... Wir impfen doch nicht deswegen, damit der Mensch geimpft ist, sondern deswegen, damit der Mensch möglichst vor den Blattern geschützt ist. Was die Uebertragung von Syphilis anbelangt, und was etwa das zufällige Erysipelas angeht, so kann das hier dem Zmpfarzte ziemlich gleichgültig sein. Ein Erysipel kann auch kommen auf einen Nadelstich. Aber so viel geht jedenfalls hervor, daß, wie diese Versuche gegenwärtig sind, wir durch animale Lymphe einen so sicheren Schutz noch nicht erzielen können, als durch Impfung von Arm zu Arm. Aber wir müssen darauf hinarbeiten, daß bei den großen Vortheilen, welche die Impfung mit animaler Lymphe ja in der That besitzt, sie vervollkommnet werde, und daß wir dann später auftreten können und sagen: nun ist das Richtige gefunden. Dazu gehören aber, wie auch Herr Geheimrath Dr. Koch sagt, vor Allem noch weitere Versuche. Gegenwärtig mit einer Zwangsimpfung bezüglich der animalen Lymphe vorzugehen, dafür wäre ich niemals, weil wir noch nicht so weit sind; aber Institute gründen, die Versuche fortsetzen, das ist unsere gegenwärtige Aufgabe, und ich glaube, der Antrag, wie er hier steht, hat ja auch zunächst nur dies im Sinne. Herr Dr. Siegel: Meine Herren, der Uebergang von der früheren ausschließlichen Verwendung der humanisirten Lymphe zu der künftigen ausschließlichen Verwendung der animalen Lymphe vollzieht sich unter unseren Augen, wie ganz prägnant aus den uns vorgelegten Karten hervorgeht. Wir in Sachsen haben 1878 2 Prozent aller Erstimpfungen, sowohl der öffentlichen wie der privaten, mit animaler Lymphe gehabt, und im vorigen Zahre hatten wir 33 Prozent. ... ... ein schärferes Auge auf die Privatimpfinstitute zu haben, die des Gelderwerbes wegen impfen und nicht selten eine recht miserable Lymphe herausgeben. Wie die Frage jetzt liegt, und da uns, wie Herr Geheimrath Koch mitgetheilt hat, in den ZK. 2, 3 und 4 Abänderungen in Aussicht gestellt sind, die die Bedenken gegen den imperativen Ausdruck „bat abschwächen, so werde auch ich dem unveränderten Kochschen Antrage zustimmen und möchte empfehlen, daß wir eine möglichste Stimmeneinheit im Interesse der Sache auf diesen ersten Punkt vereinigen. Herr Dr. Vöing: Meine Herren, ich habe zunächst auf das zu antworten, was mir von Herrn Reißner und Herrn Eulenberg in Bezug auf die Zmpfinstitute bemerkt worden ist. Zch habe mich ja selbst sofort rektifizirt, nachdem ich den Ausdruck gebraucht hatte und habe speziell auf Köln hingewiesen. Es würde Unrecht sein, wenn ich ihn auch auf die außerpreußischen Institute ausdehnen wollte, denn darüber habe ich keine persönlichen Erfahrungen. Aber in Bezug auf Köln muß ich bemerken, daß es nach den Aeußerungen des Herrn Geheimrathes Eulenberg selbst schon ziemlich stark ist, wenn die Hälfte aller Aerzte, wie er selbst sagt, sich zu Beschwerden veranlaßt sieht. Dann muß doch etwas daran sein. Außerdem habe ich diese schlimmen Erfahrungen selbst, wenn auch vor längerer Zeit gemacht; einmal habe ich Lymphe bekommen, die völlig unwirksam war. Ein Zahr darauf passirte das meinem Bruder ebenfalls. ...
| Abb. der Originalseite (Image-Nr.: bsb00018455_00127) |