... Ich habe schon gesagt, in Beziehung auf die vielen, vielen D) schweren Folgen, die nach dem Impfen entstanden sein sollen, da hat da» Reichsgesundheitsamt schon in früherer Zeit sehr ausgedehnte Erkundigungen und Untersuchungen angestellt; und e» ist ganz zweifellos, über eine Reihe von Erscheinungen hat es un» eine hinreichend genügende Erklärung gegeben. Außerdem, meine Herren, ist das Impfen in früherer Zeit nicht in der exakten Weise und auch nicht mit der Lymphe ausgeführt worden, mit der e» jetzt ausgeführt wird. In meiner Jugend habe ich viele Tausende geimpft. Meine Herren, ich habe nie einen schweren Fall danach gesehen. Ich gebe aber zu, daß schwere Fälle vorkommen. Meine Herren, die Impfpusteln, wenn sie aufgehen, stellen Wunden dar; die sind auch empfänglich für Sporen von Mikroben aus der Lust; die können dazu kommen; danach kommen Erkrankungen z. B. ErysipelaS u. s. w. Ich will mich darauf nicht zu weit einlassen. Herr Dr. Förster leitete seinen Vortrag damit ein, daß er sagte, er wolle von den Heilungen u. s. w. nicht sprechen; das wäre eine Sache, mit der sich die Wissenschaft zu beschäftigen habe und die Aerzte; aber er müsse von den Folgen sprechen. Meine Herren, ich bin anderer Meinung; ich bin der Meinung, daß gerade die Folgen noch eine viel schwerere Aufgabe für die Wissenschaft find als irgend etwas anderes. Da muß ich doch bestätigen, was mein Herr Vorredner gesagt hat: nennen Sie mir einen einzigen wissenschaftlichen medizinischen Verein in ganz Deutschland, der sich gegen die Pockenimpfung ausgesprochen hat! ... ... Die Aerzte haben von der Impfung gar nicht»; ich habe kaum ein paar Groschen mit dem Impfen verdient. Da» Impfen ist ein schwere» Geschäft, ein unbequemes Geschäft, da» hindert (6) einen praktischen Arzt außerordentlich, und, meine Herren, e» ist von den Aerzten nur ausgeführt, well e» zum allgemeinen Besten geschah, und weil es die Leute verlangten. Nun aber, meine Herren, kommt mein schwerster Vorwurf gegen diejenigen, die heute den Impfzwang aufheben wollen. Meine Herren, leben Sie denn in der Jetztzeit? Sie haben sich doch mit allerhand wissenschaftlichen Dingen befaßt? Herr Dr. Förster hat die Wissenschaft gestreift u. s. w. Meine Herren, wollen Sie denn leugnen, daß in diesem Jahre — 100 Jahre erst nach der ersten Anwendung der Pockenlymphe — in diesem Jahre zum ersten Mal die Medizin einen kolossalen Fortschritt oder wenigstens einen kolossalen Fortschritt in bestimmter Richtung gemacht hat, und zwar in derselben Richtung, von der Jenner damals ausgehend die erste Pockenimpfung ausgeführt hat? Meine Herren, ich würde mich schämen, wenn wir heute mit Majorität beschließen sollten, das Impfzwanggesetz aufzuheben, zu beschließen: „mit der Impfung ist es nicht»!, und wenn man so vergnügt darüber hinweggeht. (Heiterkeit.) Meine Herren, in dem Augenblick, wo wir mit den schwersten Forschungen, mit Darangabe von Hunderttausenden und Millionen von Seiten des Staates und mit Darangabe aller Kräfte von Seiten der Aerzte forschen in dieser Richtung: ist für viele Krankheiten noch Hilfe zu finden, eine Immunität oder Heilung zu finden? ...
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