Verhandlungen des Deutschen Reichstags

MDZ Startseite


MDZ Suchen

MDZ Protokolle (Volltext)
MDZ Register
MDZ Jahr/Datum
MDZ Abgeordnete


MDZ Blättern

Protokolle/Anlagen:
MDZ 1867 - 1895
MDZ 1895 - 1918
MDZ 1918 - 1942

MDZ Handbücher


MDZ Informieren

MDZ Projekt
MDZ Technisches
MDZ Impressum
MDZ Datenschutzerklärung
MDZ Barrierefreiheit

Reichstagsprotokolle (Volltextsuche)

Suchbegriff(e) Erscheinungsjahr: von/ab: bis/vor:

Bitte beachten Sie die Hinweise zu den Recherchemöglichkeiten.

Durchsuchbare Seiten: 390869 - Treffer auf 336 Seite(n)






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1907
Bd.: 241. 1907
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-241

ID: 00002851
221 /336
... Auf die im vorigen Berichtsjahr erwähnten und mit besonderer Sorgfalt durchgeführten Quarantäne- und Senchentilgungsmaßnahmen ist der bemerkenswerte Rückgang von Milzbrand und Tollwut zurückzuführen. Milzbrand war in keinem Falle, Tollwut nur in 2 Fällen bakteriologisch beziehungsweise durch den Tierversuch festzustellen. Die Rinderpest hat, obgleich nicht in so großem Umfange wie im Vorjahr, auch in dem Berichtsjahre wieder Opfer unter dein Vieh einiger Privatzüchter gefordert. Durch Serum- und Simultanimpfung wurde erreicht, daß nur ein kleiner Teil der bedrohten Rinder erkrankte und einging. Die Impfungen erfolgten auf Kosten des Gouvernements. Es wird angestrebt, zur Herstellung der erforderlichen Impfstoffe die nötigen Einrichtungen in Verbindung mit dem Schlachthofe zu treffen. Seit dem 5. Juni d. I. ist der neuerbaute Schlachthof in Betrieb genommen?) Die Anlage ist nach den Erfahrungen, die man in Deutschland in den letzten Jahren auf diesem speziellen Gebiete gewonnen hat, hergestellt und entspricht allen in hygienischer Beziehung zu stellenden Anforderungen (vgl. auch Kapitel 6). Die Einrichtungen der neuen Anlage haben sich in allen Teilen gut bewährt lind fanden bei den Gewerbetreibenden uneingeschränkte Anerkennung. Die Gesamtschlachtziffer ist um weitere 1000 Stück Vieh gestiegen/ es wurden 15 600 Stück geschlachtet und untersucht. *) Die Bevölkerungszahl im Schutzgebiete betrug nach der letzten Denkschrift: 1225 Europäer (abgesehen von den Personen des Soldatenstandes), 207 Japaner, 9 Inder, ferner 27 622 Chinesen im Stadtgebiete. Die Zahl der Chinesen im Landgebiete des Schutzgebiets wird auf 82 000 geschätzt. *) Siehe Abbildung in Anlage 7. Vereine. Wegebau. Veterinärpolizei. Bekämpfung der Tierseuchen. Rinderpest: Schlachthof. 9 ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1908
Bd.: 243. 1908
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-243

ID: 00002853
222 /336
... 316) in besonders hierzu errichteten Anstalten zu Apenrade, Bahrenfeld, Flensburg, Kiel, Rostock, Lübeck gegen eine von den Einbringern zu entrichtende Gebühr einer Quarantäne von 4 Wochen unterworfen. Für dänisches Vieh ist die Quarantänefrist auf 10 Tage herabgesetzt. Ausnahmen können für Zuchttiere, abgerichtete Tiere und nach zoologischen Gärten, Wildparks oder ähnlichen Anlagen bestimmte Tiere von den Zentralbehörden der beteiligten Bundesstaaten zugelassen werden. Alle in die Ouarantäneanstalten eingeführten Rinder werden außer auf andere Seuchen auf Tuberkulose untersucht und zu diesem Zwecke mit Tuberkulin geimpft. Die auf die Impfung reagierenden Tiere werden nach Anbringung eines Brandzeichens auf der linken Hinterbacke zurückgewiesen, die übrigen werden zur Einfuhr in bestimmte, veterinärpolizeilich überwachte Schlachthäuser behufs alsbaldiger Abschlachtung zugelassen. Eine Übersicht über die Befunde an Tuberkulose unter dem Quarantänevieh ist im speziellen Teil dieser Denkschrift unter Tuberkulose enthalten. Die Kontrolle des vom Ausland eingeführten Fleisches (frisches und zubereitetes Fleisch, zubereitete Fette) ist durch das Gesetz, betreffend die Schlachtviehund Fleischbeschau vom 3. Juni 1900 sowie die hierzu ergangenen Ausführungsbestimmungen geregelt. Sie dient in erster Linie zur Feststellung der Tauglichkeit des Fleisches zum Genusse für Menschen, daneben aber auch zur Ermittlung an- ...

223 /336
... 198) in den Einfuhrhäfen einer Quarantäne unterworfen und speziell das Rindvieh mittels der Tuberkulinprobe auf das Vorhandensein von Tuberkulose untersucht. Die klinisch tuberkulös befundenen und die auf die Tuberkulinprobe reagierenden Tiere werden nach Anbringung eines Brandzeichens auf der linken Hinterbacke zurückgewiesen, und die Einbringer sind verpflichtet, sie möglichst bald seewärts wieder auszuführen. Erfolgt die Wiederausfuhr nicht bis zu einem bestimmten Tage, so hat die Polizeibehörde die Tiere vernichten zu lassen. Die nicht tuberkulös befundenen Tiere sind vom freien Verkehr gleichwohl ausgeschlossen und dürfen nur behufs alsbaldiger Abschlachtung in bestimmte, veterinärpolizeilich überwachte Schlachthäuser eingeführt werden. In den 7 Jahren von 1899 bis 1905 sind von 448 353 sämtlich aus Dänemark eingeführten Rindern in den Ouarantäneanstalten 6 780 — 1,s Prozent tuberkulös befunden worden. Die Verhältniszahlen sind in den 7 Jahren von 3,4 Prozent auf 0,8 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraume sind von den in dm Quarantäneanstalten als nicht tuberkulös erkannten Rindern 429 499 in deutschen Schlachthäusern abgeschlachtet und davon bei der Fleischbeschau 89 837 — 20,s Prozent gleichwohl tuberkulös befunden worden. Hinsichtlich dieser Tiere sind die Verhältniszahlen in der Zeit von 1899 bis 1905 von 12,i Prozent auf 24,7 Prozent, mithin um mehr als das doppelte gestiegen, eine Tatsache, die ihre Erklärung darin findet, daß die Tiere — gestützt auf die Erfahrung, daß sie bei Wiederholung der Tuberkulineinspritzung innerhalb kürzerer Zeitfristen darauf nicht mehr reagieren — in Dänemark mit Tuberkulin vorbehandelt werden (vgl. die beifolgenden Übersichten Ha und d). Denkschrift.1 55 ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1908
Bd.: 245. 1908
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-245

ID: 00002855
224 /336
... Infolge der anhaltenden Ausübung der Quarantäne-Vorschriften gegen die Pestgefahr von Sansibar und der damit zusammenhängenden Verminderung der Fahrten von Dhaus und sonstigen einheimischen Fahrzeugen an der Küste war die Passagier- und Frachtbeförderung auf den Gouvernements-Dampfern recht lebhaft und ergab folgendes Bild: Gesamtverkehr von Personen nnd Gütern mit den Gonvernements-Küsteudampfern 1906. Privatpersonen Gouvernements- und Schutztruppenangehörige Privatfrachl Gouvernementsfmcht Europäer Farbige Europäer ! Farbige ! , 1904 19051 ! 1906 1904 1905 1906 1904 1905 1906 1904 1905 1906 1904 1905 1906 Il904 1905 ! 1906 Kopfzahl Kopfzahl Kopfzahl !1 Kopfzahl cbm odm 609 669 600 5 017 4S011 9 928 ! 235 384 246 i1 1287 2 681 3 200 4 674 5 62o! 6 490 ! 3117 ! 2 021 3 360 3 953,» j 4 739,s! 5 456 ü 14 273,» 13 080,i 26 613 Privatpersoncnverkehr 18 227 i 17 819,i S2 06S Gesamteinnahmen in Rupien 2 3873 600,2 941^6 277^ 10 91^ 11 606 im Ganze« Gouvernements- u. Truppenpersonenverkehr 8 664 Gesamtpersonenverkehr Ü 26 8S1 14 514 14 44/? 32 333! 46 516 23 467,31 l 29 764,S95 34 390 Gesamtpersonenverkehr 11 085,i2!l2 358,9s 11 122,75 34 562,79142 123,45 45 612,75 ...

225 /336
... Es wurde damals Quarantäne gegen Dahomey verhängt, welche jedoch im August wieder aufgehoben werden konnte. Die Seuche griff damals nicht in den Bezirk Anecho über. Ein zweites Mal trat Gelbfieber in Grand-Popo im Januar 1907 auf; die sofort verhängte Quarantäne konnte im Februar wieder aufgehoben werden. Im März jedoch erlag Regierungsarzt Dr. Martin dem Gelbfieber; die Infektion war in Anecho erfolgt. Wer den Bezirk Anecho mußte daher am 20. März Quarantäne verhängt werdend) Für die Eingeborenen Togos ist eine der wichtigsten Infektionskrankheiten der Aussatz. Der erste wirksame Schritt zur Bekämpfung dieser Seuche ist im Berichtsjahre geschehen durch Errichtung des 9 Kilometer von Lome entfernten Aussätzigenheims bei Bagida. Das Grundstück besitzt einen Flächeninhalt von 31,55 Im, wovon der größte Teil zur Anlage und Bewirtschaftung von Farmen durch die Aussätzigen bestimmt ist. Der südwestliche Teil des Grundstücks enthält die Wohnungsanlagen. Dieselben gliedern sich in: 1. Die Krankenabteilung. Diese ist von Straßen durchzogen, die in der Regenzeit bepflanzt werden sollen, und wird so in kleine Bezirke geteilt, von denen jeder für vier Häuser bestimmt ist. Diese sind in landesüblicher Bauart aus dünnen Baumstämmen und Gras hergestellt. Die Abteilung kann beliebig vergrößert werden und ist vorläufig für 200 Kranke ausreichend. y Bald darauf, jedoch schon nach Ablauf des Berichtsjahres, wurde in Anecho auch noch bei einem Farbigen Gelbfieber festgestellt, der der Krankheit erlag. Die Quarantäne konnte am 18. Mai wieder aufgehoben werden. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1908
Bd.: 246. 1908
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-246

ID: 00002887
226 /336
... April wurde im Krankenhause an diesem Auswanderer jedoch Fleckfieber festgestellt, und deshalb wurden 48 Personen, die bereits von der Tonhalle nach dem Lloydquartier umquartiert waren, dort bis zum Ablauf der 14tägigen Frist in Quarantäne gehalten. 8.1 Am 18. April wurde das Notquartier „Gesellschaftshaus des Westens wegen Erkrankung eines Auswanderers unter Fleckfieberverdacht mit etwa 366 Auswanderern gesperrt. 98 Personen, welche bereits auf dem Wege der Einschiffung waren, wurden sofort von Bremerhaven zurückgeholt und im Lloydquartier mit den aus dem „Gesellschaftshaus des Westens dahin umquartierten 366 Personen zusammen bis zum Ablauf der Frist in Quarantäne gehalten. Das Gesellschaftshaus blieb während der Quarantänezeit mit seinem Personal unter ärztlicher Kontrolle und durfte solange keine Auswanderer beherbergen. Der erkrankte Auswanderer ist gestorben. 9.1 Am 24. April wurde das Auswandererlogierhaus „Cordts, Grünenstraße, erneut wegen Erkrankung eines Auswandererkindes unter Pockenverdacht mit 42 Personen gesperrt. Am 4. Mai wurde die Sperre aufgehoben, weil der Verdacht sich endgültig nicht bestätigte. 10.1 Am 16. Mai wurde das Logierhaus Nullmeyer, Neuenstraße 33, wegen Erkrankung eines Auswandererkindes unter Pockenverdacht mit 77 Auswanderern gesperrt. Am 14. Mai wurden diese 77 Personen nach dem ^ Lloydquartier umquartiert und daselbst in Quarantäne gehalten. Das Logierhaus Nullmeyer blieb mit seinem Personal unter ärztlicher Kontrolle, ohne Auswanderer zu beherbergen, bis einige Stunden vor der gesetzlich abgelaufenen Ouarantänefrist, weil sich alsdann erst herausstellte, daß das Kind nicht an Pocken erkrankt war. ...
... Etwa 76 Auswanderer, die ferner mit diesem Zuge ankamen, wurden im Lloydquartier bis zum Ablaufe der Frist in Quarantäne gehalten. 12.1 Am 25.1 Mai1 wurde das1 Logierhaus1 „Stadt Warschau wegen Erkrankung eines Auswanderers an Pocken mit etwa 280 Auswanderern bis zum Ablauf der Quarantänefrist gesperrt. 12 Zimmergenossen des Kranken wurden in der Krankenanstalt abgesondert. 13.1 Am 30. September wurde das Auswandererlogierhaus Halle V in der Hemmstraße wegen Erkrankung eines Auswanderers unter Pockenverdacht niit 233 Auswanderern bis zum Ablauf der Ouarantänefrist gesperrt. Bei1 1, 2, 3,1 4, 5,1 11, 12 und1 13 wurden1 Pocken, bei 6, 9 und 101 keine1 Pocken, bei1 7 und 8 Fleckfieber konstatiert. 8 Pockenkranke wurden demnach ermittelt und später als geheilt aus der Krankenanstalt entlassen, von den beiden Fleckfieberkranken ist einer gestorben. Mit Rücksicht auf die in Rußland amtlich festgestellten Cholerafälle sind am 13. August und 24. August 1907 folgende Maßregeln angeordnet worden: Sämtliche russische Zwischendeckspassagiere sind von der Bahn aus in geschlossenen Trupps in die für sie bestimmten Herbergen zu geleiten und dort durch den Wirt alsbald dem zuständigen Untersuchungsarzt vorzustellen. An den auf die ärztlichen Untersuchungen folgenden beiden Tagen werden die russischen Auswanderer ferner durch Sanitätsgehilfen auf ihren Gesundheitszustand kontrolliert. ...

227 /336
... September eine 5 tägige Quarantäne für sämtliche russische Zwischendeckspassagiere vor ihrer Einschiffung fest. Diese 5 tägige Quarantänezeit wird allerdings vom Eintreffen an der Grenze an gerechnet, sodaß die Auswanderer nicht etwa verpflichtet sind, sich in Bremen 5 Tage aufzuhalten. Diese Quarantänefrist ist bei Jahresschluß noch in Kraft. In der Zeit vom 14. August bis 31. Dezember 1907 wurden mittels Temperaturmessung 24189 russische Auswanderer, darunter 3654 Kinder, untersucht. Sind nun auch Cholerafälle im Laufe des Jahres nach Bremen nicht eingeschleppt worden, so ist es doch wiederholt zu Meldungen verdächtiger Fälle gekommen. 1.1 Am 3. September d. Js. teilte die Station Ruhleben laut Diensttelegramm mit, daß in einem Auswandererzuge nach Bremen und Hamburg während der Fahrt zwischen Thorn und Hohensalza ein russischer Auswanderer an Cholera gestorben sei. Beim Eintreffen dieses Auswandererzuges 8^/z Uhr abends wurden sämtliche Türen des Eisenbahnwagens zunächst geschlossen. Vorher hatten die Beamten des Nachweisungsbureaus die Insassen des Lloydquartiers beim Bahnhöfe ausquartiert, um Platz zu erhalten für die mit dem Zuge eintreffenden 147 russischen Auswanderer, welche daselbst abgesondert wurden. 16 Abteilsgenossen des Verdächtigen wurden vom Bahnhof aus mittels Sanitätswagen nach den Jsolierungsbaracken bei dem großen Krankenhause gefahren. Ferner wurde das Gepäck der Ansteckungsverdächtigen im Arbeitshause desinfiziert. Der Eisenbahnwagen selbst wurde einer verschärften Desinfektion durch die Eisenbahnverwaltung unterworfen. Am nächsten Tage wurden auf die telegraphische Mitteilung daß der Verstorbene nicht an Cholera erkrankt gewesen war, die bereits getroffenen Vorsichtsmaßregeln wieder aufgehoben. 2.1 Am 14. ...
... Nach der Betriebsordnung und der vom Medizinalamt erlassenen Verfügung sind in diesem Jahre daselbst 3005 Auswanderer desinfiziert und zwar 600 russische Auswanderer, einschließlich 85 für die indirekte Beförderung, die die Kontroll- und Registrierstationen umgangen hatten, sowie 2405 Auswanderer, welche aus Anlaß der oben geschilderten Seuchenfälle vor ihrer Entlassung aus der Quarantäne desinfiziert wurden. Alle übrigen außerdeutschen Zwischendeckspassagiere, welche die Kontroll- und Registrierstationen umgangen hatten, wurden zwecks ärztlicher Untersuchung zwei Sammelquartieren ohne Desinfektion und Badezwaug zugeführt. Die Auswanderermissionen wurden infolge der starken Auswanderung wieder sehr in Anspruch genommen. In der St. Raphaels-Auswandererkapelle wurden 248 Auswanderer-Gottesdienste abgehalten, die von etwa 61 275 Auswanderern besucht wurden. Von diesen Kirchengängern haben 11 831 die heiligen Sakramente empfangen. Außerdem wurde ein Auswandererkind getauft und ein Auswanderer kirchlich beerdigt. Es wurden durch Pastor Prachar 1780 Auswandererbriefe beantwortet und die Umwechselung von 204 336 kontrolliert. Im Hause Philosophenweg 24 ist eine griechischkatholische Auswandererkapelle nach dem Stil der ruthenischen Kirchen für ruthenische Auswanderer eingerichtet. Die Tätigkeit des ruthenischen Pastors beginnt im Jahre 1908. In der evangelischen Auswanderer-Missionskapelle wurden 107 Auswanderer-Gottesdienste abgehalten, die von 2399 Auswanderern besucht wurden, ferner 41 Abeudmahlsfeiern, in denen 367 Auswanderer vor der Abreise das heilige Abendmahl empfingen. Außerdem wurden 4 Auswandererkinder getauft. 4740 Briefe liefen ein und wurden beantwortet. Die Umwechselung von 370 000 für die Auswanderer wurde überwacht. Die lutherische Auswanderermission hielt 101 Andachten ab, welche von zirka 400 Auswanderern besucht wurden. ...

228 /336
... September für russische Auswanderer eine fünftägige Quarantäne nebst Gepäckdesinfektion staatsseitig vorgeschrieben und in den Auswandererhallen durchgeführt, auch würbe das am 21. Dezember 1892 an die Inhaber der Auswandererlogierhäuser unter Strafandrohung erlassene Verbot der Beherbergung russischer Auswanderer, welche von Hamburg nach einem außerdeutschen Hafen reisen wollen, erneut. Beide Anordnungen sind inzwischen widerrufen worden. Die nach dem vorjährigen Berichte als in Ausführung befindlich erwähnten Erweiterungsbauten der Auswandererhallen auf der Veddel sind fertiggestellt und in Benutzung genommen. Sie erweisen sich als ein für den Hamburgischen Auswandererverkehr bedeutsames Werk. Nach Ausdehnung und Einrichtung geben diese Auswandererhallen in ihrer neuen Gestalt die vollkommene Gewähr, daß sie ihre doppelte Bestimmung, einmal den Auswanderern einen behaglichen, gesunden und billigen Aufenthalt zu gewähren und sie vor Übervorteilung und Ausbeutung zu schützen, anderseits aber auch Hamburg als sichere Schutzwehr gegen die mit dem Durchzug der osteuropäischen Auswanderer verbundene Gefahr einer Einschleppung von Epidemien zu dienen — künftig mehr denn je zu erfüllen vermögen. Sie sind durch die Neubauten um mehr als das Doppelte vergrößert. Auf dem 60 000 gm umfassenden, vom Hamburgischen Staate der SSV ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1909
Bd.: 236. 1909
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-236

ID: 00002846
229 /336
... Außerdem glaube ich, daß diese Bestimmung eine bedeutende Belastung der Landwirtschaft herbeiführen kann dadurch, daß auf Viehmärkten, bei Vtehtransporten einfach deswegen, weil ein Tier einmal im Waggon hustet, eine Beanstandung erfolgt, und so ein Grund konstruiert wird, den Bauern gehörig zu schrauben dadurch, daß man das Tier der Quarantäne unterstellt (L) und sich dann ein anderer Kuhhandel daran knüpft. Es wäre vielleicht gut gewesen, wenn der Satz einfach gelautet hätte: „Äußerlich erkennbare Tuberkulose — ohne den Zusatz des Rindviehs; denn das Wild kann auch Tuberkulose haben, die Schweine haben Tuberkulose, die Pferde haben Tuberkulose. Warum denn nur beim Rindvieh die Anzeigepflicht? Bei den Bazillen ist man ja heute immer noch genau in der Lage, zu sagen, daß sie alle gleich seien beim Menschen, beim Rindvieh, bei den Schweinen usw. Das kann man heute immer noch nicht genau bestimmen, und die Gelehrten streiten darüber. Aber im allgemeinen sollte man die Tuberkulose in jeder Gestalt verfolgen, wo man sie antrifft. Darum wäre es gut, nur zu sagen: „Äußerlich erkennbare Tuberkulose. Dann würde das auch anzuwenden sein beim Wild; denn wenn ein Reh geschossen wird und Tuberkulose hat, so besteht keine Anzeigepflicht; soviel ich weiß, kaun das Wildbret verkauft werden: es wird gegessen, und es ist kein weiterer Schutz gegeben. Ich beklage diese Fassung, ich bin aber nicht imstande, einen anderen Vorschlag zu machen — die Zeit eilt heute, daß wir zum Schluß kommen —. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1909
Bd.: 252. 1909
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-252

ID: 00002933
230 /336
... Drei 30 m lange und 7 m breite Stallungen mußten als Provisorien gebaut werden zur Separierung und Unterbringung von Zugochsen, dem restierenden Eingeborenenvieh und für Schlachtvieh in Quarantäne. Andere Bauten und Ersatzbauten für die schadhaften massiven Bauten sind geplant und werden dringlichst benötigt. Summa 935,7« km. Nach der Art der Nutzung: Salale Msalla Abtrieb 2265,14 km 171,S3 km Zwischennutzung .1 .1 723,82 -1 763,83 - Zusammen: Abtrieb 2437,07 km Zwischennutzung 1487,ss - Summa 3924,72 km. Die Rindengewinnung war von keiner besonderen Bedeutung und die bisherigen finanziellen Ergebnisse in: Vergleich zu denen aus der Holznutzung haben auch nicht dazu beigetragen, eine Änderung in den wirtschaftlichen Maßnahmen zugunsten der Rindengewinnung eintreten zu lassen. Da jeweils größere Mengen Holzarten anfallen, deren Rinde zu Gerbzwecken ungeeignet ist und von den Rinde liefernden Arten viele Sortimente für die Rindengewinnung in ungeeignetem Alter zum Einschlag kommen, so ist der Rindenanfall gering. Durch das lange Lagern, das zur Ansammlung einer größeren verkaufsfähigen Menge erforderlich ist, leidet andererseits wieder die Qualität, und die entstandenen Kosten finden in dem erzielten Erlös kaum ihre Deckung. Nebennutzungen konnten wie alljährlich in beschränktem Maße aus den zum Forstbetrieb gehörigen Kokospalmen und aus den zwischen den Teakholzkulturen gepflanzten landwirtschaftlichen Gewächsen wie Mais und Maniok gewonnen werden. Die Nutzung aus den Kokospalmen ist leider nur eine geringe, da ein großer Teil der jeweiligen Ernte nächtlicherweise durch die Eingeborenen gestohlen wird. Das Erträgnis soll daher für die Zukunft verpachtet werden. ...

231 /336
... Die Quarantäne gegen Anecho konnte jedoch am 18. Mai aufgehoben werden. Ein Neuausbruch von Gelbfieber kam glücklicherweise im Berichtsjahr im Schutzgebiete nicht vor. Im ganzen kamen in ärztliche Behandlung in Lome 3931 Krankheitsfälle, -1 Anecho126 -1 Agome-Palime1 ...1 54 von Europäern. Dazu1 ist1 zu1 bemerken,1 daß1 sowohl1 in Lome als auch in Anecho verschiedentlich Europäer von außerhalb des Schutzgebiets ärztliche Hilfe aufsuchten. Gestorben sind im Berichtsjahr im Schutzgebiet 4 Europäer (Männer), somit 1,s °/g aller Europäer des Schutzgebiets bezw. 1,8 o/o aller Männer. Die Sterblichkeit der Frauen war null. Diese Ziffern sind bedeutend günstiger als die des Vorjahres. d) Eingeborene. An den von Ärzten besetzten Stellen kamen in Behandlung in Lome 2636 Erkrankungen, in Anecho 1889 Erkrankungen mit 22 433 Behandlungstagen, in Agome-Palime 754 Erkrankungen mit 7166 Behandlungstagen. Malaria, Ruhr uud Guineawurm kam unter den Eingeborenen häufig vor. Die Bekämpfung des Aussatzes wurde tu dem bei Bagida vorhandenen Aussätzigenheim fortgesetzt, die Anstalt war im Berichtsjahre durchschnittlich mit 14 Kranken belegt. 2 Kranke starben. Die Aussätzigen bleiben ini allgemeinen nicht gern in der Anstalt. Der Dienstbetrieb im Aussätzigenheim ist durch eine Geschäftsordnung geregelt worden. Im Anecho-Bezirk wurden 5 Fälle von Aussatz festgestellt. Die Pocken scheinen in Südtogo im Berichtsjahre nicht aufgetreten zu sein. In den Bezirken Lome (Land), Misahöhe und Anecho wurden wiederholt Pocken gemeldet, die sich aber als harmlose Erkrankungen erwiesen. Schutzpockenimpfungen wurden vorgenommen in Lome etwa 2500, in Anecho über 2500 und im Bezirke Lome (Land) 483. ...

232 /336
... Januar 1908 Quarantäne verhängt, durch Verordnung vom 27. Januar 1908 wurde die Quarantäne gegen das Goldküstengebiet westlich des Volta und südlich des Afram ausgedehnt. Unterm 14. Februar mußten auch die Häfen von Cape Coast Castle und Prampram sowie die dazwischen liegenden Häfen als verseucht erklärt werden. Der Gouverneur der Goldküste sandte an das Gouvernement wöchentlich telegraphisch Mitteilung über den Stand der Seuche, welche Angaben über die vorgekommenen Todesfälle, die Zahl der Kranken und der unter Beobachtung stehenden isolierten Personen enthielten. Am Ende des Berichtsjahrs war die Quarantäne noch in Kraft. Aktenstücke zu den Verhnndtnngen des Reichstags 1S07/1S0S. IV. Schule und Mission.1 , » Allgemeines. Der Wunsch, sich eine höhere Kultur anzueignen, tritt ohne Zweifel bei der eingeborenen Bevölkerung Fw». Togos besonders bei den jüngeren Elementen ziemlich her- 1-!!^ vor, freilich steht ihm vielfach das konservative Festhalten am Althergebrachten besonders bei den älteren Leuten gegenüber. Der Wunsch nach höherer Kultur liegt in verschiedenen Umständen begründet. Die Einsichtigen erkennen, daß höhere Kultur, Schulbildung usw. eine bessere Lebensstellung, leichteren Erwerb, höhere Einkünfte ermöglichen. Weniger Einsichtige bleiben an den Äußerlichkeiten haften, die mit der höheren Kultur verbundene Veränderung in der Bekleidung und den Sitten erscheint ihnen als das erstrebenswerte Ziel, welches sie durch den Schulbesuch zu erreichen hoffen. ...

233 /336
... 1 271,55 2 40 89,10 18,90 378,05 727,30 38,oo 2 525,30 4 077,55 Quarantäne Mai1 -1 . . 1 824,45 1,60 72,05 8,00 474,85 782,60 — 68,00 3 231,75 4 389,30 gegen NneHo Juni1 -1 . . 2 705,oo 2,70 47,85 18,40 404,70 697,00 — — 3 775,6b 8 511,90 bis 18.Mai Juli1 -1. . 3 118,65 3,40 10,65 10.oo 426,60 357,05 130,oo 176,oo 4 232,55 4 129,so 1907. August1 -1. . 3 044,80 — 74.90 23,60 574,25 494,60 82,60 — 4 293,65 3 707 65 September -1.1 . 8 602.95 — 38,30 43,50 863,65 501,30 201,00 — 5 250,70 4 037,45 Oktober1 -1. . 3 602,io 6,30 23 95 46,15 913,15 773,oo 288,io — 5 652,65 4177,75 November -1. . 3 197,35 9,00 13,75 50,85 607,40 2 394,95 256,io 13,os 6 542,39 4 094,45 Dezember -1 . . 3 530,oo 3,io G 34,35 32,30 681,86 600.85 225,io 3,00 5 110,50 4 137,05 Januar1908 . . 3 380.55 4,70 12,30 42,45 641,70 1 241,30 260,oo 9,35 5 592,15 4 125,95 Februar1 -1. . 2 917,90 4,30 — 10,45 650,55 795,45 341.35 14,33 4 784,33 3 731,5b März1 -1. . 3 010,45 14,30 40,05 36,45 697,50 768,3s 172.83 28.75 4 668,58 3 310,45 Summe. . . 85 205,l-51,70 457,35 341,05 7 214,30 10 033,7s 1 994,38 312,43 65 610,oo — Summe im Vorjähre.... 36 061,es 63,60 634,80 615,50 3 047,80 K 728,so 330,45 47,25 — 47 429,85 3.1 Einnahmen aus dem Betriebe der Eisenbahn Lome—Palime im Berichtsjahre (1. April 1907 bis 31. März 1908). 1 2 3 Hunde 4 5 Vieh 6 Traglasten 7 Güter 8 Nebengebühren 9 Sonstige Einnahmen 10 Gesamtsumme 11 Gesamtsumme im Vorjahr Personen-Verkehr Reisegepäck April 1907 . ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1909
Bd.: 255. 1909
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-255

ID: 00002936
234 /336
... September eine 5tägige Quarantäne für sämtliche russischen Zwischendeckspassagiere vor ihrer Einschiffung festgesetzt. Diese 5 tägige Ouarantänefrist wird allerdings vom Eintreffen an der Grenze an gerechnet, so daß die Auswanderer nicht etwa verpflichtet sind, sich in Bremen 5 Tage aufzuhalten. Diese Quarantäne ist bei Jahresschluß noch in Kraft. Auch die für Bremen vom Medizinalamt erlassenen Choleravorbeugungsmaßregeln vom 13. August 1907 befinden sich noch in Kraft. Choleraverdächtige Erkrankungen sind nicht vorgekommen. Der Desinfektionsanstalt des Norddeutschen Lloyd wurden zur Desinfektion überwiesen: 486 Russen, 6 Galizier, 4 Ungarn und 1 Österreicher, zusammen 497 Auswanderer. Den Sammelquartieren wurden zwecks ärztlicher Untersuchung mittels Temperaturmessung 509 Zwischendeckspassagiere zugewiesen. Seit dem 7. Juli 1908 ist vom Norddeutschen Lloyd ein Arzt ständig am Bahnhof stationiert, welcher die Auswanderer bei ihrer Ankunft untersucht. Auswanderermisstonen. Die Auswanderermissionen haben eine rege Tätigkeit entfaltet. In der St. Raphaels-Auswandererkapelle wurden 210 Auswanderergottesdienste abgehalten, die von zirka 24 402 Auswanderern besucht sind. Von diesen Kirchengängern haben 5745 die heiligen Sakramente empfangen. Außerdem wurden 2 Auswandererkinder getauft und 8 Auswanderer kirchlich beerdigt. Es wurden 1370 Auswandererbriefe beantwortet und die Umwechselung von 167 369 »L kontrolliert. In der evangelischen Auswanderermissionskapelle wurden 58 Auswanderergottesdienste und 19 Abendmahlsfeiern abgehalten. Es wurden ferner erledigt 3349 Briefe und Geldsendungen, 7000 Drucksachen und 348 200 ^ von Auswanderern oder Ausgewanderten weitergesandt. Die lutherische Auswanderermission hielt 50 Andachten ab, welche von zirka 250 Auswanderern besucht wurden. 1440 Gänge waren bei Hilfeleistungen zu den Schiffsexpeditionen notwendig, 802 Postsendungen trafen ein und 747 wurden ausgehend expediert. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 262. 1909/10
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-262

ID: 00003325
235 /336
... Aus Dänemark ist die Einfuhr von Wiederkäuern auf dem Seewege mit zehntägiger Quarantäne gestattet. Die Rinder unterliegen außerdem nach dem Bundesratsbeschluß vom 17. Februar 1898 der Tuberkulinprüfung, und sie dürfen alsdann nur zu sofortiger Abschlachtung — gleichwie die österreichischen Rinder — in bestimmte Schlachthäuser eingeführt werden. Die Bestimmungen von 1898 haben ihren Grund in der Beobachtung, daß unter den eingeführten dänischen Schlachtrindern in hohem Maße die Tuberkulose verbreitet war. Die Tuberkulinprüfung erschien damals als das verhältnismäßig einfachste und sicherste Mittel, diese Krankheit zu erkennen und sich gegen ihre sanitäts- wie veterinärpolizeiltch gleich unerwünschte Masseneinschleppung zu schützen. Inzwischen hat man sich leider mehr und mehr davon überzeugen müssen, daß die Tuberkulinimpfung als Schutzmaßregel in mehrfacher Beziehung nicht einwandfrei ist. Es ist deshalb in Aussicht genommen, sobald die darüber schwebenden, mit Beschleunigung gefühlten Erörterungen zum Abschlüsse gebracht sein werden, die Tuberkulinimpfung durch ein anderes vollkommeneres Verfahren zu ersetzen. Der von verschiedenen Seiten angeregte Wegfall oder eine wesentliche Verkürzung der Quarantäne, die jetzt schon für dänisches Vieh nur 10 Tage statt der sonst allgemein vorgeschriebenen 4 Wochen beträgt, wird sich indessen auch für den Fall der Ersetzung der Tuberkulinimpfung durch ein anderes Verfahren nicht ermöglichen (0) lassen, da eine genaue gesundheitliche Prüfung und Beobachtung der Rinder stets notwendig sein wird. Die Einfuhr aus Amerika endlich ist für Rindvieh wegen des Texasfiebers verboten, für andere Wiederkäuer und Schweine mit vierwöchiger Quarantäne gestattet. Eine Änderung dieser Einfuhrbeschränkungen erfcheint aus veterinärpoltzeilichen Gründen nicht angängig. ...

236 /336
... Zunächst an der Grenze die Quarantäne! Sie dauert während der Jnkubationsperiode. Die Jnkubations-(L) Periode ist die Periode zwischen der möglichen Ansteckung und dem möglichen Ausbruch der Krankheit. Dann wird das Tier auf die Bahn gebracht und kommt an in Köln. In Köln ist ein besonderer Sperrhof. Dieser hat ein besonderes Anschlußgleis. Also der Waggon kommt gar nicht in Berührung mit den übrigen ankommenden Waggons. Dann findet der Verkauf des Viehes nicht auf dem allgemeinen Markt statt, sondern das Vieh darf nur verkauft werden auf diesem abgesonderten Sperrhof. Dann darf die Verkaufszeit auf diesem abgesonderten Sperrhofe erst beginnen eine geraume Zeit, nachdem der Verkauf auf dem allgemeinen Viehof geschlossen ist, (hört! hört! links) sodaß also da jede mögliche Berührung vermieden wird. Und nun erfolgt schließlich die Schlachtung nicht etwa draußen, sondern sie erfolgt auch auf dem Sperrhofe. Das ist doch eine so geschlossene Kette von Vorsichtsmaßregeln, daß man ganz beruhigt sein kann, erst recht bei der preußischen Akkuratesse, die namentlich bei uns im Rheinland eingebürgert ist. (Große Heiterkeit und Zuruf.) — Ja, meine Herren, wir find im Laufe der Jahrzehnte so erzogen worden. — (Erneute Heiterkeit.) Wenn Sie sich das alles vorstellen, so müssen Sie doch sagen: dem einfachen Bürger fällt es wirklich schwer, an die reelle Existenz der Gefahren, wie sie uns da geschildert werden, zu glauben. (Hört! hört! links.) ...

237 /336
... Nach der „Nationalzeitung hat er gesagt: Mag man die Quarantäne verringern und weitere dänische Kühe hereinlassen, aber die holländische Grenze darf nicht geöffnet werden. Wie ich Herrn Wachhorst de Wente verstanden habe, würde er allerdings seinerseits weitere dänische Kühe nicht hereinlassen wollen, wie es Herr Paasche vorgeschlagen bat. Ich stelle hier erhebliche Unstimmigkeiten in den Reihen der Freunde des Herrn Wachhorst de Wente fest, die mir allerdings noch mehr aufgefallen sind gelegentlich des Kasseler Parteitags der Nationalliberalen, als Herr Abgeordneter Baffermann zu gleicher Zeit einmal den Herrn Dr. Rießer, den Präsidenten des Hansabundes, den Freund seiner Partei genannt hat, auf der anderen Seite aber auch von Freundschaft erfüllt war für den Bauernbund. Nach der heutigen Rede des Herrn Wachhorst de Wente kann ich kaum annehmen, daß der Hansabund sich die Ausführungen des Herrn Wachhorst de Wente zu eigen machen wird. Wenn der Herr Abgeordnete Wachhorst deWente die Anschauungen, die er heute vertreten hat, konsequent auch weiter vertreten will, auch bei dem neuen Zolltarif und bei den neuen Handelsverträgen, so muß er die Fürsorge für den heimischen Markt und für diejenigen, die ihre Produkte hier auf dem heimischen Markte absetzen, als Nr. 1 ansehen. ErdarfdieFürsorge für deu heimischen Markt dann nicht abhängig machen von der Ausfuhrpolitik; er darf dann bei Handelsverträgen nicht zufrieden sein mit dem, was noch an Zoll dabei übrigbleiben wird zu Gunsten des heimischen Marktes. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 264. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-264

ID: 00003330
238 /336
... (0) Arbeitermaugel infolge von Panik und Gerüchten steigert Löhne und erfordert Gegenmaßregeln, darunter freie Verpflegung in Quarantäne, wozu Kaufmannschaft beisteuert. Wetter rauh. Absperrung verspricht Erfolg, aber angreifend für die Truppen, daher mit neuen Leuten —1 der Transport, der mit den Rekruten hinausgegangen ist, ist soeben erst dort eingetroffen — ohne Schädigung der Gesundheit und der Disziplin nur durchführbar, wenn vom Transport —1 der die alten Leute zurückbringt — vorläufig zurückbehalten werden zwei Offiziere und circa 350 Mann. Meine Herren, wir haben auch sonst, wie Sie schon aus dieser Depesche ersehen können, alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, die uns die Wissenschaft ermöglicht. Wir haben zunächst zwei Arzte, die nach Hause zurückgehen sollten, zurückgehalten. Darunter ist einer der besten Schüler des verstorbenen Geheimrats Koch, der Marineoberstabsarzt Dr. Martini, ein Spezialist gerade auf dem Gebiete der Bakteriologie, der dort in Ostasten einen erheblichen Ruf genießt, und den wir auf Wunsch fremder Regierungen für ähnliche Zwecke schon früher beurlaubt hatten. Wir haben ferner einen ärztlichen Vorposten in Tsinanfu, der die Verhältnisse dort beobachtet, Nachrichten nach Tsingtau gibt über das Vorschreiten der Pest. Wir haben ferner alles getan, was sonst geschehen kann, als da ist das Kaufen von Serum, Einrichtungen von Quarantänelazaretts, sowie innerhalb der engeren Enceinte von Tsingtau wie an der Grenze des Schutzgebiets die Quarantäne eingerichtet für den Fall, daß die Pest in die Nähe kommen sollte. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1911
Bd.: 265. 1911
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-265

ID: 00003331
239 /336
... die Quarantäne gegen Dänemark etwas erleichtern. Freilich war das nicht gerade die Maul- und (v) Klauenseuche, die in Frage kam. Immerhin ist jede Grenzerleichterung eine Gefahr der Einschleppung für jede Seuche. Unmittelbar nachdem dies hier ausgesprochen war, bekamen wir die Nachricht, daß die Maul- und Klauenseuche in Dänemark ausgebrochen sei. Da zeigt sich, wie sehr vorsichtig man sein muß mit der Erleichterung der Vteheinfuhr aus dem Auslande. Was hat man aber durch die Zulassung des Viehes aus Frankreich erreicht? Man glaubte sich vorspiegeln zu können, daß nunmehr in Deutschland das Fletsch auf einen so niedrigen Preisstand sinken würde, daß es eine Lust sein würde, in Deutschland zu leben, umgeben von Koteletts und saftigen Beefsteaks, wo die Leute froh wären, daß man sie nähme, und daß sie sie loswürden. (Zwischenruf bet den Sozialdemokraten: Das ist eine Rede für den Sportpalast!) — Ich glaube, die Beurteilung dessen, was ich rede, steht Ihnen nicht zu. Nachher können Sie reden, soviel Sie wollen; ich habe nicht nötig, Ihr Urteil darüber anzurufen, was richtig von mir zu reden und zu sprechen ist. Also Sie verzeihen, wenn ich über Ihre Kritik einfach hinweggehe. Ich weise darauf hin, daß alle Hoffnungen, die man in Deutschland auf die Einfuhr des französischen Viehes gesetzt hatte, in keiner Weise eingetroffen sind. Der Preisstand für das Fleisch hat sich in keiner Weise durch die Einfuhr des französischen Viehes verringert. In Frankreich sind die Preise in die Höhe gestiegen, in Deutschland sind die Preise ebenso geblieben. ...

240 /336
... Diese Sache sollte uns gründlich erklärt werden, und wenn wir das erreichten, meine Herren, so würden, wir nicht nur die Frage wissenschaftlich geordnet und wissenschaftlich vorangebracht haben, sondern wir hätten auch ein ganz wichtiges und wertvolles Mittel für die Zukunft, auch die Quarantäne und Auslöschung eines Ausbruchs von Maul- und Klauenseuche durchzuführen, gewonnen. Heute kostet das Serum, welches (L) genau so wie anfänglich bei dem Schweinerotlauf auch dreimal angewendet werden muß, um einen mehrmonatlichen Schutz zu geben, eirca 7 Mark pro Kopf, wie ich berichtet bin; es handelt sich aber noch um eine Herstellung im kleinen Betrieb, und es ist sicher, daß sich dieser Preis ganz erheblich vermindern läßt, sowie man es im Großen herstellt. Dann würde aber, wenn in irgendeinem Dorfe die Maul- und Klauenseuche ausbricht, und man dort schutztmpft, wie erfahrungsgemäß jede Maul- und Klauenseuche, wenn diese Impfung nicht gar zu spät vorgenommen wird, diese viel milder verlaufen, und der Schutz, der heute erreicht ist — 5 Monate ist eine gewaltig lange Frist, so lange dauert keine Sperre — man würde auf diese Weise rasch vorankommen. Ich möchte bitten, daß man diese wichtige Angelegenheit, die Frage des Serums gegen die Maul- und Klauenseuche gründlich weiterfördert. Ich erinnere daran, daß wir neulich die berühmten 400 000 Mark wieder bewilligt haben, welche nach alter Tradition für die Bekämpfung der Rinderpest von Reichs wegen alle Jahre ausgeschüttet werden; es ist das eine Ausgabe, die von verschiedenen Seiten mit Recht angefochten wird. Ich will mich darüber nicht weiter auslaffen. ...


< [1] - ... 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 15 - 16 ... [17] >