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Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1897
Bd.: 155. 1895/97
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-155

ID: 00002767
201 /317
... Dies ist freilich außer auf die strenge Durchführung der Verordnung über die Bekämpfung der Lungenseuche, in erster Linie auf die größere Erfahrung der Viehbesitzer beim Impfen zurückzuführen. Die meisten pflegen beim ersten Anzeichen von Lungenseuche in ihrer Heerde — manche auch, ohne solche, erst abzuwarten — jedes gekaufte Stück Rindvieh zu impfen. Im Allgemeinen sind die durch das Impfen hervorgerufenen Verluste gering im Verhältniß zu den durch das Unterlassen des Jmpfens in lungenseuchenkranken Heerden vorkommenden Todesfällen. . Da mit Stücken Lunge oder durch Eingeben von Lungenwasser geimpft wird, so kommt es häufig vor, daß die nöthige Lymphe fehlt. Deshalb wäre es sehr erwünscht, wenn die Möglichkeit gegeben würde, stets frische Lymphe im Lande selbst beziehen zu können. Die Blutseuche ist an einigen Stellen ziemlich heftig aufgetreten, besonders an den großen Transportwegen — hervorgerufen durch unreines Wasser — und in Gegenden, welche Mangel an natürlichem Salz (Brak) haben. Fälle von Pferdesterbe sind im Berichtsjahre nur sehr wenige zu verzeichnen. Bei vereinzeltem Auftreten von Kleinviehräude hat sich Creolin stets als ein ausgezeichnetes Mittel erwiesen. Gesellschaften. Die deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika, in deren Generalvertretung unter Verlegung des Sitzes von Lüderitzbucht nach Tsoakhaubmündung ein Wechsel eingetreten ist, hat neuerdings noch mehrere Beamte entsandt, welche dem Generalvertreter als Sachverständige zur Seite treten sollen. Auf dem in der Nähe der Küste nordöstlich von Tsoakhaubmündung liegenden Platze Spitzkoppje ist von derselben ein Viehposten angelegt und mit Erfolg nach Wasser gebohrt worden. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1898
Bd.: 163. 1897/98
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-163

ID: 00002775
202 /317
... Die sofortige Bereitwilligkeit der Hereros am Waterberge zum Impfen des Viehs gegen die Rinderpest dürfte nicht zum wenigsten auf die günstigen, vom Missionar Eich auf den alten Kambazembi und seine Leute ausgeübten Einfluß zurückzuführen sein. Nach Okahandya kehrte der langjährige Vorsteher der dortigen Station, Missionar Die HI, nach theilweiser Genesung von einem schweren Augenleiden während des Berichtsjahres zur allgemeinen Freude seiner Gemeinde zurück. Im Konzessionsgebiete der 8ouUi ^Vsst, ^keiea Oowpauz- hat die Rheinische Mission in Gaub in hübsch gelegener Landschaft, die sehr an Schweizer Gegenden erinnert, eine Missionsstation für Bergdamaras und Buschleute gegründet. Eine Sammlung dieser Eingeborenen, die in großer Zahl in den Bergen von Feldkost leben, ist sehr zu wünschen. Sie werden für spätere weiße Ansiedler ein geeignetes Arbeitsmaterial abgeben. Von den Hottentottenstationen verdient außer den schon wegen ihrer Gartenanlagen genannten Plätzen Hoakhanas, Berseba, Bethanien Franzfontein besondere Erwähnung. .Die Partei des jetzt am Ruder befindlichen Kapitäns Lazarus hält sehr fest zur Mission und hängt anscheinend mit Begeisterung am Christenthum. Vielleicht wird es mit der Zeit gelingen, die durch das viele Herumziehen etwas verwilderte Gegenpartei nach Franzfontein zusammen zu ziehen und sie für die Missionsarbeit zugänglich zu machen. Der katholische Orden der Oblaten hat Niederlassungen im Bezirk Keetmanshoop und in Windhoek gegründet. In Windhoek befinden sich zwei Patres und ein dienender Bruder. Allsonntäglich findet großer Gottesdienst statt. Der Schulunterricht wird auf den Missionsstationen zum Theil von den Missionaren selbst, zum Theil von eingeborenen Schullehrern unter Oberleitung des Missionars ertheilt. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1899
Bd.: 172. 1898/1900
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-172

ID: 00002783
203 /317
... Sämmtliche aus dem Innern kommenden und ins Innere gehenden Karawanenträger wurden vom Bezirksamt dem Arzt zum Impfen vorgeführt, für ungeimpfte Träger wurden keine Reisepässe ausgestellt. Alle Besatzungen der in Tanga registrirten Fahrzeuge wurden ebenfalls geimpft. Trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln sind neuerdings wieder mehrere frische Pockenfälle zur Kenntniß des Bezirksamtes gebracht, die vom Bezirk Pangani her in die Landschaft Bonde eingeschleppt worden sind. Da der Schutz des geinipften Küstenstreifens also nicht genügt, ist begonnen worden, die Bewohner der Inland-Landschaften ebenfalls systematisch durchzuimpfen. Zu all diesem Ungemach gesellte sich zum Schluß noch die von Norden aus englischem Gebiete drohende Gefahr eines erneuten Einzuges der Rinderpest in den Bezirk. Seit den Verwüstungen, welche die Seuche im Jahre 1893 im Bezirk angerichtet hat, hatte sich der Viehstand langsam aber stetig zu erneuern begonnen. Für den Bezirk Tanga ist wie für alle Küstenbezirke die Erneuerung eines vernichteten Viehstandes viel schwieriger wie für jeden Jnlandbezirk. Die Versuche, durch größere Viehzufuhr aus dem Jnnem schnell Ersatz zu schaffen, schlugen fehl. Die Mehrzahl des zur Küste gebrachten Viehes ging nach und nach ein, ohne daß man einen Grund dafür entdecken konnte. Erst die Untersuchung des Geheimraths Dr. ...

204 /317
... Im Süden zeigten die Eingeborenen durchweg geringe Neigung zum Impfen. Im Bezirk Gibeon wurde diese Abneigung zwar durch den persönlichen Einfluß des Bezirkshauptmanns überwunden, während die Hottentotten des Südbezirks, vornehmlich die Bondelzwarts ihr Mißtrauen gegen die Impfung bewahrten. Unruhige Elemente unter ihnen und im Bethanierstamme benutzten die Rinderpestimpfung und die angeordnete Stempelung der Gewehre als Vorwand, um gegen die Regierung zu schüren, so daß der Süden zeitweise von einer gewissen Gährung nicht frei war. Doch steht zu hoffen, daß die beiden Stämme sich in Güte und Frieden werden beruhigen lassen, zumal nachdem sie gesehen haben, daß die anderen beiden Stämme des Bezirks — die Veldschoendrager und die Hottentotten von Berseba —, deren Waffen inzwischen gestempelt sind, kein einziges Gewehr verloren haben. Witterung und Gesundheitszustand. War im Vorjahre der Norden und der mittlere Theil des Schutzgebietes reichlich mit Niederschlägen bedacht worden, so vertheilten sich dieselben im Berichtsjahre in reichlicher Menge gleichmäßig fast über das ganze Schutzgebiet. Auch der Süden, der seit einer Reihe von Jahren sehr unter der Dürre gelitten und auch im letzten Jahre nur streckenweise guten Regen gehabt hatte, erhielt so reichliche Niederschläge, daß sich, abgesehen von dem westlichsten Theile, die graue Steppe in prächtige grüne Weide verwandelte. Die Wasser- und Weideverhältnisse sind daher im ganzen Schutzgebiete gute zu nennen. ...

205 /317
... In Anbetracht dessen und unter Würdigung des Umstandes, daß das Impfen unter den Eingeborenen die Arbeit ungemein erschwerte und die Resultate sehr beeinträchtigte, kann der in den verseuchten Beständen gerettete Prozentsatz an Rindvieh nur als ein hoher bezeichnet werden. Die vorstehend gegebenen Verlustziffern decken sich nun aber nicht etwa mit den überhaupt im nördlichen und centralen Theile des Schutzgebietes eingetretenen Verlusten. Eine sehr große Anzahl von Rindern ist nämlich, namentlich im Damaralande, zu Grunde gegangen, ohne daß rechtzeitig Hülfe gebracht und geimpft werden konnte. Erheblich günstiger ist die Impfung im Süden, in den Bezirken Gibeon und Keetmanshoop verlaufen. Es gelang dort, durch die streng durchgeführte Absperrung die Pest sowohl von Osten aus dem englischen Gebiete, wie vom Norden solange fern zu halten, bis auch dort die Impfung begonnen werden konnte. Es blieb daher Zeit genug, um alle Vorbereitungen in Ruhe zu treffen, insbesondere gänzlich isolirte Posten für die Gewinnung der Galle einzurichten. Außerdem kamen den beiden Bezirken die bisher gesammelten Erfahrungen zu statten, umsomehr als dem Noßarzt Niekmann, der sich bereits bei den Impfungen im Bezirk Windhoek, namentlich in Rehoboth, hervorgethan hatte, die Leitung des Jmpfgeschäftes im Süden übertragen werden konnte. So konnten von demselben im Bezirk Gibeon und besonders in Keetmanshoop eine Reihe von Musterimpfungen ausgeführt werden, die über den Segen und die Vortrefflichkeit der mit der Kohlstockschen Blutimpfung verbundenen Kochschen Gallenimpfmethode bei einwandsfreier Ausführung keinen Zweifel lassen. ...

206 /317
... Im Süden wurde die Rinderpest der Missionsthätigkeit insofern hinderlicher wie im Norden, als die Eingeborenen zum großen Theil — so namentlich in Bethanien — ihre Kühe aus Furcht, sie zu verlieren, nicht impfen lassen wollten und sie in Folge dessen für die Zeit der Impfung die Plätze mit ihren Rindern verlassen mußten. In Windhoek hat sich die christliche Eingeborenengemeinde durch die Ueberführung der gefangenen Zwartbooi-Hottentotten nach Windhoek sehr erheblich vergrößert. Die Niederlassung des katholischen Ordens der Oblaten hat sich um einen Pater und zwei dienende Brüder vermehrt, so daß deren jetzt je drei in Windhoek stationirt sind. Zu erwähnen ist noch, daß am 8. September d. Js. in beiden Kirchen Windhoeks eine ungemein stark besuchte Gedächtnißfeier für den verstorbenen Fürsten Bismarck stattfand. Der Unterricht in den staatlich unterstützten Schulen für weiße Kinder wurde von den bisherigen Kräften ertheilt. Beide Schulen wurden einer Visitation durch den stellvertretenden Gouverneur im Verein mit den betreffenden Schulvorständen unterzogen, die an beiden Stellen das sehr erfreuliche Resultat ergab, daß die Kinder in den wichtigsten Lehrgegenständen, wie Religion, Rechnen, Schreiben, Lesen, Geographie und vaterländische Geschichte — in Windhoek die obere Klasse auch im Französischen — sehr gut gefördert sind. Die Frische der Art der Unterrichtsertheilung, sowie die gespannte Aufmerksamkeit der Kinder fiel sehr angenehm auf. Neben dem von der Lehrerin Fräulein Nitze geleiteten Unterricht ertheilten in Windhoek sowohl der Pastor Siebe, wie einer der katholischen Patres einzelnen Kindern in bestimmten Fächern Privatunterricht. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1900
Bd.: 175. 1898/1900
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-175

ID: 00002786
207 /317
... Die ursprüngliche Bevölkerung kennt das Impfen nicht. Die Pocken sind sehr wahrscheinlich im Gebiet einheimisch, werden aber wohl auch nebenbei gelegentlich eingeschleppt. Sie treten unregelmäßig in Zwischenräumen von zwei bis sechs Jahren auf. Leichte Formen, die unseren Windpocken ähnlich sehen, scheinen die Pockenepidemien zu begleiten. Man nennt sie äsrs Lnäon (Pferdekrankheit). Eine andere von den Eingeborenen als leichte Pockenart aufgefaßte Krankheit, sieht unseren Masern nicht unähnlich und wird Lochnnt^ig, genannt. Die eigentlichen Pocken, tscburipuna, werden als die verheerendste Krankheit des Landes aufgefaßt, die ganze Dörfer veröden soll. Man würdigt die ansteckende Kraft der Pocken und isolirt die Kranken, so lange es nicht zu viele sind. Die Station hat im Januar 1899 einige Eingeborene und das Stationspersonal geimpft. Die durch Oberstabsarzt Wicke übersandte Lymphe war zum größten Theil in brauchbarem Zustande angelangt. Es liegt hier außerdem die Möglichkeit vor, vaeeivs durch Nachimpfung im Lande selbst herzustellen. Unter den hiesigen, intelligenten Eingeborenen, denen die Idee der Impfung nicht fern liegt, ist es endlich nicht unwahrscheinlich, daß sich mit der Zeit die Methode des Jmpfens einbürgern ließe. Die Volksvermehrung würde dadurch günstig beeinflußt werden. Lungen- und Brustfellentzündungen sind selten, verlaufen aber oft ungünstig. An Europäern sind sie nicht zur Beobachtung gelangt. Bindehaut- und Hornhautentzündungen sind sehr verbreitet und führen bei Eingeborenen oft zur Erblindung. Geschlechtskrankheiten verlaufen bei Eingeborenen gewöhnlich sehr milde. ...

208 /317
... Nur hierdurch wurde es möglich, in den von der Seuche ergriffenen und bedrohten Gebieten etwa 30 000 Menschen zu impfen. Die Impfung geschah zum Theil mit animalischer Lymphe, zum größer» Theil mit humanisirter Lymphe von Arm zu Arm. Es ist die Einrichtung getroffen, daß jeder Dampfer aus Deutschland nach Tanga und Dares-Salüm ein gewisses Quantum frischer animaler Lymphe mit herausbringt. Seitdem die Ostafrika-Linie in dankenswerther Weise ihre Kapitäne angewiesen hat, die Lymphe in den Kühlräumen der Schiffe zu befördern, verdirbt nur selten mehr eine Lymphesendung auf dem Wege nach Ostafrika. Die Lymphe wurde stets bald nach dem Eintreffen aus Deutschland auf den Küstenstationen verimpft, indem das eine Mal die eine, das andere Mal die andere Station mit frischer Lymphe bedacht wurde. In der Zwischenzeit mußte das Jmpfgeschäft durch Impfungen von Arm zu Arm fortgesetzt und im Gang gehalten werden. Die inneren Stationen mit wirksamer Lymphe zu versehen, war schwierig. Eine Anzahl von Versuchen, frische animalische Lymphe ins Innere zu befördern, schlug fehl, weil die Lymphe in Folge der großen Hitze, der sie auf dem Wege durch die Steppe während des wochen- zum Theil monatelangen Transports ausgesetzt war, ihre Wirksamkeit verlor. Nur für die nicht allzuweit von der Küste entfernten Stationen Kilossa und Kilimandjaro ist der Versuch ein einziges Mal geglückt. Mit um so größerem Eifer wurde der werthvolle Impfstoff auf diesen Stationen durch Impfungen von Arm zu Arm weiter gezüchtet. ...
... Den Stationen, die dabei passirt wurden, wurde Gelegenheit gegeben, auch ihre Leute von Arm zu Arm zu impfen und mit dem so gewonnenen Impfstoff ihren Bezirk in ähnlicher Weise zu versorgen. So ist es gelungen, die Schutzpockenlymphe selbst bis an die großen Seen zu tragen und dort umfangreiche Impfungen zu veranstalten. Auch der Versuch, Schutzpockenlymphe auf Kälber zu verimpfen, und dadurch größere Mengen von Impfstoff zu beschaffen, ist im Innern mit Erfolg gemacht worden, dagegen schlugen alle Versuche, den Inhalt der Pusteln Pockenkranker auf Kälber zu verimpfen, und so aus dem echten Pockengift Kuh- und Schutzpockenlymphe zu erzeugen, gänzlich fehl. ...

209 /317
... Durch Impfen wird der Ausbreitung der Seuche von Seiten des Regierungsarztes energisch entgegengetreten. Für die Leprakranken hat die Kommune auf der in Kiswani-Kreek gelegenen Insel Noro eine Jsolirstation errichtetet. Ein Aufseher, der vom Festlande in ca. zwanzig Minuten die Insel im Boot erreichen kann, besucht die Kranken täglich. Von hier aus werden dieselben monatlich mit Verpflegung und Kleidung versehen. Zur Zeit sind 30 Leprakranke dort isolirt. Sonstige Epidemien sind hier nicht aufgetreten, die Gesundheit unter den Europäern war im Allgemeinen eine bessere als im Vorjahre. Zwei Todesfälle waren zu verzeichnen. Um die gesundheitlichen Verhältnisse der Stadt Kilwa zu bessern, sind von der Kommune größere Arbeiten ausgeführt worden; die Entwässerung der Sümpfe im Süden der Stadt ist weiter durchgeführt worden; auch in der Stadt wird dauernd an den Ausfüllungsarbeiten mit Hülfe einer Feldbahn gearbeitet, die Straßen werden verbreitert und Anlagen geschaffen. Sowohl zum Schutz gegen Losreißen des Strandes, als auch namentlich um den üblen Geruch des Strandes bei der Ebbe zu beseitigen, wurde eine Quaimauer in der Höhe des niedrigsten Wasserstandes gebaut, so daß der Fuß derselben alle 12 Standen einmal von der See bespült wird. Die Straßen der Stadt wurden beschottert und für Ableitung des Regenwassers eine Kanalisation angelegt. Die Wasserleitung, welche von Quellen des Singino gespeist wird, liefert, nachdem sie durch einige zweckmäßige Umänderungen in Stand gesetzt ist, wenn auch kein gutes Trinkwasser, so doch ein brauchbares Wasser zum Kochen. Der Kilwa-Bezirk hat in den letzten Jahren stets gute Durchschnittsernten gehabt. ...

210 /317
... Land durchzog, um zu impfen, und anscheinend mit gutem Erfolg. Die HungerSnoth hat auch in Usaramo viele Opfer gefordert und viele Ortschaften verödet. In manchen Gegenden, wie in Maneromango, Mfullu u. s. w., dann westlich und nordwestlich von hier in Mkongole und Dengwa ist die Noth vorbei, da der Mhogo herangewachsen ist, wenn auch leider viele Leute ihn immer noch zu früh herausnehmen. Hier aber in Kiserawe und Sungeri und Masaki ist die Noth noch nicht vorbei. Diese Hungersnoth gab unserer Arbeit eine ganz besondere Richtung. Sobald wir die Noth des Volkes erkannt hatten, fühlten wir uns verpflichtet, demselben zu helfen. Die Missionsfreunde gaben uns dazu die Mittel. Es galt nun, mit diesen Mitteln dem Volke so zu helfen, daß letzteres nicht zum Betteln erzogen würde, sondern vielmehr ein dauernder Segen daraus erwüchse. So fingen wir an im größeren Maßstabe zu bauen und zwar aus Luftziegeln in Kiserawe, während in Maneromango wegen des vorhandenen Kalkes massiv mit Bruchsteinen gemauert werden kann und wird. In Kiserawe bauten wir einen großen Stall mit drei Eselstäücn, Wagenremise, zwei Kuhställen und Werkzeisg-»65* ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1901
Bd.: 190. 1900/03
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-190

ID: 00002800
211 /317
... Durch sofortige Jsotirung der Erkrankten, Desinfektionsmaßregeln und Impfen aller Gefangenen wurde einer weiteren Verbreitung vorgebeugt. Dem Stationsleiter von Misahöhe wurde, um ihn bei der Bekämpfung der Ausbreitung der Seuche zu IIS» ...

212 /317
... unterstützen, ein farbiger im Impfen ausgebildeter Lazarethgehülfe zur Verfügung gestellt; auch wurden gelegentlich einer Dienstreise von dem Arzte selbst in einer Reihe von Dörfern, in denen Pockenfälle vorgekommen waren oder noch warm, zahlreiche Impfungen vorgenommen. Zur Zeit ist die Epidemie im Bezirk Misahöhe im Erlöschen, aber im Bezirk Kete-Kratschi von Neuem aufgetreten. In Lome wurden die Pockenimpfungen unter der Bevölkerung, soweit Lymphe zur Verfügung stand, fortgesetzt. Die allgemeinen hygienischen Verhältnisse haben insofern einen weiteren Fortschritt erfahren, als im Laufe des Jahres eine Jsolirbaracke für ansteckende Krankheiten aus zwei Zimmern und einem dritten für den überwachenden farbigen Heilgehülfen errichtet ist, und der Bau einer Krankenbaracke für Farbige, an welche sich auch ein Leichenhaus zu Obduktionszwccken anschließen soll, in Angriff genommen ist. S. Urproduktion und Plautageuba«. Wenn nach dem vorjährigen Bericht mit Befriedigung der Nachweis dafür als erbracht gelten konnte, daß ein wichtiges Produkt des Schutzgebiets, der Landolphia-Gummi, in einer sehr guten Beschaffenheit vorkomme, so ist auf Grund der Erfahrungen des Berichtsjahres festzustellen, daß die Quantität dieser Gummiproduktion einen sehr erheblichen Rückgang erfahren hat. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Grund hierfür in einem entsprechenden Rückgang der Produktionsfähigkeit, d. h. in einer Verringerung der Gummi-Lianen zu suchen ist, und daß sich hierin die Folgen der rücksichtslosen Ausbeutung äußern, welcher die Lianenbestände während einer Reihe von Jahren ausgesetzt gewesen sind. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1902
Bd.: 183. 1900/03
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-183

ID: 00002794
213 /317
... Er richtete sich nicht bloß gegen das Prinzip des Zwanges, sondern auch gegen die einzelnen Bestimmungen; ganz unglaublich erschien ihm, daß Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollten, dafür Gefängniß bekommen sollten. Unter dem Beifall des Hauses sagte er: Meine Herren, ich meine — betreffs der Androhung von Gefängnißstrafe für Unterlassung der Impfung —, wir haben in Deutschland mehr als hinreichend Gelegenheit, eingesperrt zu werden. Eine solche Maßnahme in einem Kulturstaate, Eltern zu bestrafen, weil sie ihre Kinder einer ihrer Meinung nach schädlichen Operation nicht unterwerfen wollen, das, meine Herren, entspricht in der That nicht demjenigen, was ich mit dem Begriffe Kulturstaat verbinde. Seit Inkrafttreten des Gesetzes ist die Opposition gegen das Jmpfgesetz, namentlich gegen den Impfzwang, nicht zur Ruhe gekommen und zwar nicht nur seitens der Laien, sondern auch seitens namhafter Mediziner. Ich erinnere an den Ausspruch des Pariser Professors Ricord, der eine Heilanstalt für syphilitisch Kranke leitete und, als bekannt wurde, daß thatsächlich Syphilis durch die Impfung übertragen worden ist, erklärte: Sollte auch nur ein unleugbarer Fall von Ueberimpfung der Syphilis oder irgend einer anderen Krankheit bewiesen werden, so muß die Impfung aufhören. Und das war ein anfangs begeisterter Freund des Impfzwanges! Nun ist nicht bloß ein unleugbarer Fall von Syphilisübertragung nachgewiesen worden, sondern Dutzende und Hunderte. Sehr bezeichnend ist, was !)-. Hayd über die Uebertragung der Syphilis durch die Impfung sagt. Reichstag. 10. Legisl -P. II. Session. 1900/1902. Nachdem er viele Beispiele zweifelloser Uebertragung an- (0) geführt hat, sagt er. ...
... Ich gebe nur denjenigen Kollegen im Hause das Recht, gegen die Ueberweisung zur Berücksichtigung zu stimmen, die bereit sind, sich impfen zu lassen. Dadurch bewiesen sie wenigstens, daß sie an die Güte der Impfung glauben und an ihrem eigenen Leibe zu zeigen bereit sind, daß sie für das Impfen sind. (Heiterkeit. Sehr richtig! links.) Ich bitte Sie, unserem Antrage zuzustimmen, damit endlich einmal die Regierung in eine neue Berathung dieser Materie einzutreten Veranlassung bekommt. (Beifall links.) 610 ...

214 /317
... Endemann, Abgeordneter:1 Meine Herren, mit dem Impfen der Reichstagsmitglieder, das der Herr Vorredner empfohlen hat, hat es wohl noch einige Zeit; denn glücklicherweise haben wir keine Blatternepidemie im Reichstag. Sollte aber einmal solche im Reichstage ausbrechen, so werde ich die Herren Kollegen daran erinnern, daß wir uns dann ja alle rasch impfen lassen. Die wissenschaftliche Beleuchtung der Sache durch den Herrn Vorredner hat einen ganz merkwürdigen Eindruck auf mich gemacht. Ich bin Mediziner und bin Jmpffreund. Ohne Zwangsimpfung würden wir in Deutschland geradezu wieder in die Zustände zurückkommen, die wir glücklicherweise überwunden haben. Wenn er mit dem Gespenst der Syphilis droht, so ist das ja eine längst veraltete Geschichte. Sie wissen, daß nach den Veröffentlichungen des Reichs-Gesundheitsamts, namentlich von 1896, die Sacke so klar und deutlich dargestellt ist, daß ein Zweifel nicht mehr bestehen kann. Es wird nur mit Kälberlymphe geimpft; bei der Gewinnung der Lymphe werden die größten Vorsichtsmaßregeln beobachtet, es kann da nichts Schädliches vorkommen. Die Methode der Impfung wird fortwährend der Verbesserung unterworfen, und fast immer wird beim Jmpfgeschäft nachgesehen, ob die Sache auch richtig gehandhabt wird. Daß bei jedem Eingriff, auch einem Nadelstich etwas entstehen kann, das wissen die Naturheilkundigen sowohl wie die anderen; aber es ist mir gerade aufgefallen, daß die Naturheilkundigen, die immer für die Hygiene, welche die Verhütung der Krankheiten bezweckt, schwärmen, immer wieder die größte Zahl der Jmpfgegner stellen. Gewiß, es giebt auch einzelne Aerzte, die Jmpfgegner sind. (Zuruf links.) ...
... Endemann uns in Aussicht gestellt hat, daß, wenn wirklich eine Pockenepidemie ausbricht, die Mitglieder des Reichstags sich erst impfen lassen werden, so, meine ich, ist es doch eigentlich zu spät; denn nach Ansicht der Jmpffrcunde soll die Impfung eine Vorbeugung sein. Nun ist es aber niemand geringeres als Herr Professor vr. Robert Koch, der gelegentlich einer Jmpspetition im Jahre 1884 im Reichstag erklärte, daß der Impfschutz nur zehn Jahre vorhält. Also die Herren, welche beim Militär zum letzten Mal geimpft sind, müssen sich nach dieser Theorie sofort impfen lassen Ferner behauptete auch Herr Kollege Dr. Endemann, die Arbeiten des Reichs-Gesundheitsamts seien so gewissenhaft, überzeugend und schlagend, daß dagegen überhaupt nichts zu sagen sei. Nun ist aber in dem bekannten Büchelchen, welches wir zur Zeit vom Reichs-Gesundheitsamt erhalten haben, auch die bekannte Pockenopferzahl der Franzosen an Todten aufmarschirt, die nachweislich total falsch ist. Das zeugt doch nicht von Gewissenhaftigkeit. Mein Kollege und Freund Thiele hat schon ausgeführt, daß seit Erlaß der Bundesrathsverordnung vom 28. Juni 1899 eine Verimpfung von Mensch zu Mensch unterbliebe; aber es ist auch eine Verschärfung des Zwanges eingetreten. In einer Reihe von Fällen sind Kinder direkt aus der Wohnung der Eltern oder aus der Schule zwangsweise zur Impfung geführt worden. Eine derartige Handlungsweise entspricht keineswegs dem Sinne des Jmpfgesetzes, welches nur verhältnißmäßig geringe Geldstrafen vorsieht. Mit diesen minimalen Geldstrafen, so wurde bei der Berathung des Jmpfgesetzes ausgeführt, sollte sich jeder von der Impfung freikaufen können. Wohin aber sind wir heute gekommen? ...

215 /317
... Es ist ferner von einem der Herren Redner ausgeführt worden, man solle doch denjenigen, der sich nicht impfen lassen wolle und bereit sei, der Gefahr der Pockenerkrankung sich auszusetzen, seinem Schicksal überlassen. Ich gebe ihm zu, daß man solche Leute ruhig dann unbehelligt lassen könnte, wenn sie nur sich selbst durch die unterlassene Impfung schädigen würden. Wer sich nicht impfen läßt, setzt aber nicht nur sich selbst der Gefahr aus, an Pocken zu erkranken, sondern er bildet auch für seine ganze Familie und seine Umgebung eine stete Gefahr; das Gemeinwohl erfordert es daher, daß auch diejenigen geimpft werden, die selbst an die Wirkungskraft der Impfung nicht glauben. Aus Rücksicht auf ihre Mitmenschen müssen auch sie der Impfung sich unterziehen. Der Herr Abgeordnete Thiele hat beanstandet, daß mehrmalige Bestrafungen wegen Impfverweigerung ein-(L) treten können; er hat sogar von Gefängnißstrafe gesprochen. In dem Jmpfgesetz sind keine Bestimmungen enthalten, wonach jemand, der sich oder seine Angehörigen impfen zu lassen unterläßt, zu Gefängniß verurtheilt werden kann. Es ist dort lediglich vorgesehen eine Geldstrafe und eventuell eine Haststrafe von ein bis drei Tagen. Zur Auslegung des Gesetzes sind die Gerichte zuständig, und diese haben dahin entschieden, daß eine wiederholte Aufforderung, die Impfung vornehmen zu lassen, statthast ist, und daß deshalb auch eine Bestrafung wegen jedes erneuten Ungehorsams eintreten kann. Wohin es führen wird, meine Herren, wenn jedermann mit einmaliger Erlegung einer Geldstrafe von drei Mark sich von der Jmpfpflicht sozusagen loskaufen könnte, kann man sich leicht vorstellen. ...
... Die Aerzte begegnen Schwierigkeiten, genug Lymphe zu finden, um die Leute impfen zu können — ein Vorgang, der sicherlich sehr beachtenswerth ist, zumal er sich in England abspielt, wo man bekanntlich den unbedingten Impfzwang nicht kennt. Selbst dort befreundet man sich jetzt anscheinend in weiteren Kreisen mit der Auffassung, daß das Impfen unter Umständen eine wirksame, empfehlenswerthe Schutzmaßregel ist. Ich möchte glauben, daß der Reichstag nicht gut thun würde, wenn er durch die Annahme des Antrags auf Ueberweisung der Petition zur Berücksichtigung den verbündeten Regierungen gerade jetzt nahelegt, in die Schutzmauer, die durch die jahrelangen Impfungen der Bevölkerung aufgerichtet ist und bisher segensreich gewirkt hat, eine Bresche zu legen. Ich bitte Sie deshalb, dem Antrag Thiele und Genossen nicht zuzustimmen. Wenn Sie dem Herrn Reichskanzler die Petitionen als Material überweisen, so wird eine Prüfung derselben erfolgen, und ich kann die Zusage geben, daß, wenn die Petitionen brauchbare Vorschläge zur Verstärkung des Schutzes gegen Gesundheitsschädigung bei der Impfung enthalten, die Anregungen nicht unberücksichtigt bleiben werden. Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Thiele. ...

216 /317
... Wer vivisektorische Greuel vornimmt, dem sind auch die Jmpfschäden gleichgiltig; für den ist das Impfen ein Experiment; der will einmal sehen, ob es der Betreffende aushält. Das ist keine Wissenschaft! Im übrigen habe ich von Dr. Koch nicht gesagt. daß er gegen die Impfung an sich sei, sondern ich habe (6) gesagt, Dr. Koch hat für werth- und für beweislos die Argumente erklärt, auf welche 1874 das Jmpfgesetz gestützt worden ist. Das waren, wie ich schon erwähnt habe, die bekannten fünf Punkte im Gutachten von Hayl und Simon von 1854. Dann nur noch eins: der Herr Regierungsvertreter hob hervor, und ich gebe ihm darin recht, daß man neuerdings größere Vorsicht walten läßt, daß die Regierung jetzt alles Mögliche thut, um Jmpfschädigungen zu verhindern. Ja, meine Herren, wenn wir Jmpfgegner nicht so gedrängt hätten, wäre heute noch — wenn ich das rechte Wort sagen soll — die Schweinerei vorhanden, daß wir Menschenlymphe überimpfen. Erst durch das Drängen der Jmpfgegner ist es so weit gekommen, und die Regierung sollte uns dankbar sein. Wie lange hat man geleugnet, wie Professor Eulenburg seinerzeit erklärt hat, daß die Uebertragung von Krankheiten durch die Impfung thatsächlich möglich sei! Ebenso wird es mit der Zwangsimpfung sein. Die Regierung glaubt, im Interesse des Gemeinwohls zu handeln, wenn sie der Aufhebung des Impfzwangs widerstrebt. Jeder thut nach seiner besten Ueberzeugung. Aber es wird die Zeit kommen und der Drang immer mächtiger werden, daß Sie endlich einen Impfzwang aufheben, der nichts ist als eine Barbarei und eine Rechtlosmachung des Einzelnen. ...
... Ich habe Ihnen schon vorhin erklärt, ich will Ihnen keinen populären Vortrag halten über das Impfen und über Serumtherapte u. s. w. Ich gehe auch nicht auf die Vivisektion ein und dergleichen. Ich habe nur ums Wort gebeten, um dem Herrn Abgeordneten Reißhaus zu erwidern. Er hat direkt an lv) mich die Frage gerichtet, ob es möglich sei, daß der Dr. Hoppe, oder wie er heißt, binnen drei Minuten drei Kinder untersuchen und impfen könne. Ja, da muß ich ihm die Antwort geben: ich kenne nicht die näheren Thatsachen; aber ebenso muß ich diesem Arzt, der hier von der Tribüne des Reichstags angegriffen wird, ohne daß er sich vertheidigen kann, gegen den Vorwurf der Leichtfertigkeit in Schutz nehmen. Ich glaube, daß die Untersuchungen, die geführt worden sind, bewiesen haben, daß er nicht leichtfertig gehandelt hat. Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Reißhaus. (Bewegung. Zurufe.) Reitzhaus, Abgeordneter: Na, meine Herren; es ist noch nicht so spät, auch muß für die wichtige Sache Zeit vorhanden sein! Der Herr Kollege Endemann hat ja eine ganz treffende Antwort gegeben; denn damit, daß er erklärte, er könne keine Antwort geben, hat er nach meiner Meinung die allerbeste Antwort gegeben. (Widerspruch bei den Nationalliberalen.) Der Herr Vertreter des Reichs-Gesundheitsamts führte aus, wir sollten nicht an den Schutzmauern der Impfung rütteln, gerade der Impfung verdanken wir es, haß wir so wenig Pockenfälle in Deutschland zu verzeichnen haben. Ich möchte darauf Hinweisen, daß dem die Statistik entgegensteht nicht bloß Deutschlands, sondern der verschiedensten Länder. ...






Verhandlungen des Reichstages. - Berlin, 1902
Bd.: 193. 1900/03
Signatur: 4 J.publ.g. 1142 y,A-193

ID: 00002803
217 /317
... Es wurden nun Versuche angestellt, den Kamerun-Kakao mit diesem Pilz zu impfen und eventuell ein Produkt zu erhalten, welches dem Ceylon-Kakao ähnlich wäre. Zunächst wurden ganz frisch aus Forasterosrüchten entnommene Kakaobohnen in Einmachgläsern mit der braunen Flüssigkeit versetzt und durch eine Lage Watte und den darauf gelegten Deckel des Gefäßes so abgeschlossen, daß wohl Luft, aber keine GährungSpilze dazutreten konnten. Der Inhalt der Gläser wurde nun mehrere Tage sich selbst überlassen. Bei den nächsten Kakaoernten wurden alsdann die Bohnen aus den Gläsern unter den frisch gebrochenen Kakao gemengt und das Ganze dann in der sonst üblichen Weise weiter behandelt. Ein anderes Mal wurde durch Ueberdecken des Kakao mit Säcken und einer Lage Sand der Zutritt von einheimischen Gährungspilzen nach Möglichkeit verhindert. Die Versuche wurden gleichzeitig auf der Debundscha-Pflanzung durch Herm Plantagenleiter Linnell und in dem botanischen Garten ausgeführt. Das Resultat war in allen Fällen nicht das gewünschte. Der Kakao zeigte keine Unterschiede von dem in gewöhnlicher Weise präparirten Kamerun-Kakao. Um nun festzustellen, ob vielleicht der aus Ceylon gesandte Pilz gar nicht mehr lebend in Victoria angekommen sei, wurde ein Glas voll geimpfter und ein Glas voll ungeimpfter Kakaobohnen an Herrn Dr. Preyer nach Berlin gesandt, damit durch mikroskopische Untersuchungen festgestellt werden könne, ob der Ceylonpilz noch vorhanden sei und ob er sich von dem Kamerunpilz irgendwie unterscheide. ...

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... Den beiden Bezirken wurde zeitweise ein farbiger Lazarethgehülfe zum Impfen zur Verfügung gestellt. Hierdurch, sowie durch Jsolirung und geeignete Absperrungsmaßregeln gelang es, ein weiteres Umsichgreifen der Pocken zu verhüten. Die über die Dauer der Schutzimpfungen angestellten Beobachtungen ergaben, daß für die hiesige Negerrasse, bei der schon seit Menschengedenken direkte Impfungen mit Blatterngift in ausgedehntem Umfang stattgefunden haben, die Immunität jedenfalls länger als 2 Jahre anhält. Im Ganzen wurden in Klein-Popo und Togo circa 2000 Personen geimpft. Der Verbreitung der Lepra wurde dauernde Aufmerksamkeit gewidmet. Nach Berichten der Missionare und Stationsbeamten hat dieselbe im Innern eine große Ausdehnung gewonnen. Die Eingeborenen kennen sie als infektiös, und angeblich werden die Kranken in vielen Fällen auf der Farm isolirt. Allgemeine sanitäre Maßregeln werden sich erst auf Grund der Berichte, die ein im Innern angestellter Arzt zu erstatten hätte, treffen lassen; z. Zt. scheint zu einer Jsolirung sämmtlicher Leprösen des Schutzgebiets noch keine Veranlassung vorzuliegen. Ein Fall von weit vorgeschrittener Lepra, welcher mit dem Tode endete, wurde im Krankenhaus in Kleinpopo beobachtet. Ferner kamen vier Fälle von tstavus trauwatieus zur Beobachtung. Sie wurden mit Antitaxin behandelt, bei sämmtlichen z. Zt. der Anwendung des Mittels bereits weit vorgeschrittenen Fällen ohne Erfolg. Außerdem wurden von Infektionskrankheiten Masern beobachtet. In den Polikliniken in Lome und Kleinpopo wurden eine Anzahl chirurgischer Fälle, meistens vernachlässigte Wunden und Geschwüre behandelt. ...

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... Zum Schluß möchte ich noch die auch von Herrn Geheimrath Koch mir gegenüber mündlich erwähnte Nothwendigkeit hervorheben, die Bewohner des gesammten Jnselgebiets, wenigstens an den Hafenplätzen, in denen am häufigsten Berührungen mit ankommenden Schiffen stattfinden, mit Schutzpocken zu impfen. Leider ist der Bezug der Lymphe von Java oder Yokohama augenblicklich sehr schwierig, da der norddeutsche Lloyd nach dem Anlaufen der „München in Jap die Fahrt noch nicht wieder aufgenommen hat. Anlage L. HI. UWonsberichte. u) Bismarck-Archipel. Im Bismarck-Archipel üben Missionsthätigkeit aus: 1.1 die wesleyanische Mission mit 3 weißen Missionaren an den 3 Hauptstationen Ulu für Neu-Lauenburg und Neu-Mecklenburg, Kabakada und Raluana für Neu-Pommern. Als Gehülfen wirken 103 Eingeborene aus Neu-Pommern, Neu-Lauenburg, Neu-Mecklenburg, Samoa und Fiji. 2.1 die katholische Mission vom heiligsten Herzen Jesu in Buna Pope auf der Gazelle-Halbinsel (Neu-Pommern) mit 1 Bischof, 17 Priestern, 26 Brüdern, 17 Schwestern, zusammen 61 weißen Mitgliedern und 15 Eingeborenen als Hülfskräften, vertheilt auf 13 Hauptstationen. Die Entwickelungen der Missionen behandeln die nachfolgenden Berichte: 1. Wesleyanische Mission: Am 26. August 1900 feierte die Wesleyanische Mission in aller Stille den Festtag ihrer 25 jährigen Anwesenheit als Vertreterin des Protestantismus im Bismarck-Archipel. Mit dem genannten Datum kam die durch treue Arbeit, mancherlei Kämpfe, doch auch erfreulichen Erfolgen charakterisirte Phase der Begründung des Werkes zum Abschluß. Die Anlage und der Charakter dieses Berichtes erlauben keinen eingehenden Ueberblick über die verflossene Zeitspanne eines Vierteljahrhunderls. ...

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... Es wurden nun Versuche angestellt, den Kamerun-Kakao mit diesem Pilz zu impfen und eventuell ein Produkt zu erhalten, welches dem Ceylon-Kakao ähnlich wäre. Zunächst wurden ganz frisch aus Forasterofrüchten entnommene Kakaobohnen in Einmachgläsern mit der braunen Flüssigkeit versetzt und durch eine Lage Watte und den darauf gelegten Deckel des Gefäßes so abgeschlossen, daß wohl Lust, aber keine GährungSpilze dazutreten konnten. Der Inhalt der Gläser wurde nun mehrere Tage sich selbst überlassen. Bei den nächsten Kakaoernten wurden alsdann die Bohnen aus den Gläsern unter den frisch gebrochenen Kakao gemengt und das Ganze dann in der sonst üblichen Weise weiter behandelt. Ein anderes Mal wurde durch Ueberdecken des Kakao mit Säcken und einer Lage Sand der Zutritt von einheimischen Gährungspilzen nach Möglichkeit verhindert. Die Versuche wurden gleichzeitig auf der Debundscha-Pflanzung durch Herrn Plantagenleiter Linnell und in dem botanischen Garten ausgeführt. Das Resultat war in allen Fällen nicht das gewünschte. Der Kakao zeigte keine Unterschiede von dem in gewöhnlicher Weise präparirten Kamerun-Kakao. Um nun festzustellen, ob vielleicht der aus Ceylon gesandte Pilz gar nicht mehr lebend in Viktoria angekommen sei, wurde ein Glas voll geimpfter und ein Glas voll ungeimpfter Kakaobohnen an Herrn Dr. Preyer nach Berlin gesandt, damit durch mikroskopische Untersuchungen festgestellt werden könne, ob der Ceylonvilz noch vorhanden sei und ob er sich von dem Kamerunpilz irgendwie unterscheide. Kautschuk. Neben dem Kakao nahmen die Kautschuk liefernden Pflanzen das Hauptinteresse in Anspruch. ...


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