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Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1885
Bd.: 85, 1. 1884/85
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 yb,A-85

ID: 00018455
141 /558
... Böing hat uns schon erzählt, und ich trete seiner Auffassung in diesem Fe.lle vollständig bei, daß in einer Epidemie durch die frühzeitige nnd gründliche Zsolirung der Kranken der Krankheit mit vielem Erfolge entgegengetreten wurde. Das geht allerdings in kleinen Verhältnissen, wenn z. B. eine Epidemie in einzelnen Häusern, in einer Fabrik oder dergleichen ausbricht; man könnte zur Noth noch daran denken, die Jsolirung in einem Dorfe oder in einer kleinen Stadt durchzuführen; aber stellen Sie sich nur einmal vor, wenn wir hier in Berlin eine Epidemie bekämen wie 1871 und 1872, — was, wenn die Zwangsimpfung aufhören sollte, keineswegs zu den Unmöglichkeiten gehören würde —: wie sollten wir es da wohl anfangen, um Tausende von Pockenkranken zu gleicher Zeit in wirksamer Weise zu isoliren! Es macht jetzt schon außerordentlich viel Umstände und ist kaum durchzuführen, einen einzelnen Kranken gut zu isoliren. Sie müssen außerdem immer bedenken, daß sich die Zsolirung eines Pockenkranken doch immer nur mit Hülfe eines Wärterpersonals durchführen läßt, welches, wenn es nicht durch die Impfung geschützt ist oder selbst schon die Pocken durchgemacht hat, ebenfalls der Ansteckung zugänglich ist. Die Verhältnisse liegen in diesem Falle ähnlich, als wenn man beispielsweise Feuer dadurch eindämmen wollte, daß man ihm Holz oder andere brennbare Stoffe entgegenstellt. Es widerstreitet durchaus der medizinischen Erfahrung, wenn wir uns der Hoffnung hingeben wollten, eine Krankheit, die einen so leicht übertragbaren Ansteckungsstoff besitzt, wie die Pockenkrankheit, durch Zsolirung unter allen Verhältnissen einschränken zu können. ...

142 /558
... Zn Bezug auf die berühmte Epidemie von Oedt haben einzelne Zmpfgegner gesagt, die habe sich entwickelt aus Impfung mit Vaccine. Das wird im Virchowschen Archive geleugnet, und dort gesagt: Allerdings hat sich die Pockenepidemie an die Impfung angeschlossen, aber sie ist nicht dadurch entstanden, daß sich das Vaccinegift in eigentliches Variolagift umwandelte, sondern letzteres ist später hinzugetreten und dann weiter verbreitet worden. Solcher Beobachtungen giebt es mehrere und ich führe sie hier absichtlich an, damit man nicht glaubt, die Oedter Epidemie sei ein ganz vereinzeltes Faktum; die mir sonst noch bekannt gewordenen Fälle sind beschrieben von Kuhk in Erfurt, Gröll in Amöneburg, Monteils-Pont in Vimes, Gintrac in Bordeaux und Bakewell auf Trinidad. Ich halte es nun nicht für nothwendig, näher darauf einzugehen; aber ich möchte doch konstatiren, daß diese Weiterverbreitung der Pocken im Anschlüsse an die Impfung eine mehrfach beobachtete ist. Entweder haben sie sich entwickelt aus dem abgeschwächten Giftstoffe, oder es ist gleichzeitig mit der Impfung das Pockenkontagium auf den Impfling übertragen worden. Zn beiden Fällen aber ist doch die Übertragung auf diese kleine Operation zurückzuführen. Herr Dr. Weber:1 Ich möchte das, was Herr Dr. Böing gesagt hat, noch vervollständigen. Es handelt sich bei dem, was ich hinzufüge, nicht um eine Erkrankung, welche übertragen ist, sondern welche direkt durch den Zmpfakt resp. durch die unmittelbar sich daran knüpfenden Folgezustände hervorgerufen wird. Ich habe selbst beobachtet, daß etwa am achten, neunten, zehnten Tage nach geschehener Impfung sich bei manchen Kindern eine in permanenten Nachschüben auftretende Furunkulose entwickelt, resp. ...

143 /558
... Blümlein hatte es versäumt, früher zu impfen; er konnte daher durch die Vaccination die Epidemie nicht mehr bekämpfen. Was nun die Hautkrankheiten betrifft, die angeblich nach der Impfung entstehen, wie Ekzem und Prurigo, so gehören diese zu einem vielfach behandelten und mißhandelten Kapitel, daß ich fast scheue, darauf zurückzukommen. Bekanntlich hat Felix Niemeyer in seiner weit verbreiteten Therapie an das Ohrenstechen erinnert, welches ebenso leicht wie der Zmpfakt Ekzem hervorrufen kann. Bei einer vorhandenen skrophulösen Anlage können sich leicht bei Hautreizen Ekzema, Prurigo, Furunkulosis entwickeln, je nachdem die Vulnerabilität der Haut eine größere oder geringere ist. Zch habe in meiner eigenen Familie die Beobachtung gemacht, daß sich nach jeder Vaccination verschiedene Hauteruptionen von kurzer Dauer entwickelten. Aber leider giebt es auch unter den Aerzten solche Zmpfgegner, die jede krankhafte Erscheinung nach der Vaccination auf diese zurückführen. Hierzu bieten die Berliner Zeitungen viele Belege, indem unter der Inspiration eines Wundarztes Anzeigen über die schädlichen Folgen der Impfungen publizirt werden, die sich bisher imWege der polizeilichen Ermittelungen stets als unbegründet erwiesen haben. Alle diese Publikationen sind nur darauf gerichtet, das Publikum zu beunruhigen. Neuerdings ist es ein angeblicher Doktor der Medizin, der aus Posen, Danzig rc. Zmpfgeschichten mittheilt, die nur vage Beschuldigungen der gröbsten Art enthalten. Herr Dr. Böing: Meine Herren, ich weiß aus eigener Erfahrung ganz genau, wie außerordentlich schwer es ist, zu konstatiren, ob eine Krankheit, die nach der Impfung eintritt, auch durch die Impfung entstanden ist oder nicht. ...

144 /558
... Betz: Zch muß auch bestätigen, daß gerade in der Zeit von Zuli bis August die Hautkrankheiten nach dem Impfen häufiger beobachtet werden und gerade zu der Zeit, wo die Urticaria sich einstellt, die bekannt ist unter dem Namen Hundsblatter, weil die Höhe dieser Epidemie, die alljährlich mehr oder weniger stark eintritt, in die Zeit der Hundstage fällt. Daß die Hitze einen schädlichen Einfluß auf die Vaccination hat, ist mir unzweifelhaft, und so viel ich weiß, ist auch in dem württembergischen Zmpfgesetze vorgesehen, daß man während der heißesten Jahreszeit das Impfen zu unterlassen hat. Während der Hitze entstehen allerhand Formen von Hautentzündungen, wie Schweißfriesel, Ekzeme und andere ähnliche Eruptionen. Herr Dr. Kran;: Wenn ich da von meinen Erfahrungen reden darf, so sind sie folgende: Wir impfen in München, wie in jeder großen Stadt, das ganze Jahr hindurch. Dabei sind allerdings auch Impftermine, bei denen es sehr heiß ist. Zch habe aber nie gesehen, daß eine Schädigung vorgekommen wäre. Allerdings sind zwei Momente zu berücksichtigen: es entwickeln sich nämlich die Blattern sehr viel rascher, so daß sie am siebenten Tage schon so sind, wie etwa sonst am zehnten. Es entwickeln sich aber auch weniger Blattern, weil, wenn die Kinder mehr schwitzen, der Impfstoff sich mit Schweiß mischt. Beides ist leicht zu verhindern. Ich lasse meine Räume ordentlich lüften, ehe ich die Kinder hineinlasse, und ich habe einen Assistenten, welcher neben jedem Kinde steht und ihm den Schweiß nimmt, und erhalte dadurch noch sehr gute Resultate. ...

145 /558
... in Preußen der Kreisphysikus einen halben oder ganzen Kreis hat, sehr oft gar nicht wissen kann, ob in einem entfernten Orte eine Epidemie herrscht. Den Ortsbehörden wird es gewöhnlich bekannt sein und sie werden den Arzt und die Kreisbehörden benachrichtigen können. Zch halte es durchaus nicht für überflüssig, daß sowohl der Jmpfarzt als die Ortsbehörde von dem Vorhandensein von Epidemien benachrichtigt werden. Vorsitzender:1 Wir werden das bei der Redaktion so zu formuliren haben, daß die Octsbehörden es nur demZmpfarzte anzuzeigen haben, so daß dieser über den Ausfall der Termine zu bestimmen hat. Dann würden wir die aufzuführenden Krankheiten in Uebereinstimmung zu bringen haben mit §.16 der ersten Instruktion und auch mit §.11 der Belehrung über die Behandlung der Impflinge. Zm §. 16 der ersten Instruktion sind die rosenartigen Entzündungen nicht erwähnt und im §. 11, demnächst § 1, der Belehrung für die Impflinge ebenfalls nicht. An ersterer Stelle ist nur der Rothlauf hervorgehoben worden; wir würden wohl überall „rosenartige Entzündungen setzen müssen. Abstimmung. Absatz 1 wird einstimmig angenommen, ebenso Absatz 2 und Absatz 3: Aus einem Hause, in welchem Fälle der genannten Krankheiten zur Zmpfzeit vorgekommen sind, dürfen Kinder zum öffentlichen Termine nicht gebracht werden, auch haben sich derartige Erwachsene vom Impftermine fern zu halten. Etwa nöthig werdende Revisionen oder Impfungen an diesen Kindern müssen getrennt von den übrigen Impflingen vorgenommen werden. ...

146 /558
... Zunächst wird der Arzt, wenn es sich um eine größere Epidemie handeln sollte, nicht im Stande fein, jeden Einzelnen daraufhin zu untersuchen, ob er geimpft ist oder nicht; er wird sich also auch in den meisten Fällen darauf beschränken müssen, die betreffenden Personen einfach zu fragen: ob sie geimpft oder nicht geimpft seien? Und da werden Sie mir wohl zugeben, daß eine sichere Auskunft auf diese Frage nicht zu erwarten ist. Voraussichtlich wird die Antwort viel eher dahin gehen, daß der Erkrankte oder Gestorbene geimpft fei, als daß er nicht geimpft sei, selbst wenn der Betreffende auch nicht geimpft war. Denn das Publikum wird glauben, daß, wenn die Impfling unterlassen war, mit der wahrheitsgemäßen Beantwortung dieser Frage nachtheilige Folgen oder Weiterungen verknüpft sein könnten. Es liegt ein gewisser Vorwurf darin, wenn man Jemanden, der krank geworden ist, oder wenn man die Angehörigen eines Menschen, der an den Pocken gestorben ist, fragt, ob der Betreffende auch geimpft war. Nun will ich aber annehmen, der hieraus resultirende Fehler fei nicht so groß, und wir erhielten dennoch bezüglich der an Pocken Erkrankten und Gestorbenen einen genügend sicheren Nachweis des Geimpftseins, dann sind wir aber auch noch nicht viel weiter; denn wir müssen außerdem noch wissen, vor wie langer Zeit der Mensch geimpft war. ...

147 /558
... Eulenberg: Herr Geheimrath Koch erwähnte, daß man in einer begrenzten Epidemie solche Aufstellungen machen könnte. Deswegen verweise ich nochmals auf die Epidemie, die ich früher zur Sprache gebracht habe. Bleibt die Epidemie, wie in dem gedachten Falle, auf ein Dorf beschränkt, so können eventuell auch die Altersverhältnisse unter der Bevölkerung, die Zahl der Geimpften und Ungeimpften und alle übrigen Erfordernisse registrirt werden, um bestimmte statistische Fragen zu beantworten. Zeder, der ein Interesse an der Sache hat, wird eine solche Gelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen lassen. Vorsitzender: Es ist Niemand mehr zum Worte gemeldet, ich schließe die Diskussion über diese allgemeine Frage. Abstimmung. Der Antrag Or. Böing, die Vorlage 8 zu einer Morbiditätsstatistik zu erweitern, wird mit 11 gegen 5 Stimmen abgelehnt; der Antrag von Kerschensteiner wird hierauf zurückgezogen, ebenso die Einzelanträge des Herrn Dr. Böing. Vorsitzender: Zch gehe nunmehr wieder zu der Vorlage 8 im Einzelnen über. Ziffer 1, Absatz 1: Innerhalb 8 Tagen nach jedem Todesfall an Pocken ist von dem durch die Landesregierung zu bestimmenden Medizinalbeamten eine Meldekarte auszufüllen, welche die in der Anlage bezeichneten Rubriken enthalten muß. Es wird von keiner Seite eine Einwendung hiergegen erhoben. Wir haben im Anschlüsse hieran die Meldekarte zu berathen: Meldekarte für Todesfälle an Pocken. Gemeinde: Verwaltungsbezirk: (Preußen: Kreis, Bayern: Bezirksamt, rc.) ..... Staat: Straße:Nr. . . des Sterbehauses (event. Bezeichnung des Krankenhauses): Herr Dr. ...

148 /558
... Daß diese Abnahme in der That eine Folge der Zwangsimpfung und nicht eine Nachwirkung der Epidemie von 1871 bis 1872 ist, lehren die folgenden Abtheilungen. ...

149 /558
... Auch die letzte große Epidemie, welche in Oesterreich auf die Zahre 1872 bis 1875 fiel, weist eine größere Sterblichkeit und eine längere Dauer auf, als die fast gleichzeitige Pockenepidemie in Preußen. Nach der großen Epidemie von 1872 bis 1875 fällt die Sterblichkeit in Oesterreich während der drei folgenden Zahre in ähnlicher Weise, wie in Preußen. Damit hört aber der Einfluß der Epidemie auf und es steigt im Zahre 1879 die Pockensterblichkeit in Oesterreich wieder auf ihr früheres Maß. Diese Steigerung ist auch nicht etwa eine vorübergehende, denn in den Jahren 1880 und 1881 nahmen die Pocken in Oesterreich wieder dieselbe Verbreitung an wie früher, es fehlt nur an zuverlässigen Zahlenangaben und es mußte deswegen von einer Eintragung in die Tabelle Abstand genommen werden. Aus dem Vergleiche der Pockensterblichkeit in Oesterreich und Preußen nach dem Zahre 1874 ist zu schließen, daß die bedeutende und andauernde Abnahme der Pockentodesfälle in Preußen nur in der Wirkung des Zmpfgesetzes ihren Grund haben kann, da alle übrigen Verhältnisse in Bezug auf die Pockenkrankheit ln beiden Staaten die gleichen geblieben sind. in. Die Pockentodesfätte in deutschen Städten, verglichen mit denjenigen in außerdeutschen Städten. (Tafel II.) Sowohl die deutschen als die fremden Städte haben im Anfange der siebenziger Zahre bedeutende Pockenepidemien zu überstehen gehabt. ...

150 /558
... kaun die Zunahme der Pockentodesfälle in der Armee nicht bewirkt haben, denn die österreichische Armee hat in derselben Epidemie sehr viel größere Verluste an Pocken gehabt. Der einzige Unterschied in Betreff der Pockenverhältnisse in den drei Armeen ist darin zu suchen, daß die österreichische und französische Armee, wie zugestanden ist, mangelhaft revaccinirt wurden und sich innerhalb mangelhaft geimpfter und deswegen von den Pocken stärker heimgesuchter Bevölkerungen befinden, während die preußische Armee den Vortheil einer sorgfältig ausgeführten Revaccination und den relativen Schutz genießt, welchen eine fast pockenfreie Umgebung gewährt. Der nachtheilige Einfluß einer mit Pocken behafteten und der relative Schutz einer pockenfreien Umgebung ist aus der Tabelle der Pockenerkrankungen in der preußischen Armee sofort ersichtlich. Denn es ist wohl anzunehmen, daß die Revaccination schon seit mehreren Jahrzehnten mit gleichmäßiger Sorgfalt in der Armee gehandhabt wird. Trotzdem sind die Pockenerkrankungen in den Zähren 1867 bis 1869, also vor der Zeit des Zmpfgesetzes, zahlreicher als nach dem Zahre 1874. Hierfür giebt es wohl keine andere Erklärung, als daß in gleicher Weise, wie sich die Pocken in der Armee in Folge der massenhaften Berührung mit Pockenkranken in Frankreich erheblich steigerten, so auch früher häufiger unter dem Militär sein mußten, als noch die Civilbevökerung mehr Pockenkranke hatte als jetzt. Bemerkenswerth ist noch, daß in der preußischen Armee seit dem Jahre 1874 überhaupt kein Todesfall an Pocken mehr vorgekommen ist, während die beiden anderen zum Vergleich herangezogenen Armeen noch ganz erhebliche Mortalitätszahlen für Pocken ausweisen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1885
Bd.: 6. 1884/87, Sess. 1 = 1884, 20. Nov. - 1885, 15. Mai
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,C-6,1

ID: 00019721
151 /558
... ------—- Entwickelung der Gründe der Militärverwaltung für die Bewilligung; der Bau sei nothwendig in Folge der Durchführung der veränderten Strafvollstreckungsweise durch Aufhebung der Außenarbeit und Einführung der Jnnenarbeit; auch sei das alte Festungsgefängniß in seiner inneren Einrichtung durchaus ungünstig; ein Umbau würde diese Verhältnisse nicht bessern, zumal in gesundheitlicher Beziehung bei Ausbruch einer Epidemie dasselbe sofort geräumt werden müsse. — Artillerie- und Waffenwesen. Tit. 53. Neubau eines Dienstgebäudes für das Artilleriedepot in Königsberg nebst Translozirung der auf dem fiskalischen Bauterrain befindlichen Baracken, zweite und letzte Rate 92 500 FL Tit. 54. Zum Austausch bezw. zur Instandsetzung der im Gebrauch der Armee befindlichen Gewehre, sowie zur Bewaffnung der nicht mit Gewehren versehenen Mannschaften der Fußtruppen mit Revolvern, letzte Rate 1400 000 FL Tit. 51 unverändert zu bewilligen. Tit. 52 zu streichen. Tit. 53 unverändert zu bewilligen. Tit. 54 unverändert zu beivilligen. Tit. 55. Neubau eines Dienstgebäudes für das Artilleriedepot in Thorn, voller Bedarf .1 .1 115 000 FL —1 Entwickelung der Gründe der Militärverwaltung für die Bewilligung der Summe. —- Tit. 56. Neubau eines Friedenspulvermagazins in Königsberg, voller Bedarf. . . .1 29 300 FL —1 Die Unterbringung von 2000 Zentner Pulver in den Forts ist undurchführbar; eine Benutzung der Kriegspulvermagazine in der Stadtenceinte verbiete sich wegen der Explosionsgefahr von selbst, es liege eine Dringlichkeit vor, zumal da eins der Friedenspulvermagazine vom Schwamm angefressen sei und umgebaut werden müsse. Tit. 57. Neubau eines Friedenslaboratoriums in Spandau, erste Rate 100 000 FL Tit. 55 zu streichen. Tit. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1886
Bd.: 88. 1885/86
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 yb,A-88

ID: 00018458
152 /558
... Porsch: Graf Eulenburg sagte: Es ist in der That, man könnte fast sagen, eine Epidemie von Mordanfällen eingetreten, und daß diese Epidemie in der That auch bei uns nicht ganz erloschen ist, das beweisen die schmählichen Drohbriefe, welche in sehr großer Zahl erlassen worden theils an die Allerhöchste Person, theils an eine Menge anderer Personen, welche doch auch mit in Betracht kommen müssen. Nun, meine Herren, so weit sie mich betroffen haben, so habe ich dasselbe damit gemacht, wie der Herr Vorredner: ich habe sie in den Papierkorb geworfen. Das ist eine Verantwortung, die der einzelne Mann für sich übernehmen kann und übernehmen darf. Es ist aber eine Verantwortung, die man nicht übernehmen darf, wenn diese Drohbriefe andere Personen betreffen und vor allem eine Person, an deren Leben, an deren Wohlsein etwas mehr hängt als an dem irgend eines anderen Mannes, und an deren Wohlsein auch das Land ein weit größeres Interesse nehmen muß und, wie ich mit Freude sage, durchgehends nimmt. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1887
Bd.: 96. 1887
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 yb,A-96

ID: 00018468
153 /558
... Es scheint eine Epidemie der Steuervermehrung und der Ausgabenvermehrung zu herrschen, wie sie frühere Zeiten, die sich ebenbürtig an die Seite der unseren stellen, nicht gekannt haben. Meine Herren, es gilt auch als ein Satz, der als unbestritten angenommen wird, wenigstens in großen Kreisen, daß, je größer die Kulturaufgaben des Staates sind, wie Herr Miquel sagt, desto mehr die Ausgaben wachsen muffen. Das ist nicht ganz richtig. Die Dinge stehen in keinem nothwendig untrennbarem Zusammenhang, und ich will Ihnen hierfür eine Autorität anführen, die vielmehr auf Ihrem Boden steht wie auf dem meinigen in wirthschaftspolitischen Anschauungen; ich meine Herrn Professor Schmollen Lesen Sie einmal Schmollers „Epochen der preußischen Finanz- ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1887
Bd.: 98. 1887
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 yb,A-98

ID: 00018470
154 /558
... Ein Theil der Posten ist von minimaler Bedeutung, ein anderer Theil auf Fondsverwechselungen zurückzuführen, ein dritter Theil endlich auf unabwendbare Naturereignisse, wie Epidemie, starker Schneefall und ähnliche Ereignisse, begründet, die Maßregeln zur Abwehr drohenden oder Heilung entstandenen Schadens unabwendlich machten. Einige Veranlassungen zu Mehrausgaben kehren bei einer Reihe von Titeln wieder. Beispielsweise hat die Ausführung des Allerhöchsten Erlasses vom 22. Juli 1884, betreffend die Gnadenbewilligungen für die Theilnehmer an dem Kriege von 1870/71, eine Reihe unerwarteter Mehrkosten im Gefolge gehabt. Manquements in der Besetzung von Stellen, welche der Haushalt vorgesehen hatte, sind nicht eingetreten, und da diese Manquements nicht als beabsichtigte, sondern als zwar vorherzusehende, aber unerwünschte Ereignisse betrachtet werden müssen, so konnte der Wegfall derselben der Kritik keinen Anhalt bieten. Die „organische Fortentwicklung der Armee, welche höhere Ausgaben bedingt, ist mehrfach erwähnt, z. B. bei Kapitel 34 Titel 1, „Vorspannund Tagegelder, und da diese Fortentwicklung der Armee schließlich im März d. I. in einer dauemden Vermehrung der Heeresausgaben ihren Ausdruck gefunden, glaubte die Kommission, auch hinsichtlich der Vorläufer dieser Maßregel sich bei den gegebenen Erklärungen beruhigen zu müssen. Verschiedene Gehaltserhöhungen haben stattgefunden, die durch die Anciennetätsverhältnisse geboten und nach den allgemeinen Etatsgrnndsätzen zulässig waren und doch den Rahmen des speziellen Etatstitels sprengten. Soweit die einzelnen Etatsüberschreitungen nicht in dem einen oder andern der hier aufgeführten Gründe ihre Rechtfertigung finden, sollen sie noch im Speziellen durchgegangen werden. Kapitel 24 Titel 13a. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1888
Bd.: 102. 1887/88
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-102

ID: 00018648
155 /558
... Gegen so eine Epidemie, daß alle Beamte von einem Gedanken ergriffen werden, muß aber Rath geschafft werden. Wir haben ja Gesetze gegen die Verbreitung von Seuchen; wir müssen versuchen, diese auch in solchen Fällen anzuwenden. (Heiterkeit.) Thatsache ist, daß sich alle diese Herren mehr oder weniger damit befaßten, auf die Wahl ihren großen Einfluß auszuüben, und da die betreffenden Herren namhafte Stellungen innehaben, Landräthe und Kreisschulinspektoren sind, muß hier die Frage aufgeworfen werden, ob es in diesem Falle nicht angezeigt erscheint, gerade bei dieser Wahl ein für allemal das Prinzip aufzustellen: eine solche Wahl, die mit diesen (6) Mitteln zu Stande gekommen ist, weist der Reichstag von sich. Sie haben hier, meine Herren, auf jeden Fall durch alle diese Beeinflussungen — und dergleichen könnte ich noch mehr anführen, ich will Sie damit nicht behelligen — doch den Eindruck, daß hier grobe Verstöße vorgekommen sind, also Sie haben hier eine befleckte Wahl vor sich; die müssen Sie einfach zurückweisen dahin, wo sie hingehört, — in den Waschkorb hinein. Mag sie gereinigt vor uns zurückkommen, dann werden wir ja sehen, ob wir sie annehmen können oder nicht. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1889
Bd.: 106. 1888/89
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-106

ID: 00018654
156 /558
... Wenn unter diesen Umständen in Babenhausen eine Epidemie ausbricht, so ist gar nicht zu sagen, was für verheerende (6) Wirkungen hier eintreten können. Die Epidemie wird schwer zu bändigen fein. Meine Herren, ich sollte meinen, rein vom sanitären Standpunkt aus angesehen sind dies doch alles Momente, welche Sie veranlaßen müßten, die Mittel zu bewilligen, daß dieses ungesunde Kasernement so schnell wie möglich geräumt werden kann. Wenn ich Kriegsminister wäre, ich würde wohl zu erwägen haben, ob ich nicht genöthigt wäre, dem obersten Kriegsherrn vorzuschlagen: bis der Bau fertig ist, die in Babenhausen garnisonirenden Mannschaften in Bürgerquartieren in Darmstadt unterzubringen. Denn ich meine, die Kriegsverwaltung übernimmt eine schwere Verantwortung, wenn sie nicht alles thut, um die Mannschaften aus dieser ungesunden Umgebung herauszubringen. Meine Herren, das sind Erwägungen, die mich und meine Freunde veranlaßen, für die Sache einzutreten. Sie werden sich klar sein, daß Sie mit Ihrem Votum eine schwere Verantwortlichkeit auf sich laden. Ich hoffe deshalb und bitte Sie, die Mittel zu bewilligen, welche diesem unerträglichen Zustand für die Mannschaften in Babenhausen ein Ende machen, die Mittel zu bewilligen, um eine Kaserne in Darmstadt zu bauen. (Bravo! rechts.) Vizepräsident Dr. Buhl: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Böhm. Abgeordneter Böhm: Meine Herren, dem, was ich früher über diesen Gegenstand gesagt habe, habe ich wenig hinzuzusetzen und nichts davon wegzunehmen. ...

157 /558
... Der Umstand, daß überhaupt in der Garnison in Babenhausen, ich möchte sagen: seit Menschengedanken eine Epidemie nicht vorgekommen, spricht dafür, daß die Verhältnisse nicht derart sind, um sie hervorzurufen, und daß eine Epidemie auch wohl in Zukunft nicht vorkommen wird. Was den Abfluß betrifft, so ist es mir leid, ich habe heute die Photographie nicht mitgebracht; sonst würden Sie daraus ersehen, daß die ganze Kaserne, einschließlich des Hofraums, mehrere Meter über das umliegende Terrain erhöht ist und daß der Abfluß mit der größten Leichtigkeit herzustellen ist. Außerdem sind rechts und links von der Kaserne kleine Flüßchen, die mit Leichtigkeit den Abfluß aufnehmen können. Meine Herren, nach wie vor habe ich die Ueberzeugung, daß, wenn auch kleine Mißstände und vielleicht mangelhafte Zustände in dem Kasernement existiren, mit einem kleinen Theil der von uns verlangten Summe den Uebelständen abgeholfen und die Kaserne verbessert und erweitert werden könnte und daß sie ohne Nachtheil für die Ausbildung der Truppen noch für lange Zeit hin einen guten Aufenthalt für die Garnison bilden würde. (Bravo!) Vizepräsident Dr. Buhl: Das Wort hat der Herr Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats- und Kriegsminister Bronsart von Schellendorff. Bevollmächtigter zum Bundesrath für das Königreich Preußen, Staats- und Kriegsminister Bronsart von Schellendorff: Meine Herren, der letzten Aeußerung des Herrn Abgeordneten, der Hoffnung, der er Ausdruck gegeben, daß mit verhältnißmäßig geringen Aufwendungen diese Kaserne in einen Stand gesetzt werden könnte, welcher für lange Jahre (L) den Truppen einen guten Aufenthalt gewähren könnte, müßte ich auf das allerbestimmteste widersprechen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1889
Bd.: 109. 1888/89
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-109

ID: 00018658
158 /558
... .1 12 216,„g1 - E -1 -1 Typhus-Epidemie 51 518,841 - -1 -1 Miethe-Erhöhungen 181 437,8g1 - 36 172,7z Ueber die Entstehungsursache der Typhus-Epidemie befragt, erklärte der Regierungskommissar als solche die Berührung mit Civilpersonen. Die in den Motiven zur Etatsüberschreitung bei Kapitel 24 Titel 22 und Kapitel 31 Titel 1 erwähnten dienstlichen Rücksichten wurden auf Anfrage beantwortet, wie folgt: „Die zahlreichere Einziehung von Mannschaften des Beurlaubtenstandes war erforderlich zur Ausbildung derselben mit dem Gewehr N 71/84. Sowohl bei dem preußischen, wie bei dem sächsischen Etat war wiederholt auf die Heeresverstärkung hingewiesen und deswegen seitens der Kommission eine kurze Angabe der neuen Formationen und des Zeitpunktes ihrer Aufstellung gewünscht worden. Die ertheilte Auskunft lautete für Preußen: 11 Infanterie - Divisionsstab mit Divisionsintendantur, 21 Jnfanteriebrigadestäbe, 4 Jnfanterieregimenter, 151 Jnfanteriebataillone, 161 Feldartillerie-Abtheilungsstäbe, 171 Feldbatterien, 11 Pionierkompagnie, 21 Eisenbahnbataillone mit 6 Kompagnien und 1 Luftschifferabtheilung, 12 Trainkompagnien, 21 Magazinrendanturen, 7 Garnisonverwaltungen, 31 Lazarethverwaltungen. Aufstellung in der Zeit vom 4. bis 7. April 1887. Für Sachsen: 11 Infanterie-Divisionsstab, 21 Infanterie-Brigadestäbe, 1 Kavallerie-Brigadestab, 1 Infanterieregiment mit 3 Bataillonen, 1 Jägerbataillon, 11 Feldartillerie-Abtheilungsstab, 21 Feldbatterien, 1 reitende Batterie, 1 Eisenbahnkompagnie, 11 Trainkompagnie, 21 Bezirkskommandos, 12 Bezirkskompagnien, 31 Garnisonverwaltungen, 3 Garnisonlazarethe. Aufstellung am 1. April 1887. o) Württemberg. Die Anzahl der Titel, bei welchen der Etat überschritten worden, beträgt 20 im Gesammtbelauf von 185 648,8? ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1890
Bd.: 111. 1889/90
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-111

ID: 00018661
159 /558
... Wir haben jetzt in Deutschland eine Epidemie der Geheimbundsprozesse, und nächstens wird sich in Elberfeld ein Monstreprozeß mit beinahe 100 Angeklagten und verschiedenen Hundert, fast einem Bataillon, von Zeugen abspielen. Seit Jahren hören diese Prozesse nicht auf, einer löst den anderen ab! Um welche Verbrechen handelt es sich bei diesen Geheimbundsprozessen ? Den deutschen Philister gruselts, wenn es heißt: „Geheimbund, geheime Gesellschaft, sooiötö ssorsts, Verschwörung! Was aber haben die Verbrecher in Wirklichkeit gethan? Sie haben Schriften verbreitet, die in Deutschland verboten sind und ohne das Ausnahmegesetz ganz unbeanstandet wären, sie haben die Wahlen organisirt, ihre verfolgten Kameraden unterstützt, — das sind die Handlungen, welche all diesen Geheimbundsprozessen zu Grunde liegen, Handlungen, welche erst durch das Sozialistengesetz künstlich zu Verbrechen oder Strafthaten gemacht worden sind, — Handlungen, die bei keiner anderen Partei beanstandet werden. Hier, meine Herren, sehen Sie so recht deutlich die Zwickmühle: erst kommt das Sozialistengesetz und verbietet dem Sozialdemokraten, das zu thun, was sein Bürgerund Menschenrecht, seine Bürger- und Menschenpflicht fordert, — gut, er stellt sein Naturrecht höher als dieses Ausnahmegesetz und thut, was die Pflicht ihm gebietet, ohne Erlaubniß der Polizei; — und nun kommt der Richter und sagt: Geheimbund, W 128 und 129 — da ist die Zwickmühle fertig. Das Ausnahmegesetz wirft die Sozialdemokraten der Justiz gewissermaßen in die Mühle — da werden sie denn vermahlen in Form Rechtens. Man hat die Geheimbundsprozesse, die unserem Lande wahrlich nicht zur Ehre gereichen, mit den Hexenprozessen verglichen. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1890
Bd.: 112. 1889/90
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-112

ID: 00018662
160 /558
... Die Lazarethgehilfen haben, wenn nicht gerade eine Epidemie ist, kein besonders beschwerliches Amt. Nun kommen einige Theologen dazu, die von den Handgriffen nichts wißen — sie können sie freilich in ein paar Wochen lernen —; dann aber treiben sie sich herum, sind womöglich ungeschickt; sie stehen unter einem Manne,, der vielleicht mit ihnen als einjähriger Arzt diente, in der untersten Stufe der Thätigkeit, die in Friedenszeiten, wo man für wenig Geld geübte Leute haben kann, von jedermann übernommen werden kann. Also sie würden im Lazareth eine Stelle haben, (0) bei der sie wenig leisteten, und die doch zuletzt das, was sie sich selbst verdienen wollen, nämlich das Bewußtsein: ich habe die Waffe getragen, ich bin Soldat gewesen mit den anderen, — wieder schwächt. Darum bin ich durchaus dagegen, eine solche halbe Maßregel zu machen, obwohl sie auch von hoher Seite innerhalb unserer evangelischen Kirche befürwortet worden ist, und ich halte daran fest: sie sollen dienen mit der Waffe wie jeder andere, und wenn sie Reservelieutenants werden, desto beßer. Ich habe gehört, daß solche Lieutenants ihren Dienst sehr schneidig gethan haben, — heute Husarenlieutenant und morgen wieder Geistlicher. Es verträgt sich das gar nicht schlecht, und die Praxis hat gezeigt, daß es in unserer Kirche möglich ist. ...


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