Tragweite innerhalb unserer sozialpolitischen Gesetzgebung bedeutet. (Sehr richtig! rechts. — Lachen bei den Sozialdemokraten.) (u) Es ist von dem Herrn Vorredner, dem Herrn Abgeordneten Mayer (Kaufbeuren), schon hervorgehoben worden, daß Deutschland in der Sozialpolitik weit voran ist, und daß andere Länder bei weitem das noch nicht erreicht haben, vielleicht nie erreichen werden, was wir schon erreicht haben. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1913
Bd.: 286. 1912/13
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-286

ID: 00003353
491 /558
... Kann der Herr Reichskanzler bestätigen, daß alles geschehen ist, um die Übertragung der Epidemie auf weitere Kreise zu verhindern? Präsident: Zur Beantwortung der Anfrage hat das Wort der als Kommissar angemeldete Königlich Preußische Generaloberarzt Herr vr. Schnitzen. vr. Schnltze«, Königlich Preußischer Generaloberarzt, Kommissar des Bundesrats: Es ist eingehend geprüft worden, ob eine Unsauberkett in der Küche des 1. Bataillons des Eisenbahnregiments in Hanau die Entstehung der Typhuseptdemie bei diesem Truppenteil veranlaßt haben könnte. Es ist festgestellt, daß dies nicht der Fall war. ^ ^ Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß der Krankhettskeim durch eine später als Typhuskeimträger ermittelte im Küchenbetriebe beschäftigte Frau, die an sich völlig gesund war, eingeschleppt ist. Eine sichere Feststellung von Typhus ist erst möglich, nachdem die für diese Krankheit kennzeichnenden Erscheinungen aufgetreten sind, die sich erfahrungsgemäß häufig erst gegen Beginn der zweiten Krankhettswoche einstellen. Bei den zunächst ganz vereinzelten Ersterkrankungen der Hanauer Epidemie traten diese aber erheblich später hervor. Anfangs standen lediglich Krankheitszeichen seitens der Atmungswerkzeuge im Bordergrunde. Demgemäß ist die Feststellung der Hanauer Erkrankungen als Typhus erst etwa 2 Wochen nach dem ersten Krankheitsfall möglich gewesen trotz Anwendung aller in Frage kommenden wissenschaftlichen Untersuchungsmittel. Alles ist geschehen, um die Übertragung der Epidemie auf weitere Kreise zu verhindern. Tatsächlich ist es auch gelungen, die Erkrankungen auf den ersten Krankheitsherd zu beschränken. Präsident: Das Wort zur Ergänzung der Anfrage hat der Herr Abgeordnete Hoch. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1913
Bd.: 287. 1913
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-287

ID: 00003354
492 /558
... Wir werden für die Zukunft immerhin wieder mit einer Epidemie rechnen müssen, und da wird es unsere Aufgabe sein, dafür zu sorgen, daß, wenn auch Menschenkräfte den neuen Ausbruch einer Epidemie nicht verhindern können, doch wenigstens das Menschenmögliche geschieht, um eine Wiederholung der schweren Schädigungen zu vermeiden, unter denen damals unsere Landwirtschaft viel mehr gelitten hat als unter der Seuche selbst. (Sehr richtig! links.) Der Herr Staatssekretär hat vor einigen Tagen ja über die fernere Fortsetzung der wissenschaftlichen Erforschung und der Bekämpfung der Seuche gesprochen, und ich erkenne dankbar an, daß damit gewisse Befürchtungen, die sich in den Kreisen meiner Freunde gezeigt hatten, als ob man diese wissenschaftlichen Untersuchungen gewissermaßen monopolisieren wollte, zerstreut sind. Wir hoffen, daß auch für die Zukunft auf diesem Gebiete allen Anregungen nachgegangen wird, die von berufener Seite zur Erforschung und Bekämpfung des Erregers der Maul- und Klauenseuche ja immer wieder erscheinen. Ich möchte ganz besonders auf zwei erst in jüngster Zeit erschienene Broschüren des Herrn Professors Hoffmann Hinweisen, des Vorstandes der chirurgischen Klinik an der tierärztlichen Hochschule in Stuttgart. Ich werde mir erlauben, diese beiden Broschüren nachher auf dem Tisch des Hauses niederzulegen. Im möchte darauf Hinweisen, daß Herr Professor Hoffmann ganz besonders eingehend die Schädlichkeit und Übelflüssigkeit der ausgedehnten Sperrmaßregeln dartut, die gelegentlich der letzten Seuche fast überall in Deutschland von den polizeilichen Behörden angeordnet worden waren. ...

493 /558
... Aus allen Gegenden des Reichs mehren sich die Klagen darüber, und vielfach wird die Auffassung vertreten, daß unsere verseuchten Flußläufe eine ständige Gefahr für das öffentliche Gesundheitswesen bilden; bet einer Epidemie würde das mit Fäulnis- und Ansteckungsstoffen durchsetzte Wasser der Flüsse zum Träger 8) und Verbreiter der Krankheiten werden, und Tausende von Menschenleben würden dann vielleicht dafür büßen müssen, daß unsere Flußläufe mit den Jahren derart verseucht und verpestet worden sind. Das Reichsgesundheitsamt sollte daher mit größerem Nachdruck als bisher sein Veto dagegen einlegen, wenn ein Fluß nach dem anderen in steigendem Maße — um mich drastisch auszudrücken — in eine Kloake verwandelt wird. Die Frage der Abwässerbeseittgung ist für die Industrien und auch für die großen Kommunen gewiß sehr schwierig; aber diese Frage kann doch auf die Dauer nicht durch die restlose Verschmutzung aller fließenden Gewässer gelöst werden. Man wird auch bet uns, ähnlich wie in England, dazu übergehen müssen, besondere Abflußkanäle für diese Abwässer zu bauen, Abflußkanäle, die vielleicht zunächst in die großen Flüsse und schließlich ins Meer geleitet werden müssen. Das muß natürlich eine Aufgabe des Staates sein. Der Staat ist ja dazu da, derartige große Kulturaufgaben in die Hand zu nehmen und zu lösen. Die einzelnen Industrien und die Kommunen werden natürlich nicht imstande sein, solche Aufgaben zu bewältigen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1913
Bd.: 289. 1913
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-289

ID: 00003385
494 /558
... Die Epidemie warf nicht weniger als 200 Mann aufs Krankenlager, (hört! hört! bei den Sozialdemokraten) und 20 davon sind dieser Krankheit zum Opfer gefallen. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Bereits am 10. Januar dieses Jahres habe ich mir erlaubt, die Heeresverwaltung durch eine sogenannte kleine Anfrage auf die Vorgänge in Hanau aufmerksam zu machen. Die Antwort aber, die ich damals bekam — und eine tm wesentlichen gleiche Antwort bekam ich auch vor wenigen Tagen in der Budgetkommission — hat mir nach meiner Kenntnis der Dinge den Beweis geliefert. daß die Heeresverwaltung die Vorgänge in Hanau nicht (o) mit der Gründlichkeit untersucht hat, wie sie die Wichtigkeit des Falles erfordert. Zunächst kommt die Frage in Betracht, was die Epidemie verschuldet hat. Die Heeresverwaltung teilte uns am 10. Januar mit, die Krankheit sei durch eine Frau übertragen worden, die als Kartoffelschälerin in der Küche des 1. Bataillons des Elsendahnregiments beschäftigt war, und es sei festgestellt, daß Unsauberkeit in der Küche nicht bet der Entstehung der Krankheit mitgespielt habe. Die Antwort ist unrichtig. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ist die Heeresverwaltung nicht von ihren Sachverständigen darüber belehrt worden, daß, selbst wenn die angenommene Ursache der Erkrankung zuträfe, diese Ursache allein nicht genügen kann, sondern andere Umstände vorhergehen müssen, die erst den Boden schaffen, auf dem sich die Krankheit entwickeln kann? Diese anderen Umstände sind denen, die sich um die Sache bekümmert haben, bekannt und hätten auch von der Heeresverwaltung festgestellt werden müssen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) ...

495 /558
... Wenn sich aber gar die Krankheitsfälle häufen, dann muß ein denkender Arzt sich doch fragen, ob hier nicht etwa eine Epidemie vorliegt, und muß sofort die notwendigen Maßnahmen gegen eine solche Gefahr veranlassen. In dieser Beziehung scheinen aber die Militärärzte in Hanau nicht mit der wünschenswerten Sorgfalt vorgegangen zu sein. Die Krankheit hatte schon eine sehr große Ausdehnung gewonnen, über 100 Soldaten lagen schon krank danieder: trotzdem hatten die Militärärzte es noch immer nicht für nötig gehalten, der Ztvilverwaltung eine Mitteilung darüber zu machen. (Hört! hört! bei deu Sozialdemokraten.) Ich meine doch: wenn Mafsenerkrankungen im Heere stattfinden, dann müßten sich die Militärärzte möglichst bald mit der Zivilverwaltung in Verbindung setzen, um zu beraten, was zu geschehen hat, damit die Übertragung der Krankheit auf die Zivilbevölkerung vermieden wird. Zum Schluß, meine Herren, möchte ich bitten, eine Erklärung, die der Herr Vertreter des Kriegsministers in der Budgetkommission abgegeben hat, hier zu wiederholen, damit sie in zuverlässiger Weise in die Öffentlichkeit gelangt. Ich habe in der Budgetkommission darauf hingewiesen: wenn auch nicht Rechtsgründe, so sprechen doch unter allen Umständen Billigkeitsgründe dafür, daß den Eltern, die ihre Kinder auf diese schreckliche Weise verloren haben, ein angemessener Schadensersatz gewährt wird. Ich sagte schon: es sind 20 Soldaten gestorben. Ein guter Teil der Gestorbenen stammt aus ärmlichen Verhältnissen; ihre Eltern haben unter schweren Opfern und Sorgen die Kinder groß gezogen. Sie waren glücklich, daß ihre Kinder gut geraten sind, und hofften, dereinst (cy in ihnen eine Stütze im Alter zu haben. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1913
Bd.: 290. 1913
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-290

ID: 00003386
496 /558
... 2.1 Sind dem Herrn Reichskanzler die Ursachen dieser Epidemie bekannt? 3.1 Welche Anordnungen hat der Herr Reichskanzler getroffen, um Wiederholungen solcher Erkrankungen vorzubeugen? Präsident: Das Wort zur Beantwortung der An- (cy frage hat der Herr Geueraloberarzt vr. Schultzen. Dr.Schnitzen, Königlich Preußischer Generaloberarzt, Kommissar des Bundesrats: Die Zahl der beim I. Bataillon des Infanterieregiments 78 erkrankten Mannschaften betrug bis zum 25. d. M. 293, beim II. Bataillon 49. Die Erkrankungen betreffen den Verdauungskanal. Bei vielen wurde ein vorübergehendes Fieber beobachtet. Mit Ausnahme zweier Fälle von Herzschwäche war der Verlauf bisher leicht; auch diese sind jetzt in Genesung. Die Ursache der Erkrankungen hat sich mit Sicherheit bisher nicht feststellen lassen. Als vermutliche Entstehungsursache wird das Fleisch einer am 17. d. M. in dem städtischen Schlachtviehhof von Osnabrück geschlachteten und von beamteten Tierärzten als gesund begutachteten Kuh angesehen, da außer den Mannschaften, die von dem Fleisch dieses Tieres genossen hatten, auch in der bürgerlichen Bevölkerung Erkrankungen in solchen Familien vorgekommen sind, die von dem gleichen Metzger, der für die Truppe geliefert hatte, Fleisch bezogen haben. Erkrankt ist auch ein Major, der das Mannschaftsessen gekostet und geprüft hat. Eine metallische Vergiftung kann, auch nach dem Krankheitsverlauf, als ausgeschlossen betrachtet werden. Das Fleisch ist von dem Vertragsschlächter bezogen worden, der schon seit sechs Jahren den Fleischbedarf zur größten Zufriedenheit geliefert hat. Das Fleisch war mit dem Stempel des Schlachthofes den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend versehen und hatte, wie bet der Abnahme in der Truppenküche festgestellt ist, ein gesundes Aussehen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1914
Bd.: 291. 1913/14
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-291

ID: 00003387
497 /558
... Da bricht dann plötzlich die Epidemie aus; die anderen werden infiziert, und am anderen Tage sieht eine oder die andere Hausmutter schon plötzlich, wie eine Nachbarin nach der anderen fortschiebt. Da wird auch sie vom Veitstanz ergriffen, wie man sagt, rafft das bare Geld zusammen, das da ist, und schwipsst ebenfalls hin, um auch schnell noch von den herrlichen Waren zu ergattern. (Heiterkeit.) Also, meine Herren, das ist ungefähr der Verlauf der Sache. Es dauert ungefähr 3, 4 oder 5 Tage. Solange geht es immer noch mehr in die Höhe; nachher flaut die Sache wieder ab. Die Gesellschaft aber zieht (vZ einfach nach einer anderen Stelle hin und beginnt da dasselbe Treiben von neuem. Was macht nun inzwischen der ansässige Geschäftsmann? Er sitzt zu Hause und bläst Trübsal nach Noten. Er sieht, wie der ganze Ort in Unruhe gekommen ist; er fleht eine Masse Kunden vorbeiziehen, die einen, die ihm vielleicht nicht hold sind, sehr erfreut, während andere, die vielleicht bei ihm noch im Debet stehen, schüchtern Vorbeigehen. Und der Geschäftsmann hat ja, wenn dann diese Hexenmeister wieder fort sind. auch noch allerlei andere Gedanken: etwa an überflüssige Konsumgesellschaften, die den Verkehr mit dem Bürgerstande erschweren, an eine gewisse Sorte von Warenhäusern, die ihn nicht zum Leben kommen lassen, an geheime Warensendungen und geheimen Warenhandel, an Versandgeschäfte und alles mögliche. (Sehr richtig! im Zentrum.) ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1914
Bd.: 292. 1914
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-292

ID: 00003388
498 /558
... und sie ist erfolgt nach einer verheerenden Epidemie der Maul- und Klauenseuche, die unsere Bestände dezimiert hat wie nie eine Seuche zuvor. Meine Herren, das sind die Gründe, warum wir im Jahre 1912 einen Rückgang in unseren Viehbeständen gehabt haben. Daß ich recht habe, ersehen Sie daraus, daß wir heute nach einer günstigeren Ernte, nach einer guten Futterernte bereits wieder allenthalben in der steigenden Tendenz begriffen sind. Ich kann in Ergänzung der Zahlen, die der Herr Landwirtschaftsminister gestern im Abgeordnetenhause für Preußen gegeben hat, heute feststellen, daß von 1912 zu 1913 beim Rindvieh nach den vorläufigen Feststellungen eine Steigerung von 3,8 Prozent, bei den Schafen ein Rückgang von 5.02 Prozent, bei den Schweinen eine Steigerung von 16.7 Prozent und bet den Ziegen eine Steigerung von 3,7 Prozent für den Umfang des Deutschen Reiches zu verzeichnen ist. Meine Herren, ich glaube: damit ist wirklich die Vorstellung, daß der Rückgang unserer Viehzucht eine Folge unserer Agrarpolitik war, in das Reich der Fabel verwiesen. (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren, im Zusammenhang damit noch eine kurze E-örterung. ManLe haben die Vorstellung, daß wir durch eine falsche Wirtschaftspolitik einerseits eine Überproduktion von Roggen herbeigeführt und andererseits Getreidemangcl im Inland hervorgerufen hätten. Zwar soll das durch unsere Einfuhrscheine geschehen sein. Meine Herren, die Frage der Emfutmcheine gehört nicht in mein Reffort, sie ist zunächst eine Frage, die den Herrn Schatz-(s) sekretär angeht. ...

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... Das ging ja wie eine Epidemie durch die sogenannten höhergestellten Herren. Der Herr v. Jagow ist ja heute zur Genüge abgehandelt worden von meinem Parteigenoffen Forstner, (große Heiterkeit) — von meinem Parteigenossen Frank. Ich will nicht weiter darauf eingehen. Ich bemerke nur, daß er für seine Verdienste ja zweifellos, wenn er demnächst auf den Rat des Herrn v. Heydebrand in einen höheren Posten befördert wird, auch noch höhere Ehrenbezeigungen zu erwarten hat. Ich nehme an, er wird noch einmal Feldmarschall des inneren Kampfes; da könnte ihm als Feldmarschallstab der Gummiknüppel, den wir hier neulich zu sehen bekamen, verliehen werden. Aber der Herr v. Jagow ist immerhin von einer minderen Bedeutung. Das Allerbedenklichste, was da in die Erscheinung getreten ist, war die Aufmunterung der Herren Offiziere in Elsaß-Lothringen zu ihrem Vorgehen durch den preußischen Kronprinzen. Der Herr Reichskanzler hat hier heute zwei Reden gehalten. In der ersten Rede hat er mit einer großen Entrüstung protestiert gegen Äußerungen, die mein Parteigenosse Frank zu dieser An-923 ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1914
Bd.: 293. 1914
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-293

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... Speziell waren es meine Parteifreunde Scheidemann und Hue, die auf die Ursachen der damaligen Epidemie eingegangen sind. Ich verweise darauf, daß nach dieser Zeit eine solche Epidemie im Hörster Gebiet erfolgt ist. Im Jahre 1910/11 ist eine solche im Emschergebiet aufgetreten, die namentlich die Städte Duisburg, Mülheim, Hamborn, Botttop, Gladbeck, Dorsten usw. hart mitgenommen hat, und zuletzt ist eine solche Epidemie im Wittener Revier aufgetreten. Bei der letzteren haben auch die um die Stadt Witten liegenden benachbarten Gemeinden argen Schaden gelitten, speziell auch einige Gemeinden meines Wahlreises. Ich verweise auf Bommern usw. Nach einwandfreien und unbestrittenen Feststellungen ist der Ausbruch dieser Epidemien auf den Genuß von Wasser und Milch zurückzuführen, dem später Übertragungen und Verschleppungen der Seuchen folgten. Diese Epidemien finden im Ruhrgebiet guten Boden; denn es fehlt dort größtenteils an den nötigen einwandfreien sanitären und iw hygienischen Einrichtungen. Dazu kommen noch die überfüllten, völlig unzureichenden, oft geradezu gesundheitsschädlichen Wohnungen und die Ernährungsweise der Bevölkerung selbst. Wer ganz objektiv die sozialen Erscheinungen in diesem wichtigen Arbeitergebiet beurteilt, der muß zugeben, daß die Massenseuche dort jederzeit etueu guten Resonanzboden hat. Ich verweise auf die Feststellung, die damals vor länger als einem Jahrzehnt Professor Emmerich aus München als Sachverständiger in der Gelsenkirchener Epidemie gemacht hat. Er sagt in seinem Bericht unter anderem: Ich habe die schmutzigsten Städte gesehen; aber dieser Schmutz erreicht noch lange nicht die Schmutzhöhe des Gelsenkirchener Eptdemiegebiets, (hört! hört! bei den Sozialdemokraten) insbesondere Schalke. ...
... Bei der Wittener Epidemie sind insgesamt rund 300 Erkrankungen erfolgt, von denen 150 Fälle auf den direkten Genutz verseuchter Milch zurückzuführen sind, während es sich bei den anderen Erkrankungen um Übertragungsfälle handelt. Von den Kranken stad 13, das find 4,69 Prozent, gestorben. Diese 13 Kranken hatten ohne Ausnahme verseuchte Milch getrunken. Bei der Typhusepidemie im Stadt- und Landkreis Gelsenkirchen erkrankten seinerzeit 2555 Personen, wovon 213 gleich 8,34 Prozent starben. Im Jahre 1910 sind im Regierungsbezirk Arnsberg insgesamt 752 Personen erkrankt, davon 112 gleich 14,8 Prozent gestorben. Im Königreich Preußen erkrankten 1910 an Typhus insgesamt 12 624 Personen, von denen 1889 gleich 15 Prozent starben. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Meine Herren, ich stelle die Vergleichszahlen nebeneinander, um daraus zu begründen, warum in Witten weniger Sterbefälle eingetreten find. Witten ist diejenige Stadt des Ruhrbeckens, die, ich kann wohl sagen, mit die besten sanitären und sozialhygienischen Einrichtungen hat; (v) es ist eine der saubersten Städte des Ruhrgebtets. Neben einer Reihe anderer Gründe kommt hinzu, daß die dortige Einwohnerschaft durchweg aus einheimischer Bevölkerung besteht. Wenn dort der Seuchenherd ziemlich beschränkt blieb, und es der Kunst der Arzte gelang, eine niedrige Sterblichkeit zu erreichen, dann haben zweifellos die sozialen Verhältnisse dabei eine gewaltige Rolle mitgespielt. Insbesondere ist das günstige Resultat wohl auch auf die Wirksamkeit des Vereins zur Bekämpfung der Volkskrankheiten im Ruhrgebiet zurückzuführen. Das Institut für Hygiene und Bakteriologie in Gelsenkirchen mit seinen bakteriologischen Laboratorien in Bochum, Düsseldorf, Essen und Hagen gibt Jahresberichte heraus. ...


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